St. Pankratius (Neuenfelde)

St. Pankratius (Neuenfelde)
St.-Pankratius-Pfarrkirche

Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Pankratius in Hamburg-Neuenfelde wurde 1682–1687 erbaut.

Bekannt ist sie vor allem durch die Orgel des hier lebenden berühmten Orgelbaumeisters Arp Schnitger. An den in der Kirche mit Ehefrau und Tochter beigesetzten Schnitger erinnert zudem eine Bodenplatte und sein erhaltenes Kirchengestühl südlich neben dem Kanzelkorb. Darüber hinaus ist die bis 1731 vollendete, einheitlich barocke Innenausstattung - wie Norddeutschlands ältester Kanzelaltar - sehenswert.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Die Kirche ist als Backsteinsaalbau mit einem dreiseitigen Ostschluss erbaut. Der Raum ist siebenachsig mit Eingängen im Westen und in der Querachse. Von dem Vorgängerbau ist nichts erhalten geblieben.

Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges begann eine wirtschaftliche Blütezeit in Neuenfelde, die dazu führte, dass die ehemalige kleine Kirche durch eine neue ersetzt werden sollte. Propst Johann Hinrich von Finckh, zugleich Pastor der Kirche, übernahm die Aufgabe der Organisation des Neubaus. 1679 waren die Planungen und Genehmigungen soweit eingeholt, so dass danach mit der Mittelbeschaffung und dem Ankauf von Materialien begonnen werden konnte. Der letztendliche Neubau der Kirche wurde im Jahre 1682 begonnen (Grundsteinlegung 13. Mai 1682, Kirchweihe 3. Dezember 1682). Als erstes wurde die alte Kirche abgerissen, um Platz für den Neubau zu schaffen. Der Baumeister war Matthias Wedel aus Stade, der vier Baufirmen gleichzeitig beschäftigte, um so die Bauzeit der neuen Kirche zu verkürzen. Abseits des Neubaus wurde noch der Turm der alten Kirche stehen gelassen. Dieser blieb bis zu einem Blitzschlag im Jahre 1786 erhalten. 1841 wurde dann an der Westfront des Neubaus der heutige Turm erbaut.

Ausstattung

Die Kirche und ihre Innenausstattung ist ein ausgezeichnetes Beispiel für den ländlichen Kirchenbarock im Norden von Deutschland.

Deckenmalerei

Die Deckenmalerei aus dem Jahre 1863 stammt von H. Berichau und H. Chr. Wördenhoff aus Hamburg. Zu sehen ist ein Wolkenhimmel über seitlichen Balusterbrüstungen, indem dekorativ angeordnet Engelpaare und Putten zu finden sind. Sie tragen Symbole und Inschriftbänder oder -kartuschen, die sich auf das religiöse Leben der Landgemeinden beziehen. Über der Altarwand befindet sich das Weltgericht. Christus thront auf einem Regenbogen, die Erde unter seinen Füßen. Maria und Johannes der Täufer knien als Fürbitter.

Kanzel-Altarwand

Wird die Kirche durch den Haupteingang im Westen betreten, sieht man direkt auf die Kanzel-Altarwand, die die gesamte Ostwand einnimmt. Geschnitzt wurde die Kanzel-Altarwand 1688 von Christian Precht aus Hamburg. Der Vorschlag zum Bau kam vom Orgelbauer Arp Schnitger, nachdem der Propst Johann Hinrich von Finckh keine geeignete Kanzel gefunden hatte. In der hervortretenden Mitte der Wand befindet sich der Kanzelkorb. Die Wand ist reich verziert mit Figuren und Bildern. Der Kanzelkorb ist umgeben mit Christus, der die Weltkugel hält, und den vier Evangelisten. Links und rechts der Kanzel sind die Wappen des Grafen Otto Wilhelm von Königsmarck und seiner Gemahlin, der Prinzessin Charlotte de la Gardie angebracht. Diese sind als Dank für die Hilfe beim Bau zu sehen. Die vier Bilder in der Waagerechten zeigen die Geburt Christi und Anbetung durch die Hirten, die Darstellung im Tempel, die Taufe Jesus im Jordan und Jesus im Gespräch mit der Samariterin am Jakobusbrunnen.

Empore

Die zweigeschossige Empore befindet sich im westlichen Teil der Kirche. Der untere Teil wurde 1682 zusammen mit den Brüstungsgemälden, die Christus und die 12 Apostel zeigen, errichtet. Der obere Teil wurde 1688 im Zusammenhang mit dem Einbau der Orgel von Arp Schnitger fertig gestellt.

Orgel von Arp Schnitger

Das berühmteste Kunstwerk dieser Kirche ist die barocke Orgel des norddeutschen Orgelbauers Arp Schnitger. Dieser erhielt den Auftrag für den Bau der Orgel 1683 und stellt die Orgel 1688 fertig. Die Orgel ist besonders hoch in der Kirche angebracht worden. Bei Reparaturen im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Orgel dem zeitgenössischen Geschmack angepasst, wodurch der eigene Klang der Barock-Orgel verloren ging. Durch Gutachter wurde im Jahr 1911 festgestellt, dass die Orgel abgerissen und neu gebaut werden müsste. Zu diesem Zeitpunkt fehlte der Kirchengemeinde jedoch das Geld. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wuchs das Verständnis für die Orgel und ihren kulturellen Wert (→ Hauptartikel Orgel von St. Pankratius (Neuenfelde)).

Taufbecken

Das Taufbecken von 1683 steht im östlichen Teil der Kirche und besteht aus Sandstein. Das Becken wird von vier Putten gehalten. Der Deckel des Taufbeckens besteht aus Holz (vor 1620), verziert mit geschnitzten Figuren.

Übrige Ausstattung

Des Weiteren beheimatet die Kirche ein Ganzfigurenporträt des Propssn Johann Hinrich von Finckh, mehrere ebenerdige Logen aus dem 17. und frühen 18. Jahrhunderts, einen Beichtstuhl aus dem Jahre 1730, flämische Messingkronleuchter, die Grabplatte eines katholischen Geistlichen aus dem Jahre 1503, ein romanisches Weihwasserbecken (schlichter achteckiger Granitblock), ein Torhäuschen am Eingang des Friedhofs und eine Herrschaftsloge von 1731.

Literatur

  • Gall, Ernst (Hrsg.): Dehio Handbuch Hamburg Schleswig-Holstein. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München Berlin 1994.
  • Roscher, Helmut: Kleiner Kunstführer Nr. 1938 Hamburg-Neuenfelde St. Pankratius. Verlag Schnell & Steiner GmbH, München und Zürich 1992.
  • Gustav Fock (Hrsg.): 900 Jahre Neuenfelde. Ausschuss für die Gestaltung der 900-Jahrfeier Hamburg-Neuenfelde, Buxtehude 1959.
  • Ulfert Kaphengst: Altländer Reiseführer. Zeitungsverlag Krause GmbH & Co. KG, Stade 1992.

Weblinks

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