Siyar

Siyar

Siyar (‏سير‎ / siyar, die Pluralform von Sira / ‏ سيرة‎ / sīra /‚Verhaltensweise‘) regeln im islamischen Recht (Fiqh) das Kriegs- und Fremdenrecht. Die Summe dieser Regeln stellt innerhalb der islamischen Jurisprudenz einen eigenständigen Zweig der Rechtslehre dar und wird aus dem Koran, der Sunna, dem Qiyas, der Idschma ferner aus den Rechtsbestimmungen betreffs Dschihad abgeleitet. Der Begriff bezeichnet die Gesamtheit der Regeln, die die Haltung des islamischen Staates gegenüber den Nicht-Muslimen (dhimma) bestimmen. Es handelt sich hierbei um einen Vorläufer völkerrechtlicher Regelungen, die auf der Rechtspraxis der islamischen Expansion beruhen.

Eine islamische Definition

Der Rechtsgelehrte as-Sarachsi († 1090) schreibt in seinem Rechtskompendium der hanafitischen Rechtsschule:

„Wisse, daß das Wort Siyar der Plural von Sīrat ist, d.h. Betragen, Verhalten. Wir bezeichnen dieses Kapitel mit diesem Namen, da es das Verhalten der Muslime im Umgang mit den Nichtmuslimen, die Krieg führen, beschreibt, wie auch mit den Kriegsführenden, die einen Pakt (mit den Muslimen) geschlossen haben, und als Ausländer oder als nichtmuslimische Untertanen im islamischen Staat leben, auch im Umgang mit Abtrünnigen, welche schlimmer unter den Ungläubigen sind, da sie nach der Anerkennung (den Islam) abschwören; und im Umgang mit den Rebellen, deren Stellung geringer (tadelnswert) ist als die der Nichtmuslime, obgleich sie unwissend sind und auf falschem Boden in ihren Beweisführungen (stehen).“

Muhammad Hamidullah: Theorie und Praxis des Völkerrechts im frühen Islam. In: Kairos. Zeitschrift für Religionswissenschaft und Theologie. Bd. 2 (1963), S. 101

Siehe auch

Dhimmi (Schutzbefohlene in einem islamischen Staat), Harbi (Nichtmuslime außerhalb eines islamischen Staates), Millet-System.

Literatur

  • Ghazi, Mahmood Ahmad (edited, translated and annotated): The Shorter Book on Muslim International Law. Kitāb al-siyar al-ṣaghīr by Muḥammad ibn al-Ḥasan al-Shaybānī. Islamic Research Institute. Islamabad 1998. ISBN 969-408-194-7
  • Hilmar Krüger: Fetwa und Siyar. Zur internationalrechtlichen Gutachtenpraxis der osmanischen Seyh ül-Islâm vom 17. bis 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des „Behcet ül-Fetâvâ“. 1978, ISBN 344701783X
  • Hilmar Krüger: Die Begründung der islamischen Völkerrechtslehre. In: Saeculum 5 (1954), 221-241
  • Majid Khadduri:The Law of War and Peace in Islam. London 1941. 2. Auflage Lahore 1956
  • Majid Khadduri:The Islamic Law of Nations: Shaybānī's Siyar. The Johns Hopkins University Press 2002. ISBN 0801869757
  • Rüdiger Lohlker (2006): Islamisches Völkerrecht: Studien am Beispiel Granada. Bremen: Kleio Humanities. ISBN 3-9811211-0-4
  • Miklos Muranyi:Das Kitāb al-Siyar von Abū Isḥāq al-Fazārī. In: Jerusalem Studies on Arabic and Islam 6 (1985) 63-97
  • Wilhelm Heffening: Das islamische Fremdenrecht bis zu den islamisch-fränkischen Staatsverträgen. Eine rechtshistorische Studie zur Fiqh. Neudruck der Ausgabe Hannover 1925. 1975, ISBN 3-7648-0375-4
  • Muhammad Hamidullah: The Muslim Conduct of State. Ashraf Printing Press, Lahore 1987

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