Solitudeallee

Solitudeallee
Schloss Solitude, Südfassade des Hauptgebäudes
Blick zwischen den Kavaliersbauten
Schloss Solitude bei Nacht
Panoramaaufnahme des Schlosses, Südfassade
Panoramaaufnahme des Schlosses, Nordfassade

Schloss Solitude (fr. solitude Einsamkeit) wurde zwischen 1763 und 1769 von Johann Friedrich Weyhing und Philippe de La Guêpière als Jagd- und Repräsentationsschloss unter Herzog Karl Eugen von Württemberg erbaut.

Seit 1956 gehört das Gebiet der Solitude zum Stuttgarter Stadtbezirk Stuttgart-West. Das Schloss oder auch die Eremitage Solitude liegt auf einem langgezogenen Höhenrücken zwischen den Städten Leonberg, Gerlingen und den Stuttgarter Stadtbezirken Weilimdorf und Botnang. Direkt am Rande von dessen nördlichen Abhang erbaut, bietet es einen herrlichen Blick nach Norden ins württembergische Unterland in Richtung Ludwigsburg.

Inhaltsverzeichnis

Das Schloss Solitude

Geschichte

Die Bauzeit war gekennzeichnet von politischen und finanziellen Widrigkeiten. Karl Eugen war ein überaus bau- und repräsentationsfreudiger Fürst – von Giacomo Casanova ist beispielsweise eine begeisterte Schilderung der prunkvollen Hofhaltung, der Bauten, und der technisch raffinierten Theatervorstellungen überliefert. Der Bau überstieg die finanziellen Möglichkeiten des Herzogtums Württemberg. Wegen der Finanzprobleme des Staates kam es zu politischen Konflikten des Herzogs mit den einflussreichen württembergischen Landständen in Stuttgart, in deren Folge der Herzog seine Residenz von Stuttgart nach Ludwigsburg verlegte. Letztlich waren die aufwendige Repräsentation und der Unterhalt von Solitude weder finanziell noch politisch tragbar. Bereits 1775 wurde die Hofhaltung dort eingestellt und nach Hohenheim verlagert.

1770 wurde die Karlsschule (seit 1781 Hohe Karlsschule) von Herzog Karl Eugen gegründet und befand sich anfangs im herzoglichen Lustschloss Solitude. Sie diente als Militärakademie, Kunstakademie und später als Allgemeine Hochschule und war als Eliteschule für Söhne aus angesehenen württembergischen Familien vorgesehen. Ihr berühmtester Schüler war Friedrich Schiller, der ebenso wie sein Vater Johann Caspar Schiller dort eingeschrieben war. 1775 wurde die Schule nach Stuttgart verlegt.

Das Schloss verwaiste und verfiel. Mitte des 20. Jahrhunderts war die Bausubstanz angegriffen, die Dächer verrottet; die Deckengemälde von Nikolas Guibal und die Deckenfresken waren durch Wasserschaden weitgehend zerstört. 1972–1983 renovierte die Bundesrepublik Deutschland die Gebäude mit den Innenräumen einschließlich der Fresken und Deckengemälde.

Heutige Nutzung

Seit 1990 ist in den Nebengebäuden des Schlosses, den beiden Offizien- und Kavaliersgebäuden, die Akademie Schloss Solitude untergebracht, die sich die Förderung des künstlerischen Nachwuchses zur Aufgabe gemacht hat. Die Kavaliersgebäude dienen unter anderem als Wohnungen für Stipendiaten.

Hier ist auch das Graevenitz-Museum untergebracht. Es zeigt Werke des Stuttgarter Bildhauers Fritz von Graevenitz (1892–1959)

Baustil

Schloss Solitude wurde von einer Arbeitsgruppe unter Anleitung des Hofbaumeisters Philippe de La Guêpière am Hofe entworfen, mit tatkräftiger Beteiligung des Fürsten selbst und einiger anderer Baumeister wie Johann Friedrich Weyhing. Äußerlich ist es ein typisches Rokokoschloss. Im Inneren jedoch macht sich schon die beginnende klassizistische Epoche bemerkbar: Statt der unregelmäßigen, lebhaften Formen des Rokoko sind die Räume und Wände in ruhigen klassischen Proportionen aufgeteilt.

Nachahmer

Schloss Solitude wurde wie viele Schlösser, allerdings recht spät, kopiert. 1908 plante der fränkische Baron und kaiserliche Rittmeister Crafft Freiherr Truchseß von und zu Wetzhausen einen genauen Nachbau in seiner fränkischen Heimat nahe Schweinfurt. Der württembergische König Wilhelm II. unterband dieses Vorhaben jedoch. So entstand mit Schloss Craheim ein Schlossneubau, dessen Südfassade sich lediglich an Solitude anlehnt.

Die Solitudeallee

Herzog Karl Eugen ließ die Allee von 1764 bis 1768 als Verbindungsachse zum Residenzschloss in Ludwigsburg bauen. Sie beginnt am nördlichen Haupttor des Schlosses Solitude und führt durch Stuttgart-Weilimdorf und vorbei an Zuffenhausen, Stammheim und Kornwestheim über das Lange Feld nach Ludwigsburg.

Sie ist trotz der hügeligen Landschaft eine exakte Gerade und konnte daher als Basislinie für die württembergische Landvermessung von 1820 dienen. Heute ist sie noch fast vollständig erhalten, zum Teil als asphaltierter Feldweg. Lediglich in Weilimdorf, wo sie mit der Hauptstraße zusammenfällt, und in Ludwigsburg, wo das Bahngelände quert, gibt es jeweils einen kleinen Versatz.

Nach der Gedenktafel im Inneren des Schlosses ist sie 40.118,718 Pariser Fuß oder 13.032,14 Meter lang.

weitere Bilder

Weblinks

48.7868888888899.08437Koordinaten: 48° 47′ 13″ N, 9° 5′ 3″ O


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