St. Johann Baptist (Köln)

St. Johann Baptist (Köln)
St. Johann Baptist in Köln. Links die Baustelle der Nord-Süd-Stadtbahn. Im Hintergrund Bergungskräne nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs (März 2009)

St. Johann Baptist ist eine katholische Kirche in Köln.

Die in der Severinstraße gelegene Kirche gehört zu den ältesten der Stadt; sie wurde 948 erstmals erwähnt und ist seit 1080 als Pfarrkirche bezeugt. Die Kirche wurde zwischen 1943 und 1945 fast gänzlich zerstört. Dabei wurde der Turm ganz und der Chor bis auf den Sockel vernichtet. Ein Teil der Seitenschiffe und das Mittelschiff blieben stehen. Letzteres wurde in den Jahren 1960–62 vom Neubau mit Westturm aus Backstein ergänzt. Dieser umfasst das alte Mittelschiff und stellt den Bau als Ganzes im Stil einer Basilika dar.[1]

Die Kirche St. Johann Baptist gehört der Kirchengemeinde St. Severin, wird vom Förderverein Romanische Kirchen Köln betreut und beherbergt seit 2009 das jugendpastorale Zentrum des Erzbistums Köln, CRUX.

Inhaltsverzeichnis

Ausstattung

Nordseite
Innenansicht
  • Sitzmadonna (um 1320)
  • Reliquienschrein der Hl. Antonia (1. Hälfte des 14. Jahrhunderts)
  • Taufbecken aus Messing (1566)
  • Bronzene Adlerpulte (1629/1723)
  • Moderne ornamentale Farbverglasung von Willi Strauß (1963)

Glocken

Im Turm hängen sechs Bronzeglocken. Im Jahre 1961 mussten einige Glocken nachträglich klangkorrigiert werden. Vor dem Krieg waren vier Glocken vorhanden, von denen die drei kleineren Barockglocken vernichtet wurden. Die größere, 700 kg schwere, Glocke aus dem Jahre 1400 ist heute in Privatbesitz. Das Geläut ist auf das von St. Severin abgestimmt.[2]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(HT-1/16)
1 Arnold 1958 Feldmann & Marschel, Münster 1300 1400 es1 −5
2 Antonia 1958 Feldmann & Marschel, Münster 1090 800 ges1 −4
3 Maria 1959 Feldmann & Marschel, Münster 965 550 as1 −5
4 Joseph 1959 Feldmann & Marschel, Münster 837 350 b1 −6
5 Anna 1959 Feldmann & Marschel, Münster 802 320 ces2 −6
6 Catharina 1959 Feldmann & Marschel, Münster 712 220 des2 −9

Schiefer Turm von Köln

„Schiefer Turm von Köln“ (bis 2005)

Im Jahr 2004 geriet der 44 m hohe Kirchturm von St. Johann Baptist für einige Zeit als „Schiefer Turm von Köln“ in die Schlagzeilen, als er sich am 29. September um 77 cm in Westrichtung neigte, nachdem am Vortag ein Versorgungsschacht für die im Bau befindliche Nord-Süd-Stadtbahn in 14 m Tiefe unter der Kirche vorgetrieben wurde.

Um den Einsturz des Kirchturms zu verhindern, wurde er mit sechs Stahlträgern abgestützt. Nachdem auch die Hohlräume unter dem Turm mit Beton verfüllt wurden, konnte die benachbarte Severinsbrücke, die aus Sicherheitsgründen gesperrt worden war, am 4. Oktober 2004 wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Einem Gutachten zufolge hätte der Turm ohne die angebrachten Stützen zwar ungefährdet so stehen bleiben können; der Kirchenvorstand der Gemeinde stimmte jedoch der Wiederaufrichtung des Turmes zu. Dies sollte ursprünglich bis zum Weltjugendtag 2005 (mit Papstbesuch) geschehen; verwirklicht wurden die Pläne jedoch erst am 26. Oktober 2005, als der Turm mithilfe von Hydraulikpressen wieder geradegerichtet wurde. Die Westseite des Turms wurde dazu in kontrollierten 10-mm-Schritten um 13,5 cm angehoben. Die Reparaturarbeiten kosteten etwa eine Million Euro, wofür die Versicherung der Kölner Verkehrs-Betriebe aufkommen musste.[3]

Jugendpastorales Zentrum CRUX

Am Sonntag, 28. Juni 2009, ist St. Johann Baptist nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet worden. Die Kirchengemeinde St. Severin als Eigentümerin der Kirche übergab die renovierte Kirche an die Jugendlichen der Stadt Köln. Anschließend weihte Weihbischof Melzer den neuen Altar im Innenraum der Kirche. St. Johann Baptist ist nun der Mittelpunkt des CRUX, des jugendpastoralen Zentrums des Erzbistums Köln.

Einzelnachweise

  1. Albert Verbeek: Kölner Kirchen. Die kirchliche Baukunst in Köln von den Anfängen bis zur Gegenwart. S. 53–54.
  2. Gerhard Hoffs (Hg.): Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns. S. 153–161.
  3. Das Ende der Schieflage bei wdr.de

Literatur

  • Albert Verbeek: Kölner Kirchen. Die kirchliche Baukunst in Köln von den Anfängen bis zur Gegenwart. Greven, Köln, II. Auflage, 1969.
  • Dominik Meiering und Joachim Oepen (Hrsg.): Aufbruch statt Abbruch. St. Johann Baptist in Köln Köln 2009.

Weblinks

 Commons: Johann-Baptist-Kirche Cologne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
50.9296.9577777777778

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Baptist Farina — IV 1758 1844, (Gemälde von Simon Meister 1836 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Gradl — Johann Baptist Gradl, 1966 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Roeschel — Johann Baptist Röschel Johann Baptist Röschel, auch Roeschel, (* 9. Mai 1652 in Ödenburg; † 27. Mai 1712 in Wittenberg) war ein deutscher Physiker und lutherischer Theologe Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Rousseau — Johann Baptist Rousseau[1] (* 31. Dezember 1802 in Bonn; † 8. Oktober 1867 in Köln), Pseudonym: Friedrich Saalmüller und Albano[2], war ein deutscher Dichter, Journalist und Herausgeber. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Welsch — Johann Baptist Welsch, genannt Tilla (* 22. Februar 1888 in Arzdorf; † 2. März 1943 in Mauthausen, Oberösterreich) war ein in den 1920er und 1930er Jahren bekannter Kölner Travestiekünstler. Welsch war ursprünglich kaufmännischer Angestellter. In …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Hoffmann — (* 9. Juli 1864 in Garitz, heute Ortsteil von Bad Kissingen; † 5. Juli 1937 in Bad Kissingen) war ein deutscher Opernsänger. Baptist Hoffmann Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Alzog — (* 8. Juni 1808 in Ohlau, Schlesien; † 1. März 1878 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Theologe und katholischer Kirchenhistoriker. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werk (Auszug) …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Franz Decker — (* 15. Januar 1822 in Freimersdorf; † 21. Juni 1873 in Düren) war ein deutscher Politiker und Mitglied des Reichstages. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Einzelnachweise 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Müller — (* 31. Mai 1932 in Bodnegg) ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Studium an der Hochschule für Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven, an den Universitäten Heidelberg und Göttingen und am Antioch College (USA). 1965 Prüfung für Diplom… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Röschel — Johann Baptist Röschel, auch Roeschel, (* 9. Mai 1652 in Ödenburg; † 27. Mai 1712 in Wittenberg) war ein deutscher Physiker und lutherischer Theologe. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”