St. Marien (Wismar)

St. Marien (Wismar)
Turm der Marienkirche vom Osten
Westansicht der Marienkirche
Grundriss von St. Marien (1896)
Südansicht, Zeichnung von 1896
Erhaltener Turm der Marienkirche (1970)

Die Marienkirche (auch Sankt Marienkirche) im Zentrum der Altstadt Wismars ist die höchste der drei Stadtkirchen. Sie war Pfarrkirche der Marktstadt. Sie gehört zu den ältesten Bauwerken der Hansestadt. Ihr im Zweitem Weltkrieg schwer beschädigtes Schiff wurde 1960 gesprengt.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Bau I

Die Marienkirche wurde als Hallenkirche mit Westturmanlage um 1260-70 erbaut. Die Breite des Langhauses beträgt 36 Meter, die Höhe der Gewölbe etwa 16 Meter, die Länge des Schiffes und die Gestalt des Chores sind unbekannt. Erhalten blieben der Westturm und seine Seitenkapellen.

Bau II

  • 1. Bauabschnitt:

Nach dem Abriss des Chores erfolgte der Bau einer provisorischen Abschlusswand zum weiterbenutzten Hallenlanghaus. Um 1320-1339 wurde unter Werkmeister Johann Grote der basilikale Umgangschor mit Kapellenkranz errichtet.

  • 2. Bauabschnitt:

Nach 1339 erfolgte die Vollendung des Chores und 1353 die Weihe. Danach wird das alte Hallenlanghaus abgetragen, das Backsteinmaterial für den Neubau des Langhauses als Basilika wiederverwandt. Im Typus entsprach die Kirche dem Vorbild der Marienkirche von Lübeck.

  • 3. Bauabschnitt:

Um 1370/75 wurde das Langhaus vollendet.

  • 4. Bauabschnitt:

Vor 1388 werden nachträglich zwischen die Strebepfeiler Einsatzkapellen angebaut, auf der Nordseite um 1388 die Nordhalle und vor 1390 die Sakristei. Die Südvorhalle und die östlich daneben liegende Knochenhauerkapelle entstehen vor 1414.

  • 5. Bauabschnitt:

Im 5. Bauabschnitt erfolgte die Aufstockung des Westturms um drei Geschosse auf eine Höhe von 80 Meter.

Die Kapelle unter dem Turm wurde im Mittelalter von der Kaufleutekorporation der Bergenfahrer ausgestattet, unterhalten und genutzt.

Nachmittelalterliche Veränderungen

Im 15. oder frühen 16. Jahrhundert Zerstörung des steilen gotischen Pyramidenhelmes und Ersatz durch einen Dachreiter, der 1539 durch Blitzschlag zerstört wurde. Der Ersatz wurde 1661 vom Sturm heruntergeworfen, danach der heutige provisorische Abschluss. Im 18. Jahrhundert teilweise Vermauerung von Fenstern und Portalen. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts Bau eines Dachreiters über dem östlichen Ende des Langhausdaches.

Nach 1900

1945 schwere Bombenschäden. Die Gemeinde erhielt 1951 eine Notkirche nach dem Entwurf von Otto Bartning, die Neue Kirche, die aus den Steinen des alten Pfarrhauses erbaut wurde. Die Neue Kirche sollte nur als Provisorium dienen, bis die St. Marien-Kirche wieder aufgebaut sein wird. Dieses zerschlug sich jedoch durch die Sprengung des Kirchenschiffes 1960.

1960 Sprengung von Chor und Langhaus, Verarbeitung des Baumaterials zu Schotter.

Obwohl keine unmittelbare Gefahr des Zusammenbruchs oder von gesundheitlichen Gefährdungen durch den abgesperrten Bau bestand, wurden Langhaus und Chor unter Protest zahlreicher kultur- und geschichtsinteressierter Bürger 1960 gesprengt.

In den vergangenen Jahren wurde mit Mitteln von Stadt, Land, Bund, Deutscher Stiftung Denkmalschutz und mit Spenden engagierter Bürger der verbliebene Turm geschlossen und mit Installationen soweit ausgerüstet, dass wieder eine Nutzung für Veranstaltungen möglich ist.

St. Marien ist gemeinsam mit St. Georgen in Wismar bis mindestens Ende 2009 Ort der Ausstellung „Gebrannte Größe – Bauten der Macht“, die sich mit der Backsteingotik und auch der Entstehungsgeschichte von St. Marien befasst.

Ausstattung

St. Marien war als Wismarer Ratskirche durch Stiftungen reich ausgestattet. Im Laufe der Geschichte wurden daher auch Ausstattungsstücke an ärmere Gemeinden Mecklenburgs weitergegeben: Ein Beispiel ist die Kanzel aus der Werkstatt des Lübecker Bildschnitzers Tönnies Evers d. J. von 1587, die sich seit dem Jahr 1746 in der Marienkirche von Neustadt-Glewe befindet.

Etliche Stücke der Ausstattung konnten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges gerettet werden. Das Triumphkreuz von 1420 schmückt seit der Restaurierung 1990 den Schweriner Dom. Andere Stücke sind zur Zeit in der Wismarer Nikolaikirche untergestellt. Bedauerlicherweise wurde die Astronomische Uhr von St. Marien Opfer der Bomben.

Kirchhof

Der Kirchhof von St. Marien war in früherer Zeit mit Kapellen überbaut. So der Kapelle St. Marien zu den Weiden und der Bantzkowschen Sühnekapelle. Diese haben sich nicht erhalten und wurden zum Teil bereits schon im 19. Jahrhundert abgerissen.

Literatur

  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, S. 27–68. ISBN 3910179061
  • Gottfried Kiesow: St. Marien in Wismar. In: Bauten der Macht (Gebrannte Größe, Bd. 2). Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2002. ISBN 978-3-936942-24-8
  • Pfotenhauer/Lixenfeld: Wismar und Stralsund – Welterbe. monumente edition. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2005. ISBN 978-3-936942-56-9

Weblinks

53.891111.4627444444447Koordinaten: 53° 53′ 28″ N, 11° 27′ 46″ O


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