Siebel Si 204

Siebel Si 204
Siebel Si 204
Siebel Si 204, Flug Museum Prag Kbely
Typ: Passagierflugzeug
Entwurfsland: Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Hersteller: Siebel Flugzeugwerke
Erstflug: Mai – September 1940
Produktionszeit: April 1942 bis 31. Januar 1945
Stückzahl: 1.216 (mit Prototypen)


Die Siebel Si 204 war ein deutsches Schul-, Verbindungs- und leichtes Transportflugzeug während der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Die Si 204 war ursprünglich als Passagierflugzeug für zwei Besatzungsmitglieder und acht Passagiere für die Deutsche Lufthansa vorgesehen. Die Entwicklung dieses Ganzmetallflugzeuges begann 1938 als Staatsauftrag bei der Firma Siebel in Halle in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Lufthansa. Nach dem Kriegsbeginn wurde der Entwicklungsschwerpunkt auf ein Blindflug-Schulflugzeug mit Vollsichtkanzel gelegt. Lediglich die ersten beiden Prototypen wurden als Reiseflugzeuge mit Stufenkanzel fertiggestellt. Der Erstflug der V1 fand vor September 1940 (eventuell am 25. Mai 1940), der der V2 vor Februar 1941 statt. Der dritte Prototyp wurde vom Reiseflugzeug zum Blindflug-Schulflugzeug mit Vollsichtkanzel umkonstruiert. Aufgrund dieser Arbeiten verzögerte sich der Erstflug erheblich (vermutlich bis Ende 1941).

Wegen der Auslastung der Siebel-Werke durch den Bau der Ju 88 wurden nur die 15 Prototypen in Halle fertiggestellt. Das Reiseflugzeug A-1 und die zugehörige Vorserie wurde bei SNCAN in Frankreich zwischen April 1942 und November 1943 produziert. Die Firma ČKD/BMM (Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik) im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren begann mit dem Bau der Vorserie D-0 (45 Flugzeuge) im Januar 1943. Die Serie D-1 lief im März 1943 bei Aero an, bei ČKD vermutlich im Juni 1943. Ab August 1943 lieferte auch SNCAN die ersten Flugzeuge der Serie D-1. Im Oktober 1944 startete Aero die Fertigung der Serie D-3, die sich durch Holztragflächen sowie Leitwerksteile aus Holz von der D-1 unterschied. In Frankreich lief die Serie D-1 nach 53 gebauten Flugzeugen im August 1944 aufgrund der Kriegsereignisse aus, so dass insgesamt 168 Si 204 bei SNCAN gebaut wurden. BMM baute das Flugzeug bis Oktober 1944, um dann auf Ersatzteilfertigung umzuschalten. Geplant war, dass die D-1 bei Aero im März 1945 nach 486 gebauten Flugzeugen auslaufen sollte, während gleichzeitig die D-3 mit 30 Flugzeugen pro Monat weiterlaufen sollte. Die Produktion bei Aero endete aber vermutlich schon nach 541 gebauten Flugzeugen im Januar 1945. Damit sind 1.216 Si 204 inklusive der Prototypen produziert worden.

Nach dem Kriegsende lief in der Tschechoslowakei die Produktion bei Aero nochmals an und wurde bis 1949 fortgesetzt. Von den beiden Trainerversionen Aero C-3A und C-3B, der Passagierausführung C-103 sowie dem militärischen Transporter D-44 entstanden insgesamt 179 Maschinen.

Motorgondel einer NC.701 von SNCAN mit dreiblättrigem Propeller, Luftfahrtmuseum Rechlin

Bauzahlen der Si 204 bis 31. Januar 1945:

Version Siebel SNCAN BMM/ČKD Aero SUMME
Prototypen 15       15
A-0   30     30
A-1   85     85
D-0     45   45
D-1   53 447 ca. 477 ca. 977
D-3       ca. 64 ca. 64
SUMME 15 168 492 541 1.216


Die Verwendung der Si 204 D erfolgte vorwiegend bei den B- und C-Schulen sowie beim FÜG 1, dort eventuell als Taxiflugzeug für Besatzungen, die Flugzeuge an Kampfeinheiten überführt hatten. Der Einsatz auf den Blindflugschulen lässt sich nur vereinzelt, auf den Luftnachrichtenschulen gar nicht nachweisen. Die Si 204 A wurde häufig bei Verbindungsstaffeln und Flugbereitschaften eingesetzt, aber auch bei Schulen. Im Juni 1944 wurden fünf Si 204 aus der laufenden Serie zum Nachtschlachtumbau abgegeben, denen aber keine weiteren Flugzeuge folgten. Eventuell waren diese Flugzeuge für den Umbau in eine Nullserie E-0 vorgesehen. Es erfolgte aber sicherlich kein Einsatz als Behelfskampfflugzeug in der Nachtschlachtrolle.

Auch die Lufthansa flog mindestens vier Si 204: Die V1 D-AEFR wurde von März bis Mai 1941 bei der DLH Prag erprobt. Vom Frühjahr 1942 bis Frühjahr 1943 wurde die V2 D-ASGU im Liniendienst eingesetzt. Beim Kriegsende blieb eine Si 204 D mit dem Namen „Rhein“ in Tempelhof stehen, eine weitere in Enns in Österreich.

Prototypen der Si 204:

Version Motor Verwendung Erstflug Verbleib
V1 As 410 Musterflugzeug A Reise vor September 1940 taucht Nov. 1942 nicht mehr auf, verschrottet?
V2 As 410 Musterflugzeug A Reise vor Februar 1941 26. Februar 1944 Absturz E-Stelle Rechlin
V3 As 410 Blindflug-Schulflugzeug vor Februar 1942 1. Juni 1942 Absturz E-Stelle Rechlin
V4 As 411 Blindflug-Schulflugzeug vor November 1942  
V5   Bruchzelle    
V6 As 410 Erprobung As 410 Dezember 1942  
V7 As 410 Wetterflugzeug    
V8 As 410 allg. Flugerprobung    
V9 As 410 allg. Flugerprobung   30. Juni 1943 Bruch Schule C-16 Burg
V10 As 410 allg. Flugerprobung    
V11 As 410 allg. Flugerprobung    
V12 As 410 allg. Flugerprobung   13. März 1944 Absturz E-Stelle Rechlin
V13 As 410 allg. Flugerprobung    
V14 As 411 Musterflugzeug D-2    
V15 As 411 Erprobung As 411    
V16 As 402 Erprobung As 402   aus A-Serie
V19 As 411 Erprobung As 411   aus A-Serie, 27. Februar 1943 an Rechlin geliefert

Quellen: Archivalien des Bundesarchiv/Militärchiv Freiburg und des Lufthansa-Archiv, Köln

Technische Daten der Siebel Si 204D

Kenngröße Daten
Im Einsatz 1943 bis 1945
Hersteller Siebel Flugzeugwerke
Spannweite 21,22 m
Länge 11,95 m
Höhe 4,24 m
Leergewicht 3.920 kg
Startgewicht 5.400 kg
Besatzung zwei Mann und bis zu fünf Schüler
Höchstgeschwindigkeit 350 km/h
Dienstgipfelhöhe 7.500 m
Normale Reichweite 1.800 km
Triebwerke zwei luftgekühlte hängende 12-Zylinder-V-Motoren Argus As 411 mit je 575 PS

Weblinks

Siehe auch


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