Sodom und Gomorrha

Sodom und Gomorrha
Die Zerstörung von Sodom (Mosaik, 12. Jh.)

Sodom und Gomorrha (hebräisch סדום und עמורה) sind zwei in der Bibel genannte Städte, die den Mittelpunkt einer Erzählung bilden. Die Bedeutung der Namen ist unklar, ebenso die genaue Lage der Städte.

Inhaltsverzeichnis

Biblische Erzählung

Die Städte sind Gegenstand einer Erzählung im Alten Testament[1], derzufolge sie durch Gott unter einem Regen aus Feuer und Schwefel begraben wurden, weil sie der Sünde anheim gefallen waren.

Gott selbst sucht Abraham auf, um ihm mitzuteilen, dass er vorhabe, die Städte Sodom (wo sich Abrahams Neffe Lot aufhält) und Gomorrha zu zerstören, wenn denn das sündige Verhalten ihrer Bewohner tatsächlich so schlimm sei, wie ihm zu Ohren gekommen war. Abraham fragt Gott, ob er wirklich Schuldige und Unschuldige ohne Unterschied vernichten wolle. Gott versichert ihm schließlich, dass er Sodom verschonen werde, wenn sich nur zehn anständige Menschen darin finden ließen.[2] Diese Zahl ist im Judentum bedeutsam: erst wenn zehn Männer zum Gottesdienst zusammenkommen („Minjan“), gibt es wirklich eine jüdische Gemeinde, kann ein vollständiger Gottesdienst gefeiert werden.

Um zu sehen, ob das Klagegeschrei über Sodom der Wahrheit entspricht, schickt Gott zwei Engel zu Abrahams Neffen Lot, einem gottgefällig lebenden Mann. Lot nimmt die beiden Engel gastfreundlich bei sich auf, die von den Einwohnern Sodoms als fremde Männer angesehen werden[3]. Die Einwohner fordern daraufhin, dass Lot ihnen seine Gäste übergebe, weil sie mit Ihnen verkehren wollen. Lot bietet den Sodomitern zum Schutz seiner Gäste und der heiligen Gastfreundschaft stattdessen vergeblich seine jungfräulichen Töchter an.

Die Engel wollen ihn und seine Familie trotzdem vor dem Untergang retten und schicken sie aus der Stadt. Lot und seine Töchter können sich in Sicherheit bringen und werden im Folgenden von Gott beschützt. Sodom und Gomorrha werden dagegen von Gott vernichtet, indem er Schwefel und Feuer auf sie herabregnen lässt. Als Lots Frau – entgegen einem von den Engeln ausgesprochenen Verbot – auf die Stadt zurücksieht, erstarrt sie zu einer Salzsäule.[4]

Interpretationen

Während Sodom sowohl im Tanach als auch im Talmud, aber auch in den Evangelien nach Matthäus[5] und Lukas[6] vor allem ein Symbol für Fremdenfeindlichkeit und den Bruch der Gastfreundschaft ist, wird die Stadt in der späteren christlichen Tradition mit der Sünde der Wollust und schließlich mit dem „Laster wider die Natur“ (Sodomie) in Verbindung gebracht. Inwieweit das Vergehen der Sodomiter an den Männern bzw. Engeln tatsächlich sexueller Natur war, variiert selbst zwischen den deutschen Übersetzungen: In der Einheitsübersetzung ist von „verkehren“ die Rede, in der Lutherbibel dagegen von „über sie hermachen“.

Im Koran wird Sodom nur indirekt als „Volk des Lot“ erwähnt.[7] Auf das Ereignis wird vor allem im Kontext der Abwendung von Gott, Missachten seiner Regeln und seiner Gesandten Bezug genommen; aber auch im Kontext von missachteter Gastfreundschaft.

Biblische Bezeugung

Der Name Sodom findet sich 39 Mal in der Hebräischen Bibel, ausschließlich in Genesis (21), Deuteronomium (2) und den Prophetenbüchern (16). In den gleichen Schriften, jedoch seltener (19 Mal) findet sich der Name Gomorrha. Dabei wird Gomorrha selten allein genannt, sondern meist in Verbindung mit Sodom. Interessant daran ist, dass das negative Bild, das die Bibel von beiden Städten vermittelt, offenbar stärker mit Sodom als mit Gomorrha in Verbindung gebracht wird.

Reale Existenz

Neuere Theorien über die reale Existenz eines historischen Sodoms werden vom Geologen Graham Harris verfolgt. Seiner Meinung nach gab es vor ca. 5000 Jahren eine größere Stadt am Ufer des Toten Meeres, die durch ein Erdbeben und nachfolgenden Erdrutsch zerstört worden sein könnte. Dafür sprechen folgende Entdeckungen:

  • Ein anderer, antiker Name für das Tote Meer lautet ama schel Sodom - 'Meer von Sodom',
  • das Ufer des Toten Meeres wird bei Beben sehr schnell brüchig und beginnt ins Meer zu rutschen,
  • Methanvorkommen unter der Erdoberfläche in dem Gebiet sorgen bei Beben für offene Feuer an vielen Bruchflächen, die man als den Feuersturm Gottes ansehen könnte. Zudem führten Erdbeben schon oft zu Bränden als Folge der Zerstörung von Feuerstellen in den Siedlungen.
  • Moderne Forschungsergebnisse belegen eine Bodenverflüssigung, wonach die Orte nach dem Erdbeben vom Toten Meer verschluckt wurden.
  • Einer eher unwahrscheinlichen Hypothese zufolge könnten die Städte durch einen im tiefen Winkel vorbeifliegenden in die Alpen eingeschlagenen Meteoriten, kleiner als der mutmaßliche Meteorit beim Tunguska-Ereignis, zerstört worden sein.
  • In den 1980er Jahren wurden in Numeira (Jordanien) Skelette aus der Zeit gefunden, deren Knochen zerquetscht waren.

Dagegen spricht, dass die Ruinen der Ortschaften bis heute nicht gefunden wurden.

Trivia

Am Ufer des Toten Meeres in Israel gibt es heute ein Industriegebiet mit dem Namen „Sodom“. Dort werden die Mineralien des Sees verarbeitet und abgepackt.

Quellen

  1. 1. Buch Mose, Kapitel 18 und 19
  2. Gen 18,16 ff.
  3. Gen 19,6
  4. Gen 19
  5. Matth. 10,14 f.
  6. Luk. 17,29
  7. Sure 7.79-85, 11.78-85, 15.50-75, 21.71-76, 26.161-176 27.55-59, 29.26-36, 37.134-139, 38.14, 50.14, 66.10

Verfilmungen

Siehe auch

Weblinks


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