Sianfu

Sianfu
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Hauptstadt der chinesischen Provinz Shaanxi; zum Stadtbezirk Xi’an (西安区) der Stadt Liaoyuan in der Provinz Jilin siehe Xi'an (Liaoyuan); zum Stadtbezirk Xi’an (西安区) der Stadt Mudanjiang in der Provinz Heilongjiang siehe Xi'an (Mudanjiang).
Basisdaten
Provinz: Shaanxi
Geokoordinaten: 34° 16′ 6″ N, 108° 56′ 31″ O
Einwohner: 7,16 Millionen (Ende 2003)
Fläche: 9.983 km²
Bevölkerungsdichte: 717 Einwohner je km²

Xi’an (chin. 西安市, Xī’ān Shì „Westlicher Frieden“), auch Si’an oder Hsi-An (früher: Sianfu), ist die Hauptstadt der chinesischen Provinz Shaanxi und eine der 15 Unterprovinzstädte Chinas. Xi’an besitzt eine nahezu vollständig erhaltene Stadtmauer und war der Ausgangspunkt der Seidenstraße. Die Stadt ist Sitz der Nordwest-Universität und Ausgangspunkt für Besichtigungen der Terrakotta-Armee. Ihre deutsche Partnerstadt ist Dortmund.

Inhaltsverzeichnis

Grundinformationen

Xi’an hat eine Fläche von 9983 km² und ca. 7,16 Mio. Einwohner (2003), davon 3.959.273 (1. Januar 2005) in der Innenstadt.

Xi’an erstreckt sich von 33° 39′ bis 34° 45′ Nord und von 107° 40′ bis 109° 49′ Ost. Es liegt 412 m ü. NN.

Geographie

Klimadiagramm Xi’an

Administrative Gliederung

Auf Kreisebene setzt sich Xi’an aus neun Stadtbezirken und vier Kreisen zusammen:

  • Stadtbezirk Lianhu (莲湖区), 38 km², ca. 590.000 Einwohner (2004);
  • Stadtbezirk Xincheng (新城区), 31 km², ca. 480.000 Einwohner (2004);
  • Stadtbezirk Beilin (碑林区), 22 km², ca. 690.000 Einwohner (2004);
  • Stadtbezirk Baqiao (灞桥区), 322 km², ca. 450.000 Einwohner (2004);
  • Stadtbezirk Weiyang (未央区), 261 km², ca. 400.000 Einwohner (2004);
  • Stadtbezirk Yanta (雁塔区), 152 km², ca. 670.000 Einwohner (2004);
  • Stadtbezirk Yanliang (阎良区), 240 km², ca. 240.000 Einwohner (2004);
  • Stadtbezirk Lintong (临潼区), 898 km², ca. 670.000 Einwohner (2004);
  • Stadtbezirk Chang'an (长安区), 1.583 km², ca. 910.000 Einwohner (2004);
  • Kreis Lantian (蓝田县), 1.977 km², ca. 630.000 Einwohner (2004), Hauptort: Großgemeinde Languan (蓝关镇);
  • Kreis Zhouzhi (周至县), 2.956 km², ca. 630.000 Einwohner (2004), Hauptort: Großgemeinde Erqu (二曲镇);
  • Kreis Hu (户县), 1.213 km², ca. 570.000 Einwohner (2004), Hauptort: Großgemeinde Ganting (甘亭镇);
  • Kreis Gaoling (高陵县), 290 km², ca. 230.000 Einwohner (2004), Hauptort: Großgemeinde Luyuan (鹿苑镇).

Geschichte

Xi’an

Xi’an war unter der Qin-Dynastie die erste Hauptstadt des Kaiserreichs China und im Verlauf von 1120 Jahren, immer wieder Hauptstadt eines Kaiserhauses, meist unter dem Namen Cháng’ān (長安 = Langer Frieden). Das Chang'an der Han-Zeit lag etwa 5 km nordwestlich des heutigen Xi’an und hatte um die Zeitenwende etwa 240.000 Einwohner. 18 n. Chr. wurde die Stadt im Zusammenhang mit dem Aufstand der „Roten Augenbrauen“ verwüstet, woraufhin die Hauptstadt nach Luoyang verlegt wurde. 582 wurde unter einem Sui-Kaiser südöstlich der Han-Stadt, im Bereich des heutigen Xi’an, eine neue Hauptstadt namens Daxing errichtet – damals und während der folgenden Tang-Dynastie (618907 AD) flächenmäßig (88 km²) und mit etwa 1 Million Einwohnern auch sonst die größte Stadt der Welt. Unter den Tang erhielt sie den Namen der alten Han-Metropole zurück: Chang'an. Den Namen Xi’an erhielt die Stadt im Jahre 1369 vom ersten Ming-Kaiser Hongwu, der ebenfalls seine Hauptstadt hierher verlegen wollte, sich aber letztlich für Nanjing entschied. Xi’an wurde mit den archäologischen Ausgrabungen im Jahr 1974 weltbekannt, als über 8000 lebensgroße Terrakottasoldaten in Gefechtsaufstellung entdeckt wurden. Die Grabstätte des Kaisers Qin Shihuangdi (221 v. Chr.209 v. Chr.) (wörtlich: erster Kaiser der Qin, genauer Der Erste der erhabenen, vergotteten Ahnen), der als erster China als Land einte und die Qin-Dynastie begründete, ist heute eine der meistbesuchten Touristenattraktionen in China.

Sehenswürdigkeiten

Mausoleum Qin Shihuangdis

Blick in die überdachte erste Grube der Terracotta-Armee
Terrakotta-Krieger-Restaurierung

Die 1974 von Landarbeitern bei Xi’an entdeckte Grabstätte des Kaisers Qin Shihuangdi ist einer der bedeutendsten archäologischen Funde des zwanzigsten Jahrhunderts. Bereits im Alter von 13 Jahren (246 v. Chr.), kurz nach seiner Thronbesteigung, ließ der Kaiser mit dem Bau seiner Grabstätte beginnen. Während der 36 Jahre dauernden Arbeiten waren bis zu 70.000 Arbeiter gleichzeitig mit dem Bau beschäftigt. Auf einem mehrere Tausend Quadratmeter großen Areal wurde eine Grabkammer, geschützt von einer Armee lebensgroßer Tonsoldaten, der Tonsoldatenarmee (Terrakottaarmee), errichtet.

Terrakotta-Krieger

Während der Regentschaft von Qin Shihuangdi wurden die bis dahin unabhängigen chinesischen Feudalstaaten zum ersten Mal zu einem Großreich vereinigt. Treibende Kraft dieser politischen und militärischen Meisterleistung war der Kanzler des Kaisers, Li Si, einer der fähigsten Staatsmänner in der Geschichte Chinas. Weitere Errungenschaften dieses ersten Kaisers des chinesischen Großreichs waren der Ausbau der Großen Mauer, die Anlage von Überlandstraßen und Kanälen sowie die Verwendung einheitlicher Schrift und Währung. Im Alter von 49 Jahren starb Qin Shihuangdi während einer Inspektionsreise in die Provinz, und wurde in seiner Grabkammer beigesetzt.

Der zweite Sohn des Qin Shihuangdi, Qin Er Shi, der die Herrschaft übernahm, war nicht annähernd so fähig wie sein Vater. Bereits drei Jahre nach dem Tod des Kaisers kam es zu Aufständen, und der Rebellengeneral Xiang Yu verwüstete die Grabstätte (207 v. Chr.). Die Schächte mit den Tonsoldaten wurden aufgebrochen und ein großer Teil der Waffen entwendet. Die Holzwände, welche die Soldaten umschlossen, wurden verbrannt und viele Figuren zerstört. 206 v. Chr. wurde Qin Er Shi getötet und das Ende der Qin-Dynastie war besiegelt.

Anders als die Grabstätte von Qin Shihuangdi wurden die Tonsoldaten in keiner der zeitgenössischen oder späteren Aufzeichnungen erwähnt. Ihre Entdeckung war deshalb selbst für die Fachwelt eine Sensation. Bisher wurden mehr als 3000 Soldaten und Pferde sowie mehr als 40.000 Waffen ausgegraben und restauriert, geschätzte weitere 5000 Figuren sind noch im Erdreich verborgen.

Stadtmauer: Krone

Die Stadtmauer

Die Stadtmauer

Die Stadtmauer von Xi’an wurde zwischen 1374 und 1378 erbaut und in den 1980er Jahren renoviert. Sie ist die größte weitgehend erhaltene Stadtmauer in China. Mit einer Gesamtlänge von insgesamt 13,6 km umschließt sie die Innenstadt von Xi’an. Vom Aufbau her ist sie ein ummauerter Erdwall. Ihre Breite beträgt am Sockel 18 m, an der Krone 12 m. Ihre Höhe beträgt 12 m. Vier Tore (Nordtor, Westtor, Südtor und Osttor) gewährten früher einen durch Zugbrücken geschützten Zugang zu der Stadt. Diese Zugbrücken wurden morgens durch ein Signal des Glockenturms heruntergelassen und am Abend durch ein Signal des Trommelturms wieder hochgezogen.

Die Große Wildganspagode

Die große Wildganspagode

Die Große Wildganspagode war ursprünglich ein Tempel aus der Sui-Dynastie, welcher im Jahre 647 von Kaiser Gaozong (Tang-Dynastie) zu Ehren seiner Mutter ausgebaut wurde. In diesem Tempel lebte der Mönch Xuanzang (玄奘); er war 17 Jahre durch Indien gereist und hatte dort den Buddhismus kennengelernt. Die buddhistischen Schriften, welche er von dieser Reise mitgebracht hatte, übersetzte er in diesem Tempel. Die Geschichte ist in künstlerischer Form im Roman Die Reise nach Westen (西游记 Xi Youji) aus der Ming-Dynastie (Mitte des 16. Jahrhunderts) von Wu Cheng'en (吴承恩) festgehalten worden, den jedes Kind in China kennt und der mehrfach verfilmt wurde. Zum Andenken des Mönches Xuanzang steht hinter der Pagode eine große Bronzeskulptur.

Blick auf den Park

Die Große Wildganspagode besteht aus sieben Stockwerken. Im Inneren befindet sich eine Holztreppe, auf welcher man in die sieben Stockwerke gelangen kann und (bei klarer Luft) eine gute Aussicht genießt.
Der Name Wildganspagode geht auf eine indische Legende zurück: „Einst gab es ein Kloster des Hinayana-Buddhismus, in welchem Mönche auch Fleisch essen durften. Eines Tages gingen die Fleischvorräte zu Ende und einer der Mönche rief; ‚Wir haben kein Fleisch mehr, und Buddha sollte das wissen‘. In diesem Moment fiel eine Gans aus einer Schar Wildgänse, die gerade über das Kloster flogen, tot vom Himmel. Die erschrockenen Mönche – im Glauben, Buddha selbst habe sich geopfert – errichteten der Gans eine Pagode“.

Die Große Moschee

Xi’ans muslimisches Viertel beherbergt die 1250 Jahre alte Große Moschee von Xi'an (Da Qingzhensi).

Das heutige Gebäude wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet, wobei es schon früher Moscheen am selben Ort gegeben haben soll. Das Gebäude ist dem chinesischem Baustil angepasst und von Gärten umringt. Die Moschee von Xi’an ist eine der größten Moscheen Chinas. Der Vorhof ist für die Öffentlichkeit zugänglich, die Gebetsräume sind Muslimen vorbehalten.

Trommelturm

Der Trommelturm

Der Trommelturm stammt aus dem 14. Jahrhundert. In früheren Zeiten, als die Stadtmauer nachts verschlossen war, wurde abends durch den Trommelschlag das Hochziehen der Zugbrücken an den vier Toren veranlasst.

Der Glockenturm

Glockenturm

Der Glockenturm befindet sich im Kreuzungspunkt der zwei Straßen, welche vom Nord- zum Südtor bzw. vom Ost- zum Westtor verlaufen. In früheren Zeiten, als die Stadtmauer nachts verschlossen war, wurde morgens durch den Schlag dieser Glocken das Herunterlassen der Zugbrücken an den vier Toren veranlasst.

Die Kleine Wildganspagode

Die Kleine Wildganspagode ähnelt der Großen Wildgans-Pagode zwar sehr. Sie ist jedoch mit 43 m Höhe um 21 m niedriger, hat aber trotzdem insgesamt 13 Geschosse, also sechs Etagen mehr. Aus diesem Grund sind auch die einzelnen Etagen äußerst niedrig und der Aufstieg ist sehr eng.

Der Xingjiao-Tempel

Der Xingjiao-Tempel ist am Fuße des Shaoling-Plateaus gelegen, 20 km südlich von Xi’an. Er ist berühmt als Grabstätte des Xuanzang. Der Kaiser Tang Suzong hinterließ eine Kalligraphie mit zwei Zeichen auf der Stupa, die in etwa „Blühendes Lehren“ (Xingjiao) bedeuten. Nach diesen wurde der Tempel benannt.

Die Stele von Xi’an (im Stelenwald von Xi'an)

Bekannt auch als Xi’an-Monument, stellt die Stele mit Inschriften eines der ältesten Zeugnisse christlicher Mission (Nestorianismus) in China dar.

Geschichtsmuseum der Provinz Shaanxi

Das neue Banpo-Museum

Das jungsteinzeitliche Dorf Banpo

Das Museum ist seit Anfang 2007 wieder geöffnet.

Das Nachtleben

Nicht zu vergleichen mit den Bar- und Kneipenstraßen Beijings und Shanghais, gibt es auch in Xi’an eine Straße mit Kneipen, Bars, Teehäusern und Cafés. Die sogenannte Coffee Bar Street liegt parallel zur Nan Da Jie (南大街) und bietet jedem Vergnügnungslustigen die Art von Unterhaltung, die er wünscht.

Zudem gibt es im Stadtzentrum in der Nähe des Glockenturms einige Diskotheken und Bars (zum Teil mit Livemusik).

Siehe auch: Pyramiden von China

34.268333333333108.941944444447Koordinaten: 34° 16′ N, 108° 57′ O

Persönlichkeiten

Siehe auch

Zwischenfall von Xi'an

Weblinks


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