Stefan Hantel

Stefan Hantel
Shantel auf dem Donauinselfest 2008
Shantel & Bucovina Club Orkestar

Stefan Hantel (* 1. Januar 1968 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Musikproduzent und DJ, der unter dem Künstlernamen Shantel bekannt ist. Mit den 2003 und 2005 auf seinem Label Essay Recordings veröffentlichten „Bucovina-Club“-Compilations, die eine Auswahl modern interpretierter osteuropäischer Tanzmusik enthalten, gehört er zu den international populärsten Vertretern des Balkan-Pop.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Stefan Hantels Großeltern (mütterlicherseits) kamen aus der Bukowina, sie lebten in Czernowitz. Shantel veröffentlichte unter anderem beim Plattenlabel STUD!O K7. 1991 lebte er vorübergehend in Paris, wo er Grafikdesign studierte, aber auch als DJ aktiv war. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland eröffnete er in Frankfurt einen Club. 1994 gründete er gemeinsam mit Daniel Haaksman das Label Essay Recordings, das sie nach Haaksmans Umzug nach Berlin 1998 für mehrere Jahre ruhend stellten. 2001 produzierte er gemeinsam mit MC Mike Romeo den Song „Inside“, der vor allem durch zahlreiche Veröffentlichungen auf verschiedenen Compilations und die Verwendung im Werbespot der Aktion Mensch bekannt wurde.

2001 unternahm Hantel eine Reise in die Heimatstadt seiner Großeltern, Czernowitz. Er begann sich für osteuropäische Kulturen und Musik zu interessieren und ließ dies zunehmend auch in sein musikalisches Schaffen als DJ und Produzent einwirken. 2002 reaktivierte er mit Haaksman das Musiklabel und veröffentlichte die Compilation „Bucovina Club“, deren Titel er zusammenstellte und z.T. remixte. Er versammelte darauf bekannte Vertreter osteuropäischer Musik wie Fanfare Ciocarlia, Balkan Beat Box und das Sandy Lopicic Orkestar und förderte damit zugleich deren Bekanntheit in Westeuropa.

Die CD verkaufte sich weltweit gut und hatte zur Folge, dass einige Titel der CD für Film-Soundtracks und Werbespots herangezogen wurden. So war der Titel „Bucovina“ unter anderem im Film „Alles auf Zucker“ (2004) zu hören, aber auch in Werbespots. Auch für den weltweit erfolgreichen Film „Borat“ (2007) des britischen Komikers Sacha Baron Cohen steuerte Shantel mit „Mahalageasca (Bucovina Dub)“ einen Titel der „Bucovina-Club“-Compilation zum Soundtrack bei. Der Erfolg der CD veranlasste Shantel zur Veröffentlichung einer „Bucovina Club 2“ betitelten Fortsetzung. Zudem tritt Shantel seither auf Konzerten auf, wofür er das Bucovina Club Orkestar ins Leben rief, das die Live-Intonierung der von ihm produzierten Songs ermöglicht.

Seit der Reaktivierung seines Musiklabels 2003 nahm er auch einige osteuropäische, oder von osteuropäischer Musik beeinflusste Musikgruppen unter Vertrag, die er teils bei seinen Osteuropareisen kennengelernt hatte.

Während Shantels frühe Produktionen eher dem Downbeat zuzuordnen waren, mischt er als DJ seit seiner Osteuropareise 2001 vermehrt elektronische Sounds ost- und südosteuropäischer Musik. Die Einflüsse sind der traditionellen Musik Südosteuropas zuzurechnen, insbesondere greift sie Elemente der rumänischen, albanischen, griechischen und auch slawischen Musik auf. Weiterhin legt Hantel besonderes Augenmerk auf den jiddischen Klezmer und die Musik der Roma und Sinti. Dabei kommen als wesentliches Merkmal häufig Blasinstrumente zum Einsatz.

Das ZDF-Magazin Aspekte berichtete 2005 über den Musiker und begleitete ihn auf einer Reise ins ehemalige Buchenland (Bukowina) auf der Suche nach Spuren seiner Vorfahren. 2006 wirkte Shantel als Musiker im Projekt „Begegnungen – Eine Allianz für Kinder“ von Peter Maffay mit. Im selben Jahr produzierte Hantel das Album „Alles verloren“ des Musikers Rainer Binder-Krieglstein.

Im August 2007 veröffentlichte Hantel das Soloalbum „Disko Partizani“. Die Texte sind vorwiegend auf englisch und das Tempo der Stücke ist etwas langsamer, wenn auch der treibende „Balkan-Rhythmus“ als Grundelement erhalten bleibt. Für die Aufnahmen engagierte er bekannte Instrumentalisten, darunter auch Marko Marković, den Sohn des Trompeters Boban Marković. Als Sängerinnen sind die Balkan-R&B-Sängerin Miss Platnum, die Kanadierin Brenna MacCrimmon, die als Interpretin türkischer Musik bekannt ist, und Vesna Petkovic, die unter anderem im Sandy Lopicic Orkestar singt, zu hören. In Österreich stieg „Disko Partizani“ am 14. September auf Rang 17 in die Album-Verkaufscharts ein.[1] Im Oktober 2007 stand „Disko Partizani“ auf Platz 1 der Europäischen World Music Charts, die allerdings keine Verkaufscharts, sondern das Ergebnis einer Jury europäischer Weltmusik-Radiomoderatoren sind.[2] Auch die Filmmusik zum mehrfach ausgezeichneten Spielfilm „Auf der anderen Seite“ (2007) des deutsch-türkischen Regisseurs Fatih Akın stammt von Shantel. Die Singles Disko Partizani und Disko Boy waren international, etwa in Polen und der Türkei (Top 10 der internationalen Hitparade), erfolgreich.

Am 28. August 2009 kam sein Album „Planet Paprika“ heraus. Am 9. April 2010 erschien die Maxi "Authentic e.p." auf allen digitalen Plattformen.

2011 veröffentlichte er den gemeinsam mit Oz Almog zusammengestellten Sampler Kosher Nostra[3].

Diskografie

Shantels erste Alben „Club Guerilla“ sowie "Auto Jumps & Remixes" erschienen auf dem Label INFRACom!. Die folgenden Alben „Higher than the Funk“ und „Great Delay“ erschienen auf STUD!O K7. Danach veröffentlichte er nur noch auf seinem eigenen Label Essay Recordings.

Alben

[4] (Bestplatzierungen in den Charts)

Jahr Titel Chart-Positionen
DE[5] AT[1] CH
1995 Club Guerilla
1997 Auto Jumps & Remixes
1998 Higher Than the Funk
2001 Great Delay
2003 Bucovina Club (Compilation)
2005 Bucovina Club Vol. 2 (Compilation) 54
2007 Disko Partizani 63 17
2007 Auf der anderen Seite - The Edge of Heaven (Soundtrack)
2009 Planet Paprika 71 55 74

Singles

  • 2008: Bucovina (Ian Oliver feat. Shantel) [# 3, ODC-Charts]

Weblinks

 Commons: Shantel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Shantel – „Disko Partizani“ auf www.austriancharts.at, Seite abgefragt am 14. Oktober 2007
  2. Shantel – „Disko Partizani“ auf World Music Charts Europe, Seite abgefragt am 3. November 2007
  3. Umfangreicher Artikel über das Album "Kosher Nostra" von Johanna Adorján in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Druckfassung 1. Mai 2011
  4. Diskographie auf www.laut.de, Seite abgefragt am 14. Oktober 2007
  5. Shantel – Disko Partizani auf www.musicline.de, Seite abgefragt am 3. November 2007

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