Sitzmöbel

Sitzmöbel

Ein Stuhl (in Österreich oft Sessel) ist ein in vielen Varianten ausgeführtes Sitzmöbel für eine Person, das sich in der Regel aus einem Fußgestell, einer einfachen oder gepolsterten Sitzfläche und einer Rückenlehne zusammensetzt und sich von dem einfachen Schemel ohne Lehne und dem gepolsterten Armsessel unterscheidet. Die ideale Höhe der Sitzfläche liegt bei 42–48 cm. Sonderformen sind unter anderem Klapp- und Faltstühle, der Schaukelstuhl und der Kniestuhl.

Stühle, Polsterstühle und ein gepolsterter Armsessel im Heimatmuseum in Sanok, Polen

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Sitzens

Alvar Aalto Stuhl Nr. 69 (1935)
Rekonstruktion eines Stuhles des 6. Jahrhundert aus Trossingen

Aus der Zeit um 5750 v. Chr. stammen einige, in Catal Hüyük in Südanatolien gefundene Tonstatuetten von Göttinnen, die (im Körperbau vergleichbar der Venus von Willendorf) eine Hockstellung einnehmen und so, als hockende Übermütter mit ausladendem, den Boden berührendem Gesäß, "das Verhältnis von Fruchtbarkeit und Kosmos" symbolisieren. Zugleich nehmen diese Göttinnen aufgrund ihrer mächtigen Leibesmitte (oft werden sie als schwanger oder gebärend dargestellt) eine Körperhaltung ein, die dem Sitzen ähnelt. Kommen noch zwei Löwen dazu, deren Köpfe Armstützen und deren Schweife eine Lehne abgeben, dann zeigt sich die Große Göttin als "Urbild" (Hajo Eickhoff) der ersten Throne. Von späteren Herrschern, ob Pharao, König oder Papst, unterscheidet sie jedoch ein Charakteristikum: "Sie hält sich in und durch sich selbst". Im alten Ägypten thronten nur die Pharaonen als Symbol ihres Machtstatus'. Während es ansonsten üblich war, sich auf dem Boden niederzulassen, nahmen sie als Herrscher die erhobene Position auf einem Sitz ein.

Die weitere Verbreitung der Sitzhaltung vollzog sich, beginnend mit dem Thronen der Könige und Fürsten, an den Plätzen weltlicher und geistlicher Macht, in Herrscherhäusern und Klöstern.

In der Folge, etwa ab dem 16. Jahrhundert, wurde die Praxis des Sitzens vom erstarkenden Bürgertum übernommen. So gewöhnte man sich in Europa nicht nur an das Kulturgerät Stuhl, sondern auch an eine als "gesetzt" zu bezeichnende Denk- und Lebensweise. Querdenker wie den Philosophen Friedrich Nietzsche, der in der Tradition der altgriechischen Peripatetiker darauf bestand, im Gehen seine Ideen zu finden, mag es im Laufe dieser Tradition immer gegeben haben, auch Bohémiens oder Stehpultschreiber. Doch der Teil der bürgerlichen Erdbevölkerung, der sich für "zivilisiert" hält (es ist der kleinere Teil), hat sich seit Beginn der Neuzeit ans Sitzen gewöhnt.

Stühle dienen auch als Statussymbol. Im Büro erkennen wir den Chefsessel sofort an Umfang, Größe, Exklusivität der Armlehnen, der suggerierten Aura von Schwere, Unverrückbarkeit usw.. Charlie Chaplin nutzte diese Symbolik in seinem Film "Der große Diktator" anlässlich einer Begegnung zwischen Hitler und Mussolini, indem er jeden der beiden bestrebt sein ließ, höher als der andere zu sitzen.

Funktion

Für die Ausstattung gastronomischer Betriebsstätten und Publikumseinrichtungen ist eine flexible Bestuhlung für verschiedene Besucherzahlen wichtig, auch für Privatpersonen mit Sitzmöglichkeiten im Freien. Dabei ist eine Stapelbarkeit der Stühle wichtig, damit der Stauraum auch bei Nichtnutzung klein bleibt.

Stuhltypen

nach der Bauweise

nach der Funktion

Design – Klassiker

Siehe auch

Literatur

  • Eichoff, Hajo: Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens. München; Wien: Carl Hanser Verlag, 1993

Weblinks


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