St. Engelbert (Köln)

St. Engelbert (Köln)
Eingangsbereich St. Engelbert: Ein vergleichsweise kleines Bronzeportal ist von einem Sandsteinrahmen umgeben. Die vier Konsolen oberhalb sollten einmal Figuren der Evangelisten aufnehmen, blieben bisher jedoch leer.

St. Engelbert ist eine katholische Kirche in Köln-Riehl. Sie wurde 1930 bis 1932 nach einem Entwurf des Architekten Dominikus Böhm erbaut und gilt als der erste moderne Kirchenbau in Köln.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Nach einem Wettbewerb unter fünf Kölner Architekten im Jahr 1930 wählte die Kirchengemeinde einen der vier eingereichten Entwürfe von Dominikus Böhm aus. Das so genannte Sternkuppel-Projekt setzte sich dabei gegen die Skepsis des Generalvikariats durch. Dieses bat um Prüfung, ob es möglich sei, „durch Milderung des Neuartigen dem Bauwerk das Befremdliche zu nehmen“, da der Entwurf etwas fremdartiges, eher orientalisches als abendländisches habe[1]. Nach einer ausführlichen Bauerläuterung von Böhm mit Hinweis auf mittelalterliche Vorbilder wurde der Entwurf genehmigt. Im November 1930 begann man auf einem leeren Grundstück am Riehler Gürtel mit dem Bau, der am 6. Juni 1932 durch Erzbischof Karl Joseph Schulte geweiht wurde.

Baubeschreibung

Innenraum mit Blick in den Chor, der links durch das große Fenster beleuchtet wird; ganz oben in den Bildecken die kleinen Okuli des Zentralbaus.

St. Engelbert ist ein kreisförmiger Zentralbau, der auf einem hohen Sockel gebaut ist. In diesem sind Jugendräume, Pfarrsaal und Bücherei untergebracht. Der Turm steht getrennt vom Hauptbau (Campanile) und beherbergt im Untergeschoss die Taufkapelle.

Die Grundform der Kirche wird durch parabelförmige, hohe Außenwände gebildet, die schildförmig gebogen eine Kreisform mit acht Segmenten bilden. Nach Nordosten ist ein Segment als rechteckiger Chor herausgezogen, auch hier bildet eine parabelförmige Wand den Abschluss. Aufgrund der Form der Außenwände ist eine Unterscheidung von Wand und Raumdecke nicht möglich. Ausgehend von den schildförmigen Außenwänden zieht sich das metallische Dach weit nach unten in die einzelnen Streben, die sich in den Innenraum hinein als Rippen fortsetzen und dort einzelne abgegrenzte Bereiche bilden. Der Choranbau erhält durch ein ebenfalls parabelförmiges wandhohes Seitenfenster Licht, während der Zentralbau bewusst im Dunkel liegt und nur durch die an den Parabelspitzen angebrachten, kreisrunden Fenster (Okuli) Tageslicht erhält.

Die eigenwillige architektonische Gestaltung hat der Kirche im Volksmund die Bezeichnung Zitronenpresse eingetragen.[2]

Ähnliche parabelförmige Bauformen galten noch 30 Jahre später als kühn, mutig und ungewöhnlich, als in Wiesbaden 1960 die evangelische Heilig-Geist-Kirche gebaut wurde.

Glocken

Im Campanile hängt ein sechsstimmiges Geläut, dass von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock (Gescher) im Jahre 1960 gegossen wurde. Alle Glocken hängen im mehrstöckigen Stahlglockenstuhl an geraden Stahljochen, die aus statischen Gründen mit Gegenpendeln ausgestattet sind. Es zählt zu den Größten der Stadt Köln. Das Vorgängergeläut von 1931 fiel, bis auf die kleine Glocke, dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Ihr Verbleib ist nicht bekannt.[3]

Nr. Name Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
Inschrift
1 Johannes 1731 3334 b0 +8 Bereitet den Weg des Herrn!
2 Dreikönige 1428 1940 des1 +9 Kommet lasset uns anbeten!
3 Maria 1262 1308 es1 +9 Hochpreiset meine Seele den Herrn!
4 Engelbert 1050 741 ges1 +8 Ich habe die Gerechtigkeit geliebt
5 Clemens 939 521 as1 +8 Schütz Hirt und Herde!
6 Michael 798 321 b1 +9 Verteidige uns im Kampf!

Literatur

  • Helmut Fußbroich: Architekturführer Köln. Sakralbauten nach 1900. J. P. Bachem Verlag, Köln, 2005. ISBN 3-7616-1683-X
  • Hiltrud Kier: Kirchen in Köln. J. P. Bachem Verlag, Köln, 2000. ISBN 3-7616-1395-4

Einzelnachweise

  1. Kier, S. 172, auch: Kirche des Monats im Erzbistum Köln: November 2003
  2. kirche-des-monats.de/2003
  3. Gerhard Hoffs: Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns, S. 802ff, PDF

Weblink

 Commons: St. Engelbert (Köln) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Kirchenseite der Gemeinde

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