Spanische Synagoge

Spanische Synagoge
Spanische Synagoge

Die Spanische Synagoge (tschechisch Španělská synagoga) ist eine profanierte Synagoge im Stadtteil Josefstadt in Prag. Sie wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts im maurischen Stil erbaut und liegt in der Straße Vězenská 1.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blick auf das Allerheiligste und die Bima

Die Spanische Synagoge ist das jüngste Gotteshaus auf dem Gebiet der ehemaligen Prager Judenstadt. Sie steht an Stelle der ältesten nicht mehr erhaltenen Synagoge Prags, der Altschul. Sie gehörte zu einem kleinen, vom eigentlichen Judenviertel abgetrennten Gebiet. 1389 wurde die Altschul bei einem Aufstand gegen die Juden zerstört aber wieder aufgebaut. 1516 brannte sie wieder nieder und wurde 1603 und 1622 umgebaut. 1745–49, als die Juden aus Prag vertrieben wurden, wurde sie wiederum verwüstet und dann 1750 auf Kosten von Israel Frankl Spira erneuert.

1837 wurde die Altschul die erste reformierte Synagoge Prags, in der auch mit synagogaler Musikpflege begonnen wurde. In dieser Zeit wirkten bedeutende Prediger an der Altschul, vor allem Leopold Zunz oder Michael Sachs. Rabbiner war von 1846 bis 1868 Saul Isak Kaempf. Der tschechische Komponist František Škroup, der selbst kein Jude war, wirkte von 1836-1845 an der Synagoge, um die synagogale Musik zu fördern und zu entwickeln.

Der Verein des reformierten Gottesdienstes ließ die Altschul neugotisch umgestalten. Da aber diese Veränderungen dem zunehmenden Interesse nicht genügten, wurde die Altschul 1867 abgerissen. Die an ihrer Stelle errichtete Spanische Synagoge war bereits 1868 benutzbar. Der Architekt Ignaz Ullmann liefertedie Baupläne, die Innenkonstruktionen stammten von Josef Niklas. 1882/3 wurde die Synagoge durch Antonin Baum und Bedřich Münzberger mit reichem ornamentalem Schmuck im maurischen Stil ausgestattet. Wegen dieses Baustils wurde sie nunmehr Spanische Synagoge genannt, und nicht, wie man auch annehmen könnte, weil es sich um eine Synagoge sephardischer Juden gehandelt hätte.

1941 wurden die Gottesdienste hier eingestellt und das Gebäude diente als Lager für Gegenstände aus enteignetem jüdischen Besitz. Seit 1955 wurde es vom Jüdischen Museum verwaltet, das 1960–1982 eine Ausstellung mit synagogalen Textilien hier zeigte. 1994 gelangte es wieder in den Besitz der jüdischen Gemeinde und wurde danach umfassend restauriert. Seit 1998 ist hier eine ständige Exposition über die neuere jüdische Geschichte in Böhmen und Mähren zu sehen. Daneben finden auch Konzerte und jüdische Feste in der Spanischen Synagoge statt.

Baubeschreibung

Die Spanische Synagoge besteht aus einem Zentralraum, der mit einer großen Kuppel eingewölbt ist. An drei Seiten befinden sich Emporen. Die Wände und Decken sind reich mit Stuckarabesken und Ornamenten nach dem Vorbild der spanischen Alhambra ausgemalt und vergoldet. Auf der Empore befindet sich eine Orgel in gleicher ornamentaler Ausstattung. Die Fenster sind mit bemalten Scheiben verglast.

Literatur

Weblinks


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