757-200

757-200
Boeing 757
Boeing 757-200 von Condor, in Sonderlackierung (Rizzi Bird)
Typ: Zweistrahliges Standardrumpfflugzeug
Entwurfsland: USA
Hersteller: Boeing Commercial Airplanes
Erstflug: 19. Februar 1982
Indienststellung: 1. Januar 1983
Produktionszeit: 1982 bis 2004
Stückzahl: 1.050

Die Boeing 757 ist ein zweistrahliges Verkehrsflugzeug aus dem Hause Boeing für den Einsatz auf Strecken mittlerer Länge. Die Produktion der 757 endete am 28. Oktober 2004 nach 1050 Exemplaren.[1] Das letzte Flugzeug dieses Typs ging am 28. November 2005 an Shanghai Airlines.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Boeing 757-200 von British Airways in Ethnic Bemalung auf Seitenleitwerk
Blick in die Kabine einer Boeing 757-200 der Delta Air Lines

Die Boeing 757 wurde von Boeing als Ergänzung zur Boeing 767 gestartet, um das Angebot nach unten hin abzurunden. Die ersten Konzepte liefen noch unter dem Namen Boeing 727-300, da man zuerst an eine verlängerte Boeing 727 dachte. Nach der offiziellen Vorstellung des Projektes wurde der Name „Boeing 7N7“ gewählt, ähnlich den Konzepten Airbus A3XX oder Boeing 7E7.
Nach Erstbestellungen durch Eastern Airlines und British Airways im März 1979 wurde das Programm gestartet. Die Rollout-Zeremonie fand am 13. Januar 1982 statt, der Jungfernflug am 19. Februar 1982. Zertifiziert wurde die Maschine bereits am 21. Dezember desselben Jahres. Die erste Boeing 757 wurde einen Tag darauf an Eastern Airlines ausgeliefert.

23 Jahre darauf wurde die letzte Boeing 757 am 26. April 2005 an die chinesische Fluggesellschaft Shanghai Airlines ausgeliefert. Es war eine Boeing 757-200 und gleichzeitig das 1050. Exemplar der Boeing 757 überhaupt. Danach wurde die Produktion wegen mangelnder Nachfrage eingestellt. Ein Exemplar verblieb bei Boeing, an 55 Kunden wurden die einzelnen Versionen wie folgt ausgeliefert[2]:

  • 757-200 - 913
  • 757-200M - 1
  • 757-200PF - 80
  • 757-300 - 55

Im März 2005, also kurz nach der Fertigstellung der letzten 757, wurde eine Maschine der Continental Airlines erstmals mit Winglets ausgestattet.

Größte Flotten:

  • American Airlines - 142 (757-200)
  • Delta AirLines - 121 (757-200)
  • United Airlines - 96 (757-200)

Heutzutage sind noch 96% der ehemalig gebauten Maschinen im Dienst.

Die Länge des Flugzeugtyps ist für ein Standardrumpfflugzeug ungewöhnlich groß. Dabei wird die 757-300 nur noch von wenigen Flugzeugtypen, wie der Super Sixties Baureihe der Douglas DC-8, übertroffen. Unter Piloten gilt die 757 als außerordentlich beliebt, was nicht zuletzt auf die ungewöhnlich hohen Leistungsreserven zurückzuführen ist: Mit den beiden jeweils bis zu 191 kN Schub starken Turbofans der PW-2000-Serie verfügt die 757 bei deutlich geringerem Abfluggewicht über beinahe die gleiche Gesamtleistung wie frühere Versionen der vierstrahligen Boeing 747.

Markt

Die 757-200 konkurrierte zuletzt vor allem mit den inzwischen ebenfalls fast 200 Passagiere fassenden, aber wesentlich verbrauchsgünstigeren gestreckten Versionen der Boeing 737, dem Airbus A321 und der Tupolew-Tu-204/214-Familie. Alle drei sind in der Grundversion wesentlich kleinere Flugzeuge, die nach mehreren Überarbeitungen auf eine der 757-200 entsprechende Größe gestreckt wurden. Die 757-300 als mit Abstand größtes, je gebautes Standardrumpfflugzeug ist zwar weitgehend konkurrenzlos, allerdings ist der Markt für die sehr große Sitzplatzzahl verbunden mit geringer Reichweite sehr begrenzt. Als Konkurrenten kann man vor allem die kleinsten Modelle der eigentlich auf längere Reichweiten ausgelegten Modelle wie Airbus A330 und Boeing 767 sehen. Beides sind Großraumflugzeuge.

Kommunalität

Die Boeing 757-200 wurde gemeinsam mit der Boeing 767 entwickelt, weshalb beide Flugzeuge viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Kommunalität soll zu geringeren Trainings- und Wartungskosten führen, wenn beide Flugzeugtypen innerhalb einer Fluggesellschaft eingesetzt werden. So können Piloten mit entsprechender Zertifizierung sowohl die 757 als auch die 767 ohne Einschränkungen fliegen.

Versionen

In den 25 Jahren der Produktion wurde die Boeing 757 in den verschiedensten Versionen angeboten.

Boeing 757-100 (kurz: 751)

Die Boeing 757-100 war das Anfangskonzept der 757, welches in seiner Größe der Boeing 727 entsprach und 150 Passagiere befördern können sollte. Allerdings stieg Boeing noch vor dem offiziellen Programmstart auf das Modell 757-200 um, da sich für die kleine Version keine Kunden finden ließen.

Boeing 757-200 (kurz: 752)

Boeing 757-200 der Iberia

Basisversion, deren Produktion Boeing im März 1979 bekannt gab, nachdem Kaufverträge mit British Airways und Eastern Airlines über 40 (19/21) Maschinen abgeschlossen worden waren. Der Erstflug fand im Februar 1982 statt und schon am 22. Dezember 1982 wurde die erste Maschine an die Eastern Airlines ausgeliefert.

-200M (Combi)

Die 757-200M (bzw. 757-200CB gemäß Musterzulassung der FAA) ist eine von der 757-200 abgeleitete Version für den gleichzeitigen Transport von Passagieren und maximal zwei Fracht-Paletten auf dem Hauptdeck. Es wurde nur eine einzige Maschine in dieser Konfiguration gebaut.

-200PF (Parcel Freighter)

Boeing 757-200F der DHL (Frachtversion)

Ist eine Frachtversion speziell für Paket-Fracht, eingesetzt wird sie von DHL und UPS.

-200SF (Special Freighter)

Als Special Freighter werden im allgemeinen (siehe: Boeing 747 SF) Frachtmaschinen bezeichnet, die ursprünglich einmal Passagierflugzeuge waren, dann aber zu Frachtern umgebaut wurden. Dazu werden die Passagiersitze entfernt, der Fußboden wird verstärkt und die Maschinen erhalten vorne links im Rumpf, hinter dem vorderen Eingang, eine große Frachttür. In dem Frachtraum wird ein automatisches Ladesystem für Container und Paletten installiert. Initiator war DHL, die 44 ehemals für British Airways fliegende 757-200, die an Boeing verkauft wurden, erwerben wollte (sale/multi-year lease arrangement). Boeing startete das Programm am 5. Oktober 1999 und am 15. Februar 2001 hatte die erste umgebaute Maschine ihren Erstflug, welche im März 2001 an DHL übergeben wurde. Die 757-200SF kann 27.210 kg Fracht über eine Distanz von 4630 km transportieren und bietet dabei ein Frachtvolumen von 226,5 m³.

-200WL (Winglet)

Boeing 757-200 der Continental Airlines mit Winglets

Um die Wirtschaftlichkeit der Boeing 757-200 zu erhöhen, hat Aviation Partners Boeing (ein Joint Venture aus Boeing und Aviation Partners) die schon von den Boeing Modellen 737-300, 737-700, 737-800 und 737-900ER bekannten Blended Winglets für die Boeing 757-200 weiterentwickelt. Diese sind 2,48 m hoch und sollen eine Kerosinersparnis von bis zu 5% bewirken. Dadurch können pro Jahr und Maschine etwa 1,13 Mio. Liter Kerosin gespart werden. Die Reichweite der Flugzeuge erhöht sich um 370 km. Am 9. März 2005 hatte die erste Boeing 757-200WL von Erstkunde Continental Airlines ihren Erstflug. Am 23. Mai 2005 wurde die Erweiterung durch die FAA zugelassen. Zu dem Zeitpunkt hatten Continental Airlines für elf Umrüstungen, mit Optionen für ihre restliche 757-200 Flotte und Icelandair mit sieben Umrüstungen und 15 Optionen einen Kaufvertrag geschlossen.

C-32A („Air Force Two“)

Die C-32A des Vizepräsidenten

Bei der C-32A handelt es sich um eine militärische Version der Boeing 757-200. Insgesamt vier Maschinen dieses Typs in VIP-Ausstattung sind bei der USAF seit Anfang 1999 im Einsatz und haben es zur Aufgabe, den US-Vizepräsidenten, daher auch der Spitzname „Air Force Two“, die US-Minister/Mitglieder des Kabinetts, die Mitglieder des amerikanischen Kongresses, sowie andere Würdenträger zu befördern. Gelegentlich dient auch eine C-40B/C (Boeing 737 BBJ) als „Air Force Two“. Die Bauweise ist dieselbe der Serien 757-200, sie sind aber innen technisch sehr aufwändig ausgestattet. Alle vier C-32A werden von Pratt & Whitney PW 2040 Triebwerken angetrieben und sind für bis zu 45 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder ausgelegt. Durch Zusatztanks (siehe: -200ER) wurde die Reichweite auf bis zu 7.685 km erhöht. Geflogen werden die vier C-32A von der 89th Airlift Wing und sind in der Andrews Air Force Base stationiert.

Boeing 757-300

Boeing 757-300 der Condor bei der Landung in München

Die Boeing 757-300 ist eine gestreckte Version der Boeing 757-200 mit einer höheren Passagierkapazität und wurde speziell für den europäischen Charterverkehr entwickelt.
Mit den Studien für eine verlängerte 757 begann man Mitte der 90er Jahre, gestartet wurde es nach einer Bestellung durch Condor auf der Farnborough Airshow im September 1996. Ihren Jungfernflug absolvierte die Maschine am 2. August 1998, gefolgt von der Zulassung im Januar 1999. Condor übernahm das erste Flugzeug im März desselben Jahres.
Wegen seines für seiner Länge geringen Rumpfquerschnittes und des erlebten Raumgefühls, wird dieses Muster von Passagieren auch als „Angströhre“ bezeichnet.

Technische Daten

Kenngröße Boeing 757-200 Boeing 757-300
Einsatzbereich Kurz-/Mittelstrecke
Länge 47,32 m 54,43 m
Spannweite 38,05 m
Rumpfdurchmesser 3,76 m
Sitzplätze ca. 200-231 243-280
max. Startgewicht 99.790 kg (ER=115.665kg) 122.400 kg
Triebwerke Zwei x Pratt & Whitney PW2000
oder Zwei Rolls-Royce RB211-535
Reisegeschwindigkeit Mach 0,80
Reichweite ca. 4.320 km bis 7.870 km (ER=7.220km bis 9.170km) 6.421 km
Erste Kundenauslieferung 22. Dez. 1982 (Eastern) 10. März 1999 (Condor)

Unfälle und Anschläge

Die Boeing 757 gilt als außerordentlich sicheres Flugzeug, die Verlustrate liegt nur bei gut 1/5 des Durchschnitts heutiger Flugzeuge. Nennenswerte Zwischenfälle mit diesem Typ:

  • 2. Oktober 1990: China Southwest Airlines (B-2812) wird in Guangzhou von einer gekaperten Maschine gerammt, 46 Tote.
  • 20. Dezember 1995: Eine Maschine der American Airlines (N651AA) fliegt während des Landeanfluges in einen Berg nahe Cali, Kolumbien. 160 Tote.
  • 6. Februar 1996: Ein verstopftes Staurohr produziert falsche Geschwindigkeitsangaben im Cockpit, die Birgenair (TC-GEN) Maschine stürzt vor Puerto Plata ins Meer. 189 Tote. Dieses Unglück wurde auf eine schlechte Wartung zurückgeführt (Laut Presse), Im Nachhinein wurde Boeing die Schuld wegen verwirrender Fehlermeldung „Rudder Ratio, Mach trim speed“ zugeschrieben. siehe: Birgenair-Flug 301
  • 2. Oktober 1996: Nach einem Wartungsfehler stürzt Aeroperú-Flug 603 (N52AW) nahe Pasamayo ab. 70 Tote. Der Bordcomputer lieferte fehlerhafte, teilweise divergierende Fehlermeldungen „Stall-Stickshaker, Overspeed Warning, Rudder Ratio, Mach trim speed“.
  • 11. September 2001: Eine 757 (Flug AA77) der American Airlines (N644AA) wird kurz nach dem Start in Washington D.C. entführt und in das Pentagon geflogen. An Bord sterben 64 Menschen.
  • 11. September 2001: Eine 757 (Flug UA93) der United Airlines (N591UA) wird kurz nach dem Start in Newark entführt und stürzt auf freiem Feld in der Nähe von Shanksville/Pennsylvania ab. Alle 45 Personen an Bord kommen ums Leben. Siehe United-Airlines-Flug 93.
  • 1. Juli 2002: Eine Frachtmaschine der DHL (A9C-DHL) kollidiert während des Fluges mit einer TU-154 der Bashkirian Airlines und stürzt nahe Überlingen ab. Alle Besatzungsmitglieder und Passagiere kommen ums Leben, siehe Bashkirian-Airlines-Flug 2937.
  • 28. November 2002: entging eine Maschine der israelischen Arkia im Luftraum Mombasas nur knapp einem Raketenanschlag.

Literatur

  • Thomas Becher: Boeing 757 and 767. ISBN 978-1-86126-197-7
  • Robbie Shaw: Boeing 757's and 767's: The Medium Twins. ISBN 978-1-85532-903-4

Einzelnachweise

  1. "Boeing Marks Completion of its 757 Commercial Airplane Program"
  2. Boeing: Orders and Deliveries, dort "All Models - 757" auswählen

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