Simon V. von Montfort

Simon V. von Montfort

Simon V. von Montfort (* 1208; † 4. August 1265), 6. Earl of Leicester, war ein englischer Adeliger französischer Abstammung aus dem Adelsgeschlecht Montfort-l'Amaury und Schwager König Heinrichs III. Montfort war der Anführer der ersten Revolution auf englischem Boden, de facto Regent Englands und starb im Kampf gegen die Truppen seines Schwagers.

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Montfort war der jüngste Sohn von Simon IV. von Montfort und erwarb 1218 von diesem den Titel des Earl of Leicester. Er wuchs fast mittellos in Frankreich auf. Nach einem gegenseitigen Erbverzicht mit seinem Bruder Amaury de Montfort, in dem dieser die französischen und Simon die englischen Erbrechte bekam, ging dieser um 1230 an den Königshof Heinrichs III. Dem erst 18 Jahre alten Montfort gelang es bald, seine Erbansprüche durch den König bestätigen zu lassen, die englischen Ländereien der Leicesters wurden restituiert. Obwohl er bei Hof ein Außenseiter war, erwarb er das Vertrauen des Königs und die Feindschaft einiger eingesessener Adeliger.

Heirat

1238 heiratete er mit der Zustimmung des Königs, aber ohne Wissen der führenden Adelsvertreter, der Barons, die Schwester des Königs, Eleanor. Als die Heirat publik wurde, protestierten die Barone und insbesondere Heinrichs Bruder Richard gegen die Verbindung mit einem ihrer Ansicht nach unwichtigen Einwanderer. 1238 musste Montfort die Heirat persönlich in Rom von Papst Gregor IX. bestätigen lassen. Im selben Jahr kam sein Sohn Henry (benannt nach dem König) zur Welt, 1239 wurde ihm der Titel des 6. Earl of Leicester endgültig zugesprochen. Im gleichen Jahr verlor er die Gunst des Königs und verlegte seinen Wohnsitz zurück nach Frankreich.

Aufstieg

Wappen de Montforts

1240 ging Montfort für zwei Jahre mit Richard von Cornwall auf Kreuzzug, was ihm einen Gewinn an politischem Format und Status verschaffte. Während des Kreuzzuges war er streng religiös geworden; er stand um Mitternacht auf und betete den Rest der Nacht, auch trug er ein Büßerhemd. Montfort korrespondierte mit einigen einflussreichen Klerikern seiner Zeit: Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln, Walter de Cantilupe, Bischof von Worcester, und dem Franziskaner Adam Marsh. Allen dreien war gemein, dass sie versuchten, weltliche Herrscher wieder zu den christlichen Idealen von Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Gnade zurückzuführen.

Nach seiner Rückkehr beteiligte Montfort sich 1242 an einem Feldzug seines Schwagers in Frankreich, wodurch er wieder in die königliche Gunst aufgenommen wurde. 1247 machte Heinrich Montfort zum Verwalter des letzten französischen Besitzes der Plantagenets, der Gascogne. Montforts selbstgerechtes Verhalten brachte den lokalen Adel gegen ihn auf, 1252 griff Heinrich zum drastischen Mittel einer Anklage gegen Montfort wegen Hochverrats durch Überschreiten seiner Kompetenzen. In der Verhandlung trat Montfort auf, als sei er dem König ebenbürtig, nicht untertan, und sagte über den Vorwurf des Verrats: „That word is a lie and were you not my souvereign it would be an ill hour for you when you dared utter it.“[1] (Dieses Wort ist eine Lüge, und wärt Ihr nicht mein Herrscher, wäre die Stunde dieser Äußerung eine dunkle für Euch.)

Gegner des Königs

Montfort wurde freigesprochen und wieder in die Gascogne geschickt. Der englische Adel stufte die Anklage gegen Montfort als Schauprozess ein, seine Popularität stieg - er hatte dem König die Stirn geboten. Das Verhältnis zwischen ihm und dem König entspannte sich so weit, dass Heinrich Montfort Schloss Kenilworth in Warwickshire schenkte, was diesen aber nicht daran hinderte, sich nach seiner Rückkehr nach England immer wieder über die nicht vollständige Auszahlung der Mitgift seiner Frau zu beschweren, die er als Symptom für Missstände im Reich ansah.

Die Situation spitzte sich 1254 zu, als Heinrich ein Geschenk von Papst Alexander IV. für seinen zweiten Sohn Edmund annahm - das Königreich Sizilien. England sollte für den Papst dafür dessen Gegner, den Staufer Manfred, Sohn Friedrichs II. von der Insel vertreiben. Der König hatte das Angebot ohne Konsultation mit den Barons akzeptiert, auf deren Zustimmung (und militärische Unterstützung) er aber angewiesen war. Eine Gruppe von einflussreichen Adeligen, darunter Montfort, Richard de Clare, 2. Earl of Gloucester, und Roger Bigod, 4. Earl of Norfolk, glaubten, dass der König wie sein Vater Johann Ohneland eine Gefahr für England darstellte und unter Kontrolle gebracht werden musste. Noch 1254 stellte sich Montfort im Parlament an die Spitze der oppositionellen Adelsgruppe, die Heinrich das Geld für seine außenpolitischen Pläne verweigerten. Am 28. April 1258 suchte eine Gruppe von sieben Adeligen, darunter die oben aufgezählten, den König in Westminster auf. Sie versicherten dem verängstigten König („What is this my Lords, am i wretched fellow, your captive?“[2] Was bedeutet dies, bin ich Bemitleidenswerter Euer Gefangener?), dass sie gekommen waren, um den König vom Einfluss ausländischer Kräfte zu befreien.

Oxford Provisions

Heinrich gab zu, dass die Anschuldigungen korrekt waren[3], und stimmte der Einsetzung eines Komitees aus 24 Personen zu, von denen die Hälfte er selbst, die andere das Parlament auswählen sollte. Montfort war eines der einflussreichsten Mitglieder dieses Gremiums. Am 11. Juni 1258 traf sich die Gruppe in Oxford. Sie beschloss ein Dokument, das als erste schriftliche Verfassung Englands gilt, die Provisions of Oxford. Die Provisions legten fest, dass künftig ein Gremium aus 15 Personen, von denen nur mehr drei vom König bestimmt wurden, die Aufgabe haben würde, sich mit „staatlichen und königlichen Aufgaben“ zu beschäftigen („with the common business of the realm and of the king“[4]) - die Staatsgewalt ging de facto auf das Gremium über.

Schon 1261 hatte Heinrich, finanziert vom französischen König, dem er alle Ansprüche auf die Normandie und Anjou übertragen hatte, seine Macht in England gefestigt und die Provisions außer Kraft gesetzt, eine päpstliche Bulle entband ihn vom abgelegten Eid. Montfort ging wieder nach Frankreich, wo er bis 1263 blieb.

Bürgerkrieg

Gedenkstein für Simon de Montfort vor dem Glockenturm der ehemaligen Abtei von Evesham

Als er auf Bitte der Barons 1263 zurückkehrte, hatte sich die Situation weiter zugespitzt, der Adel war bereit, offen gegen den König vorzugehen. Montfort und sein Gefolge von 160 Rittern - mehr als die Streitmacht des Königs und die seines Sohnes Edward - hatte bald den Südwesten Englands erobert. Die Königin hatte die Kronjuwelen bei den Templern versetzt, um die Finanzierung der königlichen Söldnertruppen zu gewährleisten. Der König hatte sich mit seiner Familie im Tower von London verbarrikadiert, von wo aus Edward einen Raubzug in den New Temple unternahm. Unter dem Vorwand, die Juwelen begutachten oder auslösen zu wollen, raubte er nicht nur selbige, sondern auch das Gold und Silber der Templer. Dieser Vorfall ließ die Bevölkerung Londons zu Montfort überlaufen, die Königin versuchte zu den Truppen ihres Sohnes nach Windsor zu fliehen, wurde aber von der aufgebrachten Bevölkerung erkannt und musste in Saint Paul’s Cathedral Zuflucht suchen.

Der Bürgerkrieg wurde in zwei Schlachten entschieden, die erste war die Schlacht von Lewes vom 12. bis 14. Mai 1264, in der nach Anfangsverlusten Montforts Truppen siegten. Der König und sein Sohn wurden unter Hausarrest gestellt und im Tross Montforts mitgenommen. Zwar wurde ein Triumvirat gebildet, das das Land beherrschen sollte, aber Montfort war in dieser Gruppe die mächtigste Gestalt und damit der Herrscher Englands, der dem Parlament allerdings größere Vollmachten einräumte und erstmals Vertreter der Städte in es aufnahm. Schon am 28. Mai entkam Prinz Edward und begann, die Anhänger des Königs um sich zu scharen. Nach einem Überraschungsangriff auf Kenilworth kam es am 4. August 1265 zur Schlacht bei Evesham, in der die königlichen Truppen Montfort eine verheerende Niederlage beibrachten. Simon de Montfort und sein Sohn Henry wurden getötet. Eine fünfmonatige Belagerung zwang anschließend auch die letzten Verteidiger Kenilworths aufzugeben.

Literatur

  • Simon Schama: A History Of Britain 1603–1776. BBC Worldwide Ltd., London 2001, ISBN 0-563-53747-7.
  • Kenneth O. Morgan (Hrsg.): The Oxford Illustrated History of Britain. Oxford University Press, Oxford 1984, ISBN 0-19-822684-5.

Anmerkungen

  1. Simon Schama: A History Of Britain 3000BC–AD1603. BBC Worldwide Ltd., London 2000, ISBN 0-563-38497-2. S. 175
  2. Simon Schama: A History Of Britain 3000BC–AD1603. S. 176
  3. Matthew Paris zit. nach Schama
  4. Simon Schama: A History Of Britain 3000BC–AD1603. S. 177
Vorgänger Amt Nachfolger
Simon IV. von Montfort Lord High Steward
1218-1265
Edmund Crouchback
Earl of Leicester
1218-1265


Siehe auch


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