Sieltief

Sieltief
Baumhöhle und Ständersiel

Ein Siel ist ein verschließbarer Gewässerdurchlass in einem Deich. Es ist Teil eines Entwässerungssystems des hinter dem Deich gelegenen Binnenlandes, besonders in Marschgebieten. Viele Ortsnamen entlang der ostfriesischen Küste haben als Hinweis auf die dortigen Anlagen die Endung "-siel" (Neßmersiel, Bensersiel, Neuharlingersiel, Greetsiel, …). Es gibt heute auch im Binnenland gelegene Sielorte, da sich durch Eindeichungen in früheren Jahrhunderten die Küstenlinie verschoben hat. Betrieben werden Siele der zweiten Deichlinie durch die Sielacht. Sielbauwerke in der 1. Deichlinie (Seedeiche) an Nord- und Ostsee werden vom Land Schleswig-Holstein betrieben: dem LKN-SH mit Hauptsitz in Husum / Nordfriesland.

Das in Entwässerungsgräben angesammelte Niederschlagswasser fließt durch Sielzug und Vorfluter (auch: Tief) zum Sielbauwerk. Ein Sielbauwerk besteht in der Regel aus:

  1. dem von außen sichtbaren Sielgebäude,
  2. dem Antriebsraum und der Hubschützkammer (im Inneren des Sielgebäudes),
  3. der Sielkammer mit dessen Ein- und Auslaufbauwerken (Verbindungs"tunnel" zwischen Vorflut und See).
Sielbauwerk in Hooksiel, (Landseite)
Borssumer Siel in Emden, Wasserseite mit Blick auf die Ems

Die Sielkammer ist der eigentliche Durchlass des Wassers vom Binnenland zur See und führt unter dem Deich durch. Die Tore eines Sieles sind je nach Wasserstand geöffnet oder geschlossen. Somit kann Wasser aus dem Binnenland aufgestaut werden bzw. frei abfließen.

Bei Flut schließen sich die seeseitig angeordneten Tore eines Sieles automatisch durch den Druck des von See auflaufenden Wassers und öffnen sich wieder bei steigendem Innendruck, wenn bei eintretender Ebbe der Wasserstand des Flusses oder Meeres unter den Binnenwasserstand fällt. Die Tore werden in der Regel als Anschlagtore ausgeführt, jedoch existieren auch vereinzelt Stemmtore. Die Tore dienen der 1. Deichsicherheit.

Als 2. NT Deichsicherheit ist in der Regel ein Hubschütz (= Verschlussvorrichtung im Wasserbau zur Regelung des Wasserdurchlaufs in offenen Wasserleitungen beziehungsweise zum Verschluss eines Wehres) aus Hartholz angeordnet, welches über die Schützkammer mit dem Schützraum verbunden ist und bedient wird.

Anstelle von Sielen werden auch Schöpfwerke (Pumpstationen) verwendet, die das Wasser aus den Sielzügen außendeichs pumpen.

In Hamburg bezeichnet man mit Siel auch die öffentlichen Entsorgungskanäle für Schmutz-, Misch- und Regenwasser, da diese nach dem gleichen Prinzip der oben genannten Siel ihre Abwässer in die Vorfluter gegeben haben, als es noch keine Klärwerke gab.

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