Simon Graf von Wimpffen

Simon Graf von Wimpffen
Simon Alfons Franz Reichsgraf von Wimpffen (um 1910)
Schloss Fahrafeld (um 1900) [Anm. 1]

Simon Alfons Franz Graf von Wimpffen (* 21. August 1867 in Vöslau in Österreich; † 11. April 1925 in Wien) war Gründer des Kurbetriebs in Neuhaus bei Weissenbach an der Triesting in Niederösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Er war der Sohn des Grafen Viktor von Wimpffen (* 24. Juli 1834[1], † 22. Mai 1897[2]) und der Gräfin Anastasia von Wimpffen[Anm. 2], geborene Freiin von Sina zu Hodos und Kizdia, Enkelin des Georg Freiherrn von Sina, seit 1833 Besitzer der Güter Neuhaus, Fahrafeld und Arnstein. Am 30. Mai 1890 ehelichte er Karoline Gräfin Széchenyi, Tochter von Gyula Graf Széchenyi und Karoline Gräfin von Zichy-Ferraris. Die Ehe war kinderlos und wurde später getrennt; der Graf blieb zeitlebens alleinstehend.

Um 1889 begründete Wimpffen einen eleganten Kurbetrieb in dem heute zu Weissenbach an der Triesting gehörenden Neuhaus, wo er drei große Hotels und dreißig luxuriös eingerichtete Villen sowie noch 1913 eine Rollschuhhalle erbauen ließ. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges scheiterte das Unternehmen.

Wimpffen hatte riesige Besitzungen in Ungarn und daher die finanzielle Möglichkeiten, das Projekt Neuhaus zu forcieren[Anm. 3]. Seine Ahnen waren ungarischer Abstammung; Stammschloß in Österreich war Schloss Kainberg[3] bei Graz. Der Graf lebte während der Bauzeit auf Schloss Fahrafeld[Anm. 4], war aber sehr oft in Neuhaus anzutreffen, wo er später zeitweise im Herrenhaus wohnte.

Wimpffen plante, seinen Neffen Simon als Erben einzusetzen, doch fiel dieser 1918 an der italienischen Front. Mit Ende des Ersten Weltkrieges wurde Ungarn selbständig, und der Graf verlor sämtliche großen ungarischen Besitzungen. Den Güterkomplex Neuhaus, Fahrafeld und Arnstein übernimmt sein Neffe Georg Graf Wimpffen (1896–1968)[Anm. 5], ein Sohn seines Bruders Siegfried Graf von Wimpffen (1865-1936).

Simon Graf Wimpffen verließ um 1920 den Ort seines Wirkens und lebte fortan teils im Palais Sina in Wien, teils in seiner Villa in Mauer bei Wien, wo er, seit Langem zuckerkrank[4], am 11. April 1925 verstarb. — Er liegt auf dem Hietzinger Friedhof, Wien, begraben, wo das Mausoleum folgende Inschrift trägt:

„Hier ruht in Frieden / Simon / Reichsgraf / von Wimpffen / geb. am 21. August 1867 / gest. am 11. April 1925 / Obltn. d. K. u. K. Husarenregiments, / erbl. Mitglied des ungar. Magnaten- / hauses, Ritter des Großkreuzes / vom Franz-Josefs-Orden.“

Beiträge zum Ausbau von Neuhaus und Umgebung

Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus Listen, an deren Stelle besser Fließtext stehen sollte.
  • 1896 Ankauf des Gutshofes, dessen Um- und Ausbau zum Herrenhaus
  • 1891 Turmuhr (gestiftet von Gräfin Karoline von Wimpffen)
  • 1893–1896 Wasserleitung; drei Sammelbehälter in Kienberg (1 km östlich der Ortsmitte von Neuhaus)
  • 1895 Bau der dreistöckigen Josef-Leitner-Warte auf dem Peilstein durch den Niederösterreichischen Gebirgsverein, Sektion Baden; der Graf stellt dafür das gesamte Bauholz unentgeltlich zur Verfügung
  • 1895–1896 Anlegen von Teich und Bad
  • 1895–1897 Hotel Stephanie erbaut; Eröffnung am 1. Juni 1897
  • 1895–97 Bau der 26 Alten Villen
  • 1896 Hölzernes Friedhofskreuz, gestiftet von Gräfin Karoline
  • 1896 Kauf und Abtragung des Pferdestalls Lechner (Gasthaus) für den Bau eines k. u. k. Postamtes und einer Frisierstube
  • 1896 Wasserkraftwerk in Fahrafeld liefert elektrischen Strom ins Schloss Fahrafeld
  • 1897 Elektrizität für das Herrenhaus in Neuhaus
  • 1897 Gastwirt Lechner verlegt seinen Betrieb in das Erdgeschoß des Herrenhauses
  • 1897 drei Parkanlagen, zwei Musikpavillons, Springbrunnen werden geschaffen
  • 1900 Wasserhochbehälter am Karnerfeld; Pumpenhaus im Tal
  • 1900 Elektrischer Strom in den Alten Villen
  • um 1900 Eisteich nach kurzem Bestehen aufgelassen (Eis nun vom großen Teich)
  • um 1900 Gräfliche Fleischbank (vorher schon Zimmerei) im Forsthaus; Großschlächterei in Fahrafeld, später auch Wäscherei
  • 1910 Der Graf übernimmt den Gastbetrieb in Eigenregie mit Pächtern und nennt das Gebäude ab nun Hotel Neuhaus
  • 1910–1912 Tiergarten in Gadenweith, Weissenbach an der Triesting, Haselbach und Wolfgeist (beide Gemeinde Pottenstein)
  • 1910–1911 Kauf und Abtragung des Gasthauses Lechner sowie mehrerer Bauernhäuser
  • 1911 Neue Frisierstube (Haus Nr. 88)
  • 1911–1912 Hinter den Alten Villen Bau der 20 Lufthütten: kleinen, Wochenendgästen als Unterkunft dienenden Holzhäusern. (Nur eine Lufthütte übersteht den Zweiten Weltkrieg.)
  • 1911–1912 Bau der 11 mit Strom versorgten Neuen Villen,
  • 1911–1913 Bau der Heilanstalt
Das renovierte Curhotel d’Orange in Neuhaus im Jahr 2005
  • 1911-13 Curhotel d’Orange errichtet
  • 1912 Dr. Geza Lanyi wird Leibarzt des Grafen
  • 1912 Kegelbahn hinter dem Hotel Neuhaus
  • 1913 Bau des Bahnhofhotels an der Kreuzung zu Fahrafeld (300 m östlich des Bahnhofs Weißenach-Neuhaus)
  • 1913 Pferdestall und 10 Garagen zwischen Nöstacher- und Schwarzenseer Straße; eigenes Gestüt und Rennbahn hinter dem Schloss Fahrafeld
  • 1913 Erster Glassalon für Festlichkeiten (Holzbau)
  • 1913–14 Rollschuhhalle und zwei Tennisplätze
  • 1914 Gedeckter Verbindungsgang zwischen Hotel Stephanie und Heilanstalt
  • 1914 Kaffeehaus mit Verbindungsgang zum Curhotel d’Orange; das Postamt wird abgetragen und in die Villa Weinberg verlegt
  • 1916 Vom Peilstein nach Neuhaus führende Rodelbahn angelegt
  • 1917 Der Glassalon brennt ab und wird sofort wieder aufgebaut
  • 1920–1921 Elektrischer Strom für Neuhauser Bewohner
  • 1921 Elektrische Straßenbeleuchtung durch die Gemeinde errichtet mit Strom vom gräflichen E-Werk in Fahrafeld

Literatur

  • Bernhard Mader: Neuhaus – Auszug aus der Chronik von Burg und Ort. In: Festschrift zur Markterhebung der Gemeinde Weißenbach an der Triesting 1981. Weissenbach an der Triesting 1981, S. 26–31.
  • Bernhard Mader: Ortsteil Neuhaus im Wienerwald. In: Alfons Brammertz: Heimatbuch der Marktgemeinde Weissenbach an der Triesting – von einst bis heute. Marktgemeinde Weissenbach, Weissenbach 1986, S. 198 f. [5]

Einzelnachweise

  1. Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, 56. Teil, Wien 1888, S. 260 f.
  2. Kleine Chronik. (…) † Graf Victor Wimpffen. In: Neue Freie Presse, Abendblatt (Nr. 11764/1897), 24. Mai 1897, S. 1, unten links. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  3. Kainberg auf burgen-austria.com, abgerufen am 3. Juni 2010
  4. Brammertz: Heimatbuch, S. 201
  5. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.

Anmerkungen

  1. Das Gebäude brannte (laut örtlicher Feuerwehr-Chronik) vom 26. auf den 27. April 1945 vollständig ab. An Stelle des an das Hauptgebäude links anschließenden Wirtschaftsflügels (im Bild nicht sichtbar) wurden zwei Einzelgebäude errichtet, die heute von Nachkommen bewohnt bzw. verwaltet werden (Schloßfeldstraße 2). Die vor dem Hauptportal des Schlosses die Triesting querende Brücke besteht ebenfalls nicht mehr. —
    Rechts oben im Bild sind Schornstein und Gebäude der in Weissenbach an der Triesting am Eingang des Neuhauser Tales gelegenen Mitterer-Mühle zu erkennen, 1907 bis 1925: Firmit-Werke Aktiengesellschaft, 1928 bis 1960: Eternit-Werke Ludwig Hatschek AG.
  2. * 1838; † 23. Februar 1889 in Wien. – Siehe: Kleine Chronik. (…) † Gräfin Anastasia Wimpffen. In: Neue Freie Presse, Abendblatt (Nr. 8803/1889), 25. Februar 1889, S. 1, unten links. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  3. Im September 1892 waren er oder sein Bruder Siegfried und Hans Graf Wilczek jun. die ersten Besitzer eines „pferdelosen Vehikels“, das erstmals durch die Straßen Wiens rumpelte.
    Die beiden hatten sich einen französischen Serpollet-Dampfwagen angeschafft. Der 1.800 Kilogramm schwere Koloss war mit Koks zu befeuern (die Grafen waren damit „Chauffeure“ in des Wortes ursprünglicher Bedeutung, also Heizer) und wies eisenbeschlagene Räder auf, die auf dem Kopfsteinpflaster gewaltigen Lärm verursachten.
  4. Lage des heute nur mehr in Spuren vorhandenen Gebäudes.
  5. Er übernahm nach dem Tode seines Onkels dessen Güter, war jedoch wirtschaftlich glücklos. – Mader: Festschrift, S. 30.
    1937 wurde ein Konkursantrag mangels Vermögens abgewiesen. Zu jener Zeit hatte Wimpffen, zur Besserung seiner Finanzlage, bereits versucht, unter anderem (das nicht in das Fideikommiss eingeschlossene) Gut Neuhaus zu veräußern, was jedoch nicht gelang. – Siehe: Graf Georg Wimpffen vermögenslos. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 26000 M/1937), 28. Jänner 1937, S. 6, unten rechts. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp

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