Sickenhofen

Sickenhofen
Sickenhofen
Koordinaten: 49° 58′ N, 8° 59′ O49.9719444444448.9838888888889118Koordinaten: 49° 58′ 19″ N, 8° 59′ 2″ O
Höhe: 118–122 m ü. NN
Einwohner: 1.529 (31. Aug. 2011)
Eingemeindung: 1. Jan. 1977
Postleitzahl: 64832
Vorwahl: 06073
Sickenhofen (Hessen)
Sickenhofen
Sickenhofen

Sickenhofen ist einer der fünf Stadtteile von Babenhausen im Landkreis Darmstadt-Dieburg im Süden von Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Ort liegt 129 m über NN, 8 km nordöstlich von Dieburg an dem Flüsschen Gersprenz in der Region Starkenburg vor den ersten Ausläufern des nördlichen Odenwaldes. Im Nordosten des Ortes liegt der Hardt-See, der dem Kiesabbau dient. Zwischen dem Ort und dem See verlaufen die Bundesstraße 26 und die Rhein-Main-Bahn in ihrem Abschnitt von Darmstadt Hauptbahnhof nach Aschaffenburg Hauptbahnhof, allerdings ohne einen Haltepunkt in Sickenhofen.

Geschichte

Territorialgeschichte

Die älteste Erwähnung des Dorfes stammt aus dem 11. Jahrhundert. Damals hatte die Abtei Seligenstadt Besitz im Dorf. Das Dorf besaß Anteil an der Mark Babenhausen, war Bestandteil des Amtes Babenhausen und gehörte zum Land- und Zehntgericht Altdorf.

Ursprünglich befand sich das das Amt Babenhausen mit dem Dorf Sickenhofen wohl im Besitz der Familie Hagen-Münzenberg. Adelheid von Münzenberg, Tochter Ulrichs I. von Münzenberg, heiratete noch vor 1245 (das genaue Jahr ist nicht überliefert) Reinhard I. von Hanau. Als Heiratsgut brachte sie unter anderem das Amt Babenhausen mit, das seitdem zu Hanau gehörte, und mit ihm Sickenhofen. Bei der Teilung der Grafschaft Hanau 1458 fiel der Ort zusammen mit dem Amt Babenhausen an die Grafschaft Hanau-Lichtenberg.

Seit Ende des 13. Jahrhunderts besaßen die Herren von Groschlag den Ort als Lehensträger von den Herren und Grafen von Hanau. 1438 verpfändet Heinrich Groschlag den Ort an den Grafen von Katzenelnbogen.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736, erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Aufgrund der Intestaterbfolge fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg an den Sohn der einzigen Tochter von Johann Reinhard III., Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt. Umstritten zwischen den beiden Erben war die Zugehörigkeit des Amtes Babenhausen und seiner Dörfer zu Hanau-Münzenberg oder zu Hanau-Lichtenberg. Es kam darüber fast zu einer kriegerischen Auseinandersetzung der beiden Hessen. Die Auseinandersetzung konnte erst nach einem langjährigen Rechtsstreit vor den höchsten Reichsgerichten 1771 mit einem Vergleich beendet werden, dem so genannten Partifikationsrezess. Sickenhofen wurde darin Hessen-Kassel zugesprochen. Nach dem Aussterben der Groschlag 1799 fiel der Ort an Hessen-Kassel als den nunmehrigen Lehnsherren zurück. 1807 kam das Amt Babenhausen mit Sickenhofen unter französische Verwaltung. 1811 wurde es dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen. Es gehörte dann zu folgenden übergeordneten Verwaltungseinheiten:

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen kam Sickenhofen zum 1. Januar 1977 zur Stadt Babenhausen.

Ortsname

Die Schreibweise des Ortsnamens wechselte mehrfach:

  • Cicgenhouon (11. Jh.)
  • Siggenhoven (1246)
  • Sickinhoven (1297)
  • Syckinhouen (1340)
  • Sickenhobin (1346)
  • Syckenhofen (1371)
  • Sickenhoffen (1427)
  • Sickenhoeffen (1431)
  • Sickhofen (1527)

Einwohnerstatistik

  • 1829: 446 Einwohner
  • 1939: 527 Einwohner
  • 1961: 748 Einwohner
  • 1970: 967 Einwohner

Religion

Kirche

Bis 1360 war die Ortskirche eine Filialkirche der Kirche in Dieburg. Seit dem besteht eine Pfarrei mit eigenem Pfarrer. Das Patrozinium lag bei den Aposteln Philipp, Jacobus und Simon Petrus und einem Heiligen Marcellinus. Das Kirchenpatronat lag bei den Herren und Grafen von Hanau und war als Bestandteil des Lehens an die Groschlag von Dieburg vergeben. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat.

In den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts führte Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg in Sickenhofen die Reformation lutherischer Prägung ein. Die heutige evangelische Kirche wurde 1829-31 unter dem Landbaumeister Georg Lerch errichtet.

Jüdische Gemeinde

Von etwa 1600 bis 1938 gab es im Ort eine jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge und einem jüdischen Friedhof, auf dem sich heute noch 139 Grabsteine befinden.

Wirtschaft

Um 1350 gehört die Mühle im Ort den Winter von Wasen. Sie Bestand noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Weblinks

Literatur

  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29 (1966), S. 152f.
  • Siegfried Enders: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland - Kulturdenkmäler in Hessen – Landkreis Darmstadt-Dieburg. Braunschweig 1988, ISBN 3-528-06235-5, S. 105ff.
  • Max Herchenröder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dieburg. 1940, S. 281f.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 672ff.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 192.



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