Sittlichkeitsverein

Sittlichkeitsverein

Sittlichkeitsvereine entstanden Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland. Sie dienten der Bekämpfung der "Unsittlichkeit", mit der vor allem Prostitution gemeint war.

Die Sittlichkeitsvereine wendeten sich gegen die staatliche Regulierung der Prostitution und setzten sich für den "moralischen Schutz" der Jugend ein.

Vorreiter der Sittlichkeitsbewegung in Deutschland war Hanna Bieber-Böhm (1851-1910) mit ihrem 1889 gegründeten Verein "Jugendschutz". Die Sittlichkeitsbewegung in Deutschland ging hervor aus der in England von Josephine Butler initiierten Kampagne gegen die staatlichen "Contagious Disease Acts", die Prostituierte, nicht aber ihre männlichen Kunden oder die Zuhälter, für die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten verantwortlich machten. Wie Butler attackierten die deutschen Feministinnen, aber auch Frauen und Männer unterschiedlichster politischer und religiöser Überzeugungen, unter dem Schlagwort "Abolitionismus", einem Kürzel für "the Abolition of the Stare Regulation of Vice", den "Staat als obersten Zuhälter". Mit dem Abolitionismus wurden soziale und sexuelle Konventionen hinterfragt, die zuvor nicht öffentlich diskutiert worden waren, darunter die Vorstellung vom "natürlichen" Sexualitätsdrang" der Männer, der gesellschaftlichen Verpflichtung von Frauen auf "sexuelle Reinheit" und "Sittsamkeit" sowie von Prostituierten als Gegensatz zur bürgerlichen Hausfrau und Mutter.

Während Frauenrechtlerinnen der ersten Frauenbewegung sich in internationaler Kooperation erfolgreich für die Ersetzung der männlichen Sittenpolizei durch weibliche Polizisten zum Schutz von Prostituierten und Jugendlichen einsetzten, organisierten sich Prostituierte als "Huren" während der zweiten Frauenbewegung ausgehend von Frankreich in selbständigen Vereinen, wie z.B. Hydra e.V. Teile der Frauenbewegung seit den 1960er Jahren verstanden Prostitution als Sexarbeit oder sexuelle Dienstleistung. Auf diesem Hintergrund kam es auch in Deutschland 2001 zum "Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten", das die rechtliche und soziale Situation von Prostituierten verbesserte.


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