Siegmar von Schultze-Galléra

Siegmar von Schultze-Galléra

Siegmar Baron von Gallera, auch Schultze-Galléra (* 6. Januar 1865 in Magdeburg; † 15. September 1945 in Halle-Nietleben) war ein deutscher Schriftsteller und Heimatforscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde als Siegmar Schultze geboren, jedoch 1904 von Baron Arthur von Galléra adoptiert. Schultze-Galléra studierte Germanistik, alte Sprachen, Geschichte und Rechtswissenschaften in Halle. Nach Promotion 1887 und Habilitation 1892 war er als Privatdozent an der Universität Halle tätig. 1943 wurde seine Dozentur wegen »nichtarischer Abstammung« für »erloschen« erklärt.[1]

Ab etwa 1910 widmete er sich der Heimatgeschichte der Stadt Halle und des Saalkreises. Er verfasste 26 Bücher und ca. 1000 Zeitungsartikel zu heimatgeschichtlichen Themen.

Bedingt durch den namensgeschichtlichen Hintergrund existieren diverse Namen, unter denen er publizierte. Seine Habilitationsurkunde an der Universität Halle weist noch den Namen Schultze aus. Später benutzter er sowohl die Namenskombination Schultze-Gallera wie auch Baron von Gallera oder auch das Pseudonym „Aigremont“.

Schultze-Galléra gehört zu den Begründern einer wissenschaftlichen Regionalgeschichte. Obwohl auch heute noch gern aus seinen Werken zitiert wird, sind viele seiner Schriften überholt. Fehlende Quellenangaben ermöglichen es teilweise nicht, die von ihm aufgestellten Hypothesen nachzufragen. Zu diesem Phänomen merkt sein internes Tagebuch Aus meinem Leben an, dass er befürchtete, andere Kollegen könnten ihm seine wissenschaftliche Arbeiten streitig machen.[2]

1893 heiratete er Lucia Lözius, die Tochter eines Pferdehändlers, welcher in Halle eine Rennbahn baute, die später zum Walhalla-Theater umgebaut wurde. Der Sohn Karl Siegmar Baron von Galéra war ebenfalls Historiker und „ein nationalsozialistischen Bestsellerautor“.[3]

Schultze-Galléras Grab befindet sich auf dem Friedhof der Wüstung Granau, die heute zu Nietleben, einem Stadtteil von Halle (Saale), gehört.

Ehrung

Schultze-Gallera-Tafel Halle-Granau

Im Jahr 1999 benannte die Stadt Halle ihm zu Ehren im Stadtteil Halle-Nietleben einen Weg.

An der Innenseite der Nordwand der Kirchenruine Granau befindet sich eine Gedenktafel anlässlich des 100. Geburtstages, geschaffen von Martin Wetzel 1967.

Namensgeschichte

Der Name „Schultze“ geht auf einen sechs Generationen währenden Kampf der Familie um die Rückgabe des Namens zurück, unter dem sie im mitteldeutschen Raum als eine der Saalkreisfamilien bekannt wurde: Aus dem Winckel. Des Namens verlustig ging die Familie im 18. Jahrhundert durch eine politisch und konfessionell nicht akzeptierte Liebesheirat von Christian Wilhelm Freiherrn aus dem Winkel-Schierau und Christine Elisabeth Maria Reichsgräfin von Anhalt. Mit der Adoption durch Arthur Baron von Gallera im Jahre 1904 wurde gemäß dem Familienverständnis das als rechtswidrig empfundene Verbot, den Namen weiter zu führen, beseitigt. Rein namensrechtlich gesehen besteht die Familie heute als „Barone von Gallera“ und „Freiherrn aus dem Winkel-Schierau“ weiter.

Werke

  • Die Körperkultur der antiken und modernen Menschheit. Ernst Trensinger Verlag, Halle an der Saale 1908.
  • Die Burg Wettin und die Wettiner. 1912.
  • Die Unterburg Giebichenstein, mit Berücksichtigung der Oberburg und der Alten Burg. Otto Hendel Verlag, Halle a.S. 1913.
  • Englands Krieg, Infamie, Gericht. 1914.
  • Schön Ännchen von Gottgau. Eine alte Sage aus dem Saalkreise nebst einem Nachwort. 1914.
  • Giebichenstein. Alte Burg, Oberburg und Unterburg. Eine ausführliche Widerlegung des Herrn Rauchfuß nebst neuen Beiträgen. 1914.
  • Wanderungen durch den Saalkreis. 5 Bände, 1913, 1914, 1920, 1921, 1924.
  • Der Hüttenmeister von Dornitz. Eine Geschichte aus dem Saalkreise zur Zeit des 30jährigen Krieges. 1915.
  • Auch einer? Ein Dank an meine Freunde. 1920.
  • Die Juden zu Halle im Mittelalter. 1922.
  • Die Sagen der Stadt Halle und des Saalkreises. 1922.
  • Topographie der Burg Wettin nach neueren Forschungen. In: Kalender für Halle. 1922.
  • 100 Jahre Rittergutsgose. 1924.
  • Das mittelalterliche Halle. 2 Bände, 1925.
  • Die Burg Wettin : Ihre Baugeschichte und ihre Bewohner. Verlag Wilhelm Hendrichs, Halle an der Saale 1926.
  • Die alten und auch neuen Gasthöfe von Halle - Ihre Namen, Wahrzeichen und Geschichte. 1928.
  • Schloß und Bad Seeburg und Umgebung nebst dem ehemaligen Salzigen See. 1928.
  • Die Stadt Halle. Ihre Geschichte und Kultur. Ein Buch für Haus und Schule. 1930.
  • Kurze Geschichte und Beschreibung der Burg Wettin nebst Wettiner Sagen. 1930.
  • Hallisches Dunkel- und Nachtleben im 18. Jahrhundert. 1930.
  • Halle im Rokoko. Ein Stadtkulturbild aus der Zeit Friedrichs des Großen. 1930.
  • Die Häusernamen und Häuserwahrzeichen der Privathäuser, Gasthöfe, Salzsiedehäuser, Apotheken und Logen in Halle. 1931.
  • Der Giebichenstein als Gesamtburg. Alte Burg, Oberburg und Unterburg. 1933.
  • Der Petersberg und sein Augustiner Chorherrenstift. 1933.
  • Die Hallesche Heide einst und jetzt und der Lintbusch als ehemaliger städtischer Besitz. 1933.

Einzelnachweis

  1. catalogus-professorum-halensis
  2. Quelle hierzu ist das Familienarchiv der Familie von Gallera/Aus dem Winkel. Dieses war bis 1990 vor dem Zugriff durch die DDR-Behörden in Gewölben des Schlosses Burgscheidungen untergebracht und wurde der Familie 1990 überstellt durch Übergabe an den damaligen Chef des Hauses, Herman Gero Baron von Gallera, Enkel von Siegmar Baron von Gallera.
  3. catalogus-professorum-halensis. So zum Beispiel Adolf Hitlers Weg zur Macht: Dt. Geschichte vom Sommer 1932 bis Herbst 1933 / Karl Siegmar Baron von Galéra DNB. Weitere Titel vor 1945: Das junge Deutschland und das dritte Reich (1932); Führer und Volk (1933); Deutschlands Schicksalsweg 1919–1939 (1940) und andere.

Weblinks


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