St. Petri (Brandenburg)

St. Petri (Brandenburg)

Die St. Petri-Kapelle auf der Dominsel zu Brandenburg ist ein kleiner Sakralbau aus der Anfangszeit der christlichen Herrschaftsperiode der Mark Brandenburg.

Der Ostgiebel der St. Petrikapelle nach einer alten Aufnahme (Anf. 20. Jh.)

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die Petrikapelle steht mit größter Wahrscheinlichkeit auf dem Fundament der ehemaligen Burgkapelle der Burg Brandenburg. Der westliche Feldsteinsockel zählt möglicherweise jedoch mit dem Feldsteinsockel der St. Gotthardt-Kirche der Altstadt Brandenburg zu den ältesten gemauerten Strukturen der Mark Brandenburg. Das würde bedeuten, dass seine Entstehungszeit sogar vor der Gründung der Mark am 11. Juni 1157 um die Mitte des 12. Jh. anzusetzen ist.

Die Nordwand der St. Petrikapelle (August 2006)

Gestalt

Die Petrikapelle ist ein relativ kleiner rechteckiger Bau von etwa 26,5 x 12m Seitenlänge, der bis auf den verzierten Ostgiebel sehr schlicht wirkt. Über dem etwa mannshohen Feldsteinsockel, der die Petrikapelle vollständig umläuft, wurde der Bau in gotischer Backsteintechnik aufgeführt. Seit 1849 besitzt das Kirchlein keinen Turm mehr, da dieser wegen Baufälligkeit niedergelegt wurde. Ebenfalls niedergelegt und erneuert wurde zum diesem Zeitpunkt der wohl ehemals reich verzierte Giebel im Westen, dessen einziger Schmuck nun in 5 gotischen Spitzbogenblenden besteht. (Ein Protestschreiben des Provinzialkonservaters traf mit vier Jahren Verspätung ein!) Der instabile Baugrund der Dominsel veranlasste im Jahre 1588 die Anfügung von drei Außenstützpfeilern an der südlichen Wand des Kirchenschiffs.

Das Innere der Kirche jedoch weist ein herrliches Zellengewölbe auf, welches auf drei mittigen Säulen ruht und somit die Kapelle in zwei Schiffe und vier Joche unterteilt.

Der Schmuck des Innenraumes besteht in einer barocken Holzempore im westlichen Teil des Kirchensaals, mehreren Epitaphen angesehener Bürger, zwei Retabeln und einigen Sakramentsnischen.

Das Innere der St. Petrikapelle gen Osten(August 2006)

Funktion

Einst war die Petrikapelle die Burgkapelle der Burg Brandenburg. Die Markgrafen von Brandenburg übten das Patronat über die Kapelle aus, welches sie 1237 an die Bischöfe von Brandenburg abgaben. Seit 1320 wurde das Gotteshaus in das Domkapitel integriert und übte seitdem die Funktion einer Pfarrkirche der ansässigen Domgemeinde aus.

Heute wird die Petrikapelle wechselnden Kunstausstellungen zur Verfügung gestellt.

Besonderheiten

  • In ihrer Funktion als einstige Burgkapelle soll die Petrikapelle die Grablege des letzten Heveller-Fürsten Pribislaw-Heinrich und seiner Frau Petrussa sein. Die Grabstellen konnten bis heute archäologisch nicht nachgewiesen werden.
  • Der Vorgängerbau der Petrikapelle ist wahrscheinlich der Schauplatz der Brandenburger Sage, die davon berichtet, dass ein Brandenburger Bischof sich beim Aufstand der Slawen im Dachgestühl des "Domes" versteckt habe, durch das Kläffen seines Hundes aber verraten und von den Aufständischen zu Tode gestürzt worden sei. Da es den Dom zum Zeitpunkt des Großen Slawenaufstandes noch nicht gab, kommt als einziges Sakralbauwerk eigentlich nur die Petrikapelle in Frage. Ob die Sage einen wahren Kern besitzt ist jedoch ungewiss, da weder die Sterbezeit des Bischofs Dodilo noch die seines Nachfolgers Volkmar I. mit dem Zeitpunkt des Großen Slawenaufstandes von 983 korrespondiert (s. Liste der Bischöfe von Brandenburg). Es könnte sich dabei also auch um christliche Propaganda aus der Frühzeit der Ostexpansion handeln, die jedoch die Stimmung in der ansässigen Altbevölkerung gut reflektieren dürfte.
Das Zellengewölbe der St. Petrikapelle mit dem Zellengewölbe und der Empore (August 2006)

Quellenangaben

  • Friedrich Grasow; Brandenburg, die tausendjährige Stadt - Ein Gang durch Kultur und Baukunst vergangener Jahrhunderte; Im Selbstverlage der Stadt Brandenburg, 1928; S. 90
  • Markus Cante, Denkmale in Brandenburg; Stadt Brandenburg an der Havel; Dominsel - Altstadt - Neustadt; in der Reihe: Denkmaltopographie in Deutschland Band 1.1, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms am Rhein 1994, S. 78 f.; ISBN 3-88462-105-X
  • Otto Tschirch, Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel, Festschrift zur Tausendjahrfeier der Stadt in zwei Bänden, Brandenburg an der Havel 1928,

52.41453055555612.5669111111117Koordinaten: 52° 24′ 52″ N, 12° 34′ 1″ O


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