St.-Patrokli-Dom

St.-Patrokli-Dom
St. Patrokli

Der St.-Patrokli-Dom in Soest ist eine katholische Kirche von großer architekturgeschichtlicher Bedeutung. Er gilt als Inbegriff der Romanik in Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Der Bau imponiert durch seine gewaltigen grünen Sandsteinmassen, vor allem aber durch den von vier Ecktürmchen flankierten, etwa 80 Meter hohen monumentalen Turm („Turm Westfalens“), der von Experten häufig als schönster romanischer Turm Deutschlands bezeichnet wird, und durch den geräumigen anmutigen Vorhallenbau mit loggienartigem Oberbau. Dieser hatte früher vom heutigen Domplatz aus einen Zugang. Der Turm war bis zum Beginn des 19. Jahrhundert in städtischem Besitz und diente als städtische Rüstkammer (heute: Dommuseum). Teile des Wehrschatzes in Form von Armbrustbolzen aus der Rüstkammer sind heute im Osthofentor-Museum zu besichtigen.

Ehedem soll die Kirche, ursprünglich eine dem heiligen Stephanus geweihte Basilika, zwei Türme gehabt haben, welche aber schon bald das Opfer einer Feuersbrunst wurden. Andeutungen dieser Türme sieht man noch jetzt.

Der ottonische Kern der Altstadt (grün umrandet): 1) Nikolaikapelle, 2) St.-Patrokli-Dom, 3) Morgner-Haus, 4) Standort der Alten Pfalz, 5) St.-Petri-Kirche, 6) Rathaus mit vier Gebäudeteilen aus verschiedenen Jahrhunderten; unten links ein Zipfel des Großen Teichs

Den Grund zu diesem Gotteshaus legte der Kölner Erzbischof Brun (Sohn König Heinrichs I. und Bruder Ottos I.), welcher auch die Gebeine des Heiligen Patroclus von Troyes am 9. Dezember 964 hier beisetzte. Dem Erzbischof Brun waren diese geschenkt worden, als er in diplomatischer Angelegenheit am französischen Hof weilte. Von Troyes aus nahm er die Reliquien mit nach Köln, beließ sie dort nur vier Jahre und brachte sie dann nach Soest, dessen Volk und Geistlichkeit die Reliquien – die ersten Soests – mit Jubel aufnahmen. Erzbischof Brun, der im Oktober des folgenden Jahres starb, hat nur die Anfänge seines Werkes gesehen. Vollendet ward es erst Jahrhunderte nach ihm (1165). Geweiht wurde St. Patrokli nach noch vorhandenen Urkunden am 8. Juli 1166 durch Erzbischof Reinald von Dassel. Es war die zentrale Kirche eines ehemaligen Kollegiatstifts mit eigenem Immunitätsbezirk und einer eigenen Schule zur Heranbildung von Geistlichen.

Aus (kirchen-)machtpolitischen Gründen wurde Soest zwar nicht Bischofssitz, war aber in früheren Zeiten der kirchliche Mittelpunkt der Kölner Erzbischöfe in Westfalen, Nebenresidenz und zweite Hauptstadt des Erzbistums Köln. Jahrhunderte lang war das Patroklistift das mächtigste und reichste Stift des ganzen Herzogtums Westfalen; zeitweise unterstanden dem Stift bis zu 54 Pfarreien. Die Pröpste des Patroklistifts, die zumindest in den ersten Jahrhunderten weitgehend dem Hochadel entstammten, waren über weite Teile des Mittelalters zugleich Domherr in Köln und jeweils einer der vier Großarchidiakone bzw. bisweilen auch Offizial des Erzbistums Köln. Nur etwa ein- bis zweimal im Jahr hielt sich der Propst des Kollegiat-Stifts St. Patrokli – zur Abhaltung eines geistlichen Gerichts – in Soest auf. Die übrige Zeit ließ er sich vom Dechanten vertreten, dem die Verwaltung des Patroklistiftes oblag.

Glocken

Im ca. 80 m hohen Turm hängen 10 Glocken. Darunter befinden sich vier außergewöhnlich alte Glocken aus der Zeit um 1200.

Nr. Name Nominal
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Gussjahr
1 Patrokliglocke as0 2050 5840 1991
2 Carl Borromäus b0 1900 3000 1953
3 Allerheiligenglocke des1 1550 2460 1991
4 Marienglocke es1 1390 1900 1469
5 Sturmglocke f1 1385 2000 1200
6 Bürger-Schuster-Glocke ges1 1209 1280 1991
7 Stephanusglocke b1 998 780 1220
8 Gottesglocke es2 750 310 1577
9 Silberglocke oder Ratsglocke f2 585 150 um 1200
10 kleine Silberglocke oder Ratsglocke ges2 490 100 1180

Bildergalerie

Das Gebäude

Die „Westfälische Krippe“

Literatur

  • Eberhard Linnhoff: St. Patrokli, Nikolai-Kapelle und Dom-Museum in Soest. Langewiesche, Königstein im Taunus 1984, ISBN 3-7845-5100-9

Weblinks

51.5715277777788.10805555555567Koordinaten: 51° 34′ 18″ N, 8° 6′ 29″ O


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