Stampfli

Stampfli
Walther Stampfli

Walther Stampfli (* 3. Dezember 1884; † 11. Oktober 1965), heimatberechtigt in Aeschi, war ein Schweizer Politiker (FDP).

Er wurde am 18. Juli 1940 in den Bundesrat gewählt. Am 31. Dezember 1947 übergab er sein Amt nachdem er am 18. November seinen Rücktritt erklärt hatte. Von 1921 bis 1940 war er Sekretär, Direktor und Verwaltungsrat der Gesellschaft der Ludwig von Rollschen Eisenwerke.

Er war Nationalrat (1931–1940, freisinnig, Solothurn). Während seiner Amtszeit als Bundesrat (1940–1947) stand er dem Volkswirtschaftsdepartement vor, turnusgemäss war er Vizepräsident im Jahre 1943 und Bundespräsident im Jahre 1944. Mitglied der Finanz- und Wirtschaftsdelegation des Bundesrates.

Stampfli wird als „Vater der AHV“ bezeichnet, für die er sich als Bundesrat massgeblich eingesetzt hat.

Inhaltsverzeichnis

Zitate

  • "... jeder Gedanke, die Schweiz gehe davon aus, mit Deutschland sei es fertig und man habe keine Rücksicht mehr zu nehmen, absolut falsch sei. Der Bundesrat legt im Gegenteil grosses Gewicht darauf, nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich mit Deutschland in guten Beziehungen zu stehen. … Der Bundesrat treibt keine Politik, die abhängig ist vom Kriegsunglück oder Kriegsglück ...“ (Notiz von Hans Koenig über Besprechung am 20. Januar 1944 mit Bundespräsident Walther Stampfli, 21. Januar 1944. DDS, Bd. 15, S. 197 [1])

über Walther Stampfli:

  • Während des Zweiten Weltkriegs gab es einen freisinnigen Volkswirtschaftsminister, Walther Stampfli, ein Solothurner Freisinniger. Wir hätten gestritten, wenn wir uns begegnet wären. Dann gab es im Kanton Solothurn eine Firma Bally, die Schuhe herstellte, auch Militärschuhe. Der Chef der Firma Bally, Iwan Bally, sass als freisinniger Ständerat in diesem Gremium [Ständerat], wie es sich damals für einen freisinnigen Unternehmer aus Solothurn gehörte. Die Arbeitnehmer der Firma Bally wollten mit dem Herrn Bally einen GAV abschliessen, und der Herr Bally sagte: "Kommt doch nicht infrage, ich regle das alles selber." Da gingen die Gewerkschaften zum Herrn Stampfli, und der war freisinnig und früher Von-Roll-Direktor und Helveter und hatte Schmisse usw. Da sagte der Herr Stampfli: "Wir wollen geordnete Verhältnisse im Kanton Solothurn", liess den Iwan Bally kommen und sagte: "Iwan, wenn du mit diesen Gewerkschaften nicht einen Gesamtarbeitsvertrag abschliesst, kannst du keine Militärschuhe mehr liefern." Bally hatte bis zum letzten Tag einen GAV. (Solothurner SP-Ständerat Ernst Leuenberger [2])
  • Für die vier 1940 neu gewählten Bundesräte (Enrico Celio am 22. Februar, Walther Stampfli am 18. Juli, Karl Kobelt und Eduard von Steiger am 10. Dezember) fand David Victor Kelly, der britische Gesandte in Bern, lobende Worte. Einzig Enrico Celio stehe den «collaborationist tendencies of M. Pilet-Golaz» nahe, die anderen seien «men of character», obwohl es sich um Vertreter der gesellschaftlichen Aristokratie handle, welche in der Schweiz defätistischer sei als die weniger privilegierten Stände. [3]. Diese Aussage gilt es allerdings aus heutiger Sicht zu relativieren: Gem. Erkenntnissen der offiziell eingesetzten Historikerkommission ist Eduard von Steiger als Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartements Hauptverantwortlicher der 1942 angeordneten Grenzschliessung für jüdische Flüchtlinge, die für tausende von ihnen die Abweisung in den Tod bedeutete. Dies und die Aussage, dass dem Protokoll des diesbezüglichen Bundesrats-Entscheides die Haltung der übrigen Bundesräte (also auch Stampflis) nicht zu entnehmen sei, ist auch dem unten angeführten Standardwerk zu dieser Frage von Jacques Picard zu entnehemen.
  • Dr. Walther Stampfli, der Bundespräsident für das Jahr 1944, versprach dann dem Schweizervolk in seiner Neujahrsansprache die Einführung der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) auf den 1. Januar 1948. Obwohl dieses Versprechen damals in jeder Hinsicht kühn war, konnte die Vorlage – wie geplant – rechtzeitig in Kraft gesetzt werden. Den umfangreichen Vorarbeiten einer Expertenkommission und der gründlichen Beratung im schweizerischen Parlament in nur ca. 7 Monaten folgte, nachdem zwischenzeitlich gegen die Gesetzesvorlage hauptsächlich Bürger der West- und Innerschweiz das Referendum ergriffen hatten, am 6. Juli 1947 die Volksabstimmung. 80 % der Stimmbürger fanden den Weg zur Urne. 862 036 oder 79,3 % der Stimmenden sprachen sich für, 215 496 oder 20,7 % gegen die AHV aus. Diese 79,3 % stellen zahlenmässig die grösste Majorität dar, die je einer Vorlage zum Erfolg verholfen haben. [4]
  • Apropos AHV: Unsere AHV ist nicht ein "Kind" des Sozialdemokraten Hanspeter Tschudi, sondern des Solothurner freisinnigen Bundesrates Walther Stampfli. [5]
  • Nebenbei gründete Dr. Walther Stämpfli eine Institution Namens "Brunau-Stiftung", die sich für die Ausbildung körperlich beeinträchtigter Menschen einsetzt. Die Brunau-Stiftung bildet Branchenneutral Lehrlinge im KV-Bereich aus.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Hafner: Bundesrat Walther Stampfli (1884–1965). Leiter der Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg. Bundesrätlicher Vater der AHV. Dietschi, Olten 1986
  • Hans Ulrich Jost: Politik und Wirtschaft im Krieg. Die Schweiz 1938-1948. Chronos , Zürich 1998, ISBN 3-905312-82-4
  • Martin Meier, Stefan Frech, Thomas Gees, Blaise Kropf: Schweizerische Aussenwirtschaftspolitik 1930–1948: Strukturen – Verhandlungen – Funktionen (Reihe: Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg – Commission Indépendante d'Experts Suisse - Seconde Guerre Mondiale. Band: 10). 2002, ISBN 3-0340-0610-1
  • Jacques Picard: Die Schweiz und die Juden, 1933 bis 1945; 1994 (510 Seiten)


Weblinks



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