Sottrum bei Holle

Sottrum bei Holle

Sottrum ist eine Ortschaft der Gemeinde Holle, im Landkreis Hildesheim. Sottrum liegt zwischen der Hildesheimer Börde und dem Wohldenberg im Harzvorland. Die Nähe zu den Autobahnen 7 und 39 sowie zur Bundesstraße 6 und 444 sorgen für eine gute Verkehrsanbindung. Als öffentliche Verkehrsmittel stehen Busverbindungen zum Bahnhof Derneburg zur Verfügung. Es verkehrt stündlich ein Bus aus und in Richtung Hildesheim. Sottrum ist nach Holle die zweitgrößte Ortschaft in der Gemeinde Holle

Inhaltsverzeichnis

Politik

Die Sitzaufteilung im Ortsrat nach der Kommunalwahl 2011 in Niedersachsen : 3 Sitze für die SPD, 2 Sitze hält die CDU, ein Sitz hat Detlef Adelhelm (parteilos).

Wirtschaft

Die Ortschaft Sottrum ist charakterisiert durch die Verbindung von ländlichem Wohnen und einer behutsamen Industrieansiedlung abseits der Wohngebiete.

Auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei befindet sich heute ein großes Gewerbegebiet der Gemeinde Holle. Lange Zeit dominierte die 1870 gegründete Ziegelei das wirtschaftliche Leben der Ortschaft. Die Ziegelei ging 1911 in die Hände von Heinrich Steding über, der im selben Jahr auch die benachbarte Ziegelei Schlewecke erwarb. Seit 1930 arbeiteten beide Betriebe als Jahresbetrieb und zunächst wurden hauptsächlich Mauersteine, später dann Dachziegel hergestellt. Im März 1972 wurde die Produktion in der Sottrumer Ziegelei stillgelegt, dabei verloren 80 Arbeiter und Angestellte in Sottrum ihren Arbeitsplatz und die Gemeinde ihren größten Steuerzahler. Dieser Einbruch konnte in der Folgezeit durch die Ansiedlung neuer Betriebe ausgeglichen werden.

Daten

Fachwerkhaus von 1787

In Sottrum wohnen etwas mehr als 950 Einwohner. Das Dorf besitzt die Herrenmühle, die Zehntscheune und die Brüggemühle. Im Norden des Dorfes gibt es ein Neubaugebiet. In der Ortschaft findet man ebenfalls einen Bürgerpark, einen Friedhof, eine katholische (St. Andreas) und eine evangelische Kirche (Martin-Luther), einen Bolzplatz, drei Spielplätze und einen Kindergarten. Überregional bekannt ist Sottrum durch seinen Freizeit- und Familienpark.

Die Nachbardörfer sind Hackenstedt, Henneckenrode, Sillium, Holle und Derneburg.

Geschichte

Die St.Andreas-Kirche wurde 1817 nach einem Entwurf von Georg Ludwig Friedrich Laves gebaut
St. Andreas-Kirche
Martin-Luther-Kirche

Die Geschichte Sottrums wurde wie so viele Holler Ortschaften über die Jahrhunderte von dem Derneburger Kloster bestimmt, das von 1249 bis 1286 umfangreiche Besitzungen in der Ortschaft erlangte, den Zehnten erwarb und in der Folgezeit diese Güter des Öfteren verpfändete und verkaufte.

1223 übergab Bischof Konrad II. die Sottrumer Haupt- und Taufkirche St. Martin dem Propst des damaligen Augustinerklosters. Eine Urkunde über die Inkorporation der Sottrumer Kirche in das Kloster Derneburg ist nicht vorhanden. Dies war auch die Ursache für die im Jahre 1436 angeordnete Untersuchung auf dem Konzil von Basel, welches die Rechtmäßigkeit dieser Übertragung an das Kloster prüfen sollte. Der urkundliche Nachweis der Inkorporation konnte nicht erbracht werden, da laut Angaben des Klosters die Urkunden verbrannt seien. Die Untersuchung muss jedoch letztlich zugunsten des Klosters ausgefallen sein, da sich im 16. Jahrhundert das gesamte Vermögen der Sottrumer Kirche im Besitz des Klosters befand.

Im Jahr 1443 übergab Abt Heinrich Barnten aus dem Kloster Marienrode das Augustinerkloster in Derneburg dem Orden der Zisterzienser, weil die klösterlichen Sitten von den dort lebenden Nonnen immer weniger eingehalten wurden. Mit dieser Übergabe gelangte auch das Patronatsrecht über die Kirche St. Andreas an den Orden des Hl. Bernhard von Clairvaux. Die Sottrumer Kirchengemeinde war im Verband der Klosterpfarrei St. Andreas Derneburg eingebunden [1] und die Kirche St. Martin bildete bis 1651 die ständige Pfarreinrichtung für die Sottrumer Katholiken.

Sottrum war in politischer Hinsicht dem Amt Wohldenberg angehörig, das im Hochstift Hildesheim nach der für den Bischof Johann IV. von Sachsen-Lauenburg verlorengegangenen Hildesheimer Stiftsfehde (1519 bis 1523) an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel unter Herzog Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel) gelangte. Unter seiner Regierung blieben zunächst die katholischen Religionsverhältnisse in den Pfarreien, so auch Sottrum, bestehen, wenn auch langfristig gesehen der Herzog die innerkirchlichen Strukturen zugunsten eines selbständigen katholischen Landeskirchenregimentes ändern wollte.

Im Jahr 1542 wurde in Sottrum eine evangelische Kirchenvisitation durchgeführt, nachdem Herzog Heinrich II. durch den Schmalkaldischen Bund aus dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg vertrieben worden war. Die Durchführung dieser Visitation entsprach nicht der Reformation, da man sich 1523 unter den Schutz von Erich I. von Calenberg gestellt hatte. Aufgrund der Kirchenvisitation wurde Sottrum nach Holle eingepfarrt. Die evangelische Gemeinde in Holle erhielt im Jahr 1544 mit Wilhelmus Bodicher ihren ersten Prädikanten.

Nach 1643 wurde das Kloster Derneburg an den Hildesheimer Fürstbischof Ferdinand von Bayern (1612–1650) zurückgegeben, der das Kloster dem Zisterzienserorden überließ. In Sottrum wurde durch die Missionierung des Zisterzienser der katholische Glaube in der Gemeinde wieder gefestigt, das Kloster wurde zum zentralen Punkt für die Rekatholisierung der umliegenden evangelischen Gemeinden.[1]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Sottrum am 20. Januar 1944 von Brandbomben getroffen. Drei Höfe erlitten starke Schäden.

Feuerwehr

Flurkreuz von 1748
Kaisereiche

Die Freiwillige Feuerwehr Sottrum besitzt einen großen Stellenwert in Sottrum: Alle 2 Jahre veranstaltet diese einen Weihnachtsmarkt. 2008 feierte die Feuerwehr ihr 110. Jubiläum mit großem, viertägigen Zeltfest und einem großem Umzug durch das Dorf. Ortsbrandmeister ist seit Januar 2009 Dietmar Wiege, Nachfolger von Engwicht.

Sehenswürdigkeiten

  • Die nahe Sottrum gelegene Brüggemühle existiert schon seit 1471, als sie der Graf Heinrich von Rhoden dem Derneburger Kloster schenkte. Die 1837 neu erbaute Wassermühle brannte 1956 aus, 1966 erwarb der Wasserverband „Untere Nette“ das Staurecht der Brüggemühle, um die Regulierung der Nette vorzunehmen und dadurch Hochwasser zu vermeiden, die Wiesen für die Landwirtschaft zu entwässern und eine voll automatisierte Speicherung der Derneburger Fischteiche zu installieren.
  • Der Freizeitpark in Sottrum macht das Dorf auch überregional bekannt. Den Park gibt es seit den 1970er Jahren. Im Laufe der Zeit gab es dort sogar mal eine Wildwasserbahn, die jetzt im Heide-Park in Soltau zu finden ist. Der Sottrumer Freizeitpark beschreibt sich selbst als kinderfreundlichen Familienpark. Er war mal nach Till Eulenspiegel benannt. Polizeischwein Luise, die in Deutschland bekannt war, lebte dort ihre letzten Jahre und starb dort ebenfalls. Heutzutage findet man im Park einen See mit Tretbooten, Rutschen, Erkundungspfaden, Bauernhoftieren usw.
  • An der Straße nach Hackenstedt befinden sich die mächtigen Überreste der als Naturdenkmal ausgewiesenen, jedoch mittlerweile abgestorbenen Kaisereiche.
  • Die evangelische Martin-Luther-Kirche, im Schiff modernisiert und nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg von 1745 bis 1773 im Stil des Rokoko völlig neu gestaltet, lohnt wegen ihrer Wandmalereien aus dem Spätmittelalter und ihres Altars von 1745 einen Besuch[2]. Der Turm wurde bereits im 11. Jahrhundert erbaut.
  • Im alten Ortskern Sottrums sind zahlreiche gut erhaltene Fachwerkhäuser aus dem 18. und vom Beginn des 19. Jahrhunderts beachtenswert, vor allem im Bereich von Wasserstraße, Lindenweg und Martin-Luther-Kirche. Einige von ihnen sind mit in Holz geschnitzten Sprüchen verziert.
  • Als die Preußen 1803 das Derneburger Schloss auflösten, sorgte der spätere Graf Ernst zu Münster dafür, dass Sottrum eine neue katholische Kirche im Ort erhielt. Die Klosterkirche hatte den relativ vielen katholischen Einwohnern Sottrums als Pfarrkirche gedient. Diese im klassizistischen Stil erbaute und dem hl. Andreas geweihte Saalkirche mit ihrem fast quadratischen Grundriss ist ein Putzbau und wird fälschlicherweise oft dem hannoverschen Baumeister Georg Ludwig Friedrich Laves zugeschrieben, der jedoch erst viel später für die Grafen Münster in Derneburg tätig war. Vor der im Volksmund wegen ihrer ungewöhnlichen Form als „Kaffeemühle“ bezeichneten Kirche stehen vier überlebensgroße barocke Heiligenfiguren aus Sandstein, die aus der 1812 abgerissenen Derneburger Klosterkirche stammen. Die einschiffige Kirche wurde 1816-1818 auf einem leicht ansteigenden Gelände auf einem Sockel aus Bruchsteinen erbaut. Sie hat ein Walmdach mit einem mit Schiefer gedeckten Dachreiter in der Mitte an Stelle eines Kirchturmes. Ihre Außenwände werden durch ein umlaufendendes Gesims gegliedert und durch sechs rundbogige Fenster aufgelockert. In ihrem Innern fällt unter anderem der Barockaltar auf. Hinter der Kirche ist eine kleine Parkanlage mit mehreren Teichen besuchenswert.
  • Hinter der St. Andreas-Kirche ist ein steinernes Flurkreuz sehenswert, das laut einer in den Sockel eingravierten Inschrift 1748 angefertigt wurde. Im oberen Teil des Kreuzes befindet sich eine Nische, in der möglichweise früher eine Heiligenfigur aufgestellt war. Weitere Flurkreuze von 1748, wenn auch kleinere, sind an der Straße von Sottrum nach Holle zu sehen[3].

Einzelnachweise

  1. a b Geschichte St. Andreas in Sottrum http://www.wohldenberg.de/sottrum.htm am 3. Februar 2007
  2. Hartwig Kemmerer: Reiseführer Hildesheimer Land, S. 129. Hildesheim 2003.
  3. Kurt Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, S. 1213, München 1992.

Weblinks

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