Spoiler (Medien)

Spoiler (Medien)

Ein Spoiler (engl. to spoil, „verderben“) ist eine Information, die wesentliche Handlungselemente eines belletristischen Werks, Films oder Hörbuchs zusammenfasst und dadurch dazu geeignet ist, den Genuss am Konsum des vollständigen Werks zu verderben.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung

Meist ist die Wiedergabe von Handlungselementen eines Plots gemeint, die für den Fortgang oder die Auflösung der jeweiligen Geschichte eine entscheidende Rolle spielen und deren Vorfeldkenntnis dem Leser, Zuschauer oder Hörer die Spannung raubt. Wer beispielsweise in einem Krimi der Whodunit-Gattung bereits zu Beginn den Namen des Täters kennt, wird einen solchen Roman oder Film regelmäßig mit stark eingeschränktem Genuss konsumieren. Beispielsweise werden die Besucher des Agatha Christie Theaterstücks Die Mausefalle im Londoner St Martin's Theatre seit 1952 gebeten, den Mörder nicht an nächste Besucher zu verraten. Andererseits ist es zumindest fraglich, ob der Genuss stets unter einem solchen Verraten leidet, so zumindest das Untersuchungsergebnis der US-amerikanischen Psychologen Jonathan Leavitt und Nicholas Christenfeld im Jahre 2011.[1]

Die unerbetene Weitergabe von Spoilern gilt allgemein als grobe Unhöflichkeit.

Ein Spoiler ist daher in Foren oft mit rauem Ton anzutreffen und wird zumeist als Angriff auf Fangemeinden eingesetzt. In diesem Fall ist der Spoiler umso wirkungsvoller, je kürzer er ist. So konnte z. B. durch die Information über den Tod eines Protagonisten der Harry-Potter-Bücher vielen Harry-Potter-Fans schon früh der Spaß verdorben werden.

Bei Quellen, die informativ ausgerichtet sind und nicht der Anregung zum Medienkonsum dienen sollen (z. B. wissenschaftliche Abhandlungen oder Lexika) sind Spoiler hingegen üblich und für die Zweckerfüllung der Quellen auch unerlässlich. Bei Quellen mit werbender sowie informativer Ausrichtung (z. B. literarischen Rezensionen) muss ein Kompromiss gefunden werden. So wurde der Name der im sechsten Band der Harry-Potter-Serie sterbenden Hauptfigur von den deutschen Medien nicht bereits mit dem Erscheinen der englischen Ausgabe preisgegeben, sondern erst bei Rezensionen der deutschen Ausgabe.

Texte, deren Inhalt nicht sofort ins Auge fallen soll, werden in gedruckten Publikationen gelegentlich in Spiegelschrift gesetzt. Diese Technik wird am häufigsten für Rätsel-Auflösungen angewendet. In diesem Fall handelt es sich de facto um eine Spoilervermeidung.

Spoilerwarnungen

In einigen Medien hat es sich eingebürgert, dass einer Erläuterung wichtiger Elemente der Handlung von Büchern, Filmen oder Computerspielen sogenannte Spoilerwarnungen vorausgeschickt werden. Dies ist vor allem in einschlägigen Fan- und Diskussionsforen sowie im Usenet üblich. Auch in der weltweit größten Filmdatenbank (IMDb) sind Spoilerwarnungen für alle Rezensenten verpflichtend.

In Zusammenhängen, die sich nicht primär mit den medialen Umsetzungen von Geschichten beschäftigen (z. B. Lexika), sind Spoilerwarnungen unüblich – sie werden allerdings bisweilen in ironischer oder parodistischer Absicht auf andere Medien übertragen. Außerhalb bestimmter Internet-Communitys konnten sich Spoilerwarnungen bisher nicht dauerhaft etablieren.

Die Spoilerwarnung ist allerdings keine originäre Erfindung des Internets. So war es im Ersten Deutschen Fernsehen vor vielen Jahren für kurze Zeit üblich, vor dem Beginn der samstäglichen Sportschau-Sendung die Bundesliga-Ergebnisse nur in Form einer Texttafel anzukündigen und an der Erhaltung ihrer Spannung interessierte Zuschauer darum zu bitten, kurz die Augen zu schließen. Der internettypische Begriff Spoilerwarnung war zu diesem Zeitpunkt freilich noch unbekannt.

Auch in der Sendung Was bin ich? wurde die Einblendung des zu ratenden Berufes angekündigt und mit einem Gongschlag beendet, ebenso wie in jüngerer Zeit das populäre Bilderrätsel in der WDR-Sendung Zimmer frei.

Die Art der Spoilerwarnungen unterscheidet sich von Medium zu Medium und von Milieu zu Milieu. In Texten im Internet zum Beispiel werden sie in der Regel so gehandhabt, dass einem deutlich sichtbar hervortretenden Hinweis (durch Fettschrift, andere Schriftgrößen, Farbe usw.) einige Leerzeilen folgen und erst danach die entsprechenden Inhalte, gefolgt von weiteren Leerzeilen. Manchmal wird auch auf das Ende des Spoilers durch einen speziellen Hinweis aufmerksam gemacht.

In Usenet-Beiträgen werden Spoiler regelmäßig mit ROT13 verschlüsselt. Eine weitere Form der Spoilerwarnung ist das sogenannte Highlight to Read („zum Lesen hervorheben“). Dabei werden nach dem Hinweis „Spoiler – Highlight to Read“ die betreffenden Textteile in einer Schriftfarbe geschrieben, die mit der Farbe des Hintergrundes identisch ist. Nur, wenn die entsprechende Stelle mit der Maus markiert wird, lässt sich der Text auch lesen. Dadurch soll das unbeabsichtigte Lesen dieser Spoiler vermieden werden.

Ähnlich den Spoilerwarnungen verwenden die Benutzer von Selbsthilfeforen sogenannte Triggerwarnungen. Diese werden teilweise ebenfalls als Spoiler bezeichnet.

Beispiele

  • Der Spoiler Der Borsche war’s, den der Kabarettist Wolfgang Neuss 1962 in Anzeigen verbreitete, verriet den Mörder des Films Das Halstuch von Francis Durbridge. Der Durbridge-Krimi lief im Januar 1962 in dem neuen Medium Fernsehen als bundesweiter ARD-Straßenfeger. Neuss wurde landesweit als Buhmann der Nation und Vaterlandsverräter (Bild) bekannt, weil er durch den Spoiler versuchte, Leute in seinen eigenen Film Genosse Münchhausen ins Kino und somit weg vom Fernseher zu locken.
  • in der TV-Comic-Serie „Die Simpsons“ (Folge „Blick zurück ins Eheglück“ / s03e12) wird etwas Vergleichbares parodiert: Homer kommt in den 1980ern nach dem Film „Das Imperium schlägt zurück“ aus einem Kino und während er an den anstehenden Filmfans vorbei kommt, unterhält er sich lautstark darüber, dass „Darth Vader Lukes Vater“ ist.
  • Derselbe Gag findet sich auch in der Parodie Beilight – Bis(s) zum Abendbrot wieder. Dort geht die Protagonistin mit ihrer Freundin aus der bis dato noch fiktiven Verfilmung des Buches Breaking Dawn an einer langen, an der Kasse anstehenden Menschenschlange vorbei, und unterhält sich darüber, wie verrückt es ist, "ein Vampirbaby zu haben" (der offensichtliche Inhalt des Films).

Einzelnachweise

  1. Leavitt, Christenfeld in: psychologicalscience, August 2011. Zu Nicholas Christenfeld, University of California, San Diego siehe englische Wikipedia en:Nicholas Christenfeld

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