Stefan Lochner

Stefan Lochner
Mittelteil des dreiteiligen Flügelaltar der Kölner Stadtpatrone

Stephan Lochner (* um 1400 bis 1410 in Meersburg am Bodensee; † 1451 in Köln, vermutlich an der Pest), Meister Stephan, war als Maler ein Hauptvertreter des Weichen Stils und einer der ersten Rezipienten der neuen niederländischen Malerei um Robert Campin und Jan van Eyck.

Inhaltsverzeichnis

Lebensdaten und Werkbedeutung

Lochner war nachweisbar 1442–1451 in Köln tätig, lebte dort aber vermutlich schon früher. Er ist als 1447 Ratsherr der Schildergaffel bezeugt.

Lochner ist bekannt für die unterkühlten, in fließende Gewänder gehüllten Figuren. Der höhere Grad des Naturalismus, der die Landschaften und die Figuren, die Stoffe und vor allem die Gesichter durchzieht, zeichnet die Lochnerschen Werke aus. Im Auftrag des Rates der Stadt Köln schuf er das Dombild (Altar der Kölner Stadtpatrone).

Die Gesichter der Heiligen Drei Könige sind von ihm wahrscheinlich lebensecht abgebildet worden. Berühmt ist auch sein Bild „Madonna im Rosenhag“, das um 1448 entstand und sich heute im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln befindet. Auffällig ist, dass sich unter seinen überlieferten Werken kein Gemälde oder Zeichnung zur Passion Christi befindet.

Madonna im Rosenhag

Die Madonna im Rosenhag

Neben den Altarwerken ist Stephan Lochners „Madonna im Rosenhag“ eines seiner bekanntesten Werke. Es ist 51 Zentimeter hoch und 40 Zentimeter breit und wurde in Mischtechnik auf Holz gemalt. Zentrale Figur ist die vor einer Rasenbank sitzende, in einen leuchtend blau schattierten Mantel gehüllte Maria. Auf ihrem Schoß befindet sich das Jesuskind, das in der Hand einen Apfel hält - Sinnbild der Überwindung der Erbsünde durch den Kreuztod Christi. Geflügelte Engel umrahmen die Figur der Madonna mit dem Kind. Vier im Vordergrund sitzende Engel musizieren. Die Flügel des zweiten Engels auf der linken Seite, der eine Laute in den Händen hält, erinnern an die Federn eines Pfaus. Der Pfau ist unter anderem Symbol der spirituellen Wiedergeburt und somit der Auferstehung. Außerdem wurden seine tausend Augen als Zeichen der Allwissenheit Gottes gedeutet.

Von symbolischer Bedeutung ist auch die Einhornbrosche Marias, die auf ihre Jungfräulichkeit verweist und die Himmelskrone, die das Zeichen ihrer königlichen Würde ist.

Vor allem die Blumen sind marianische Symbole: Die Madonna sitzt auf einem Teppich aus Erdbeeren, die sich auf den Rasenbänken fortsetzen. Wegen ihrer roten Farbe gemahnt diese Pflanze an die Passion Christi. Die dreiteiligen Blätter verweisen dagegen auf die Trinität. Sie sind wegen ihrer Eigenschaft, gleichzeitig zu blühen und zu fruchten jedoch auch ein Symbol der Jungfräulichkeit Marias.

Hinter der Figur Marias befinden sich rechts außerdem Madonnen-Lilien, die als Symbol der Reinheit, Keuschheit und der unbefleckten Empfängnis zu den bekanntesten Attributen der Jungfrau Marias gehören. Von besonderer Bedeutung sind hier aber die Rosen. Einer alten Legende zufolge hatte die Rose vor dem Sündenfall der Menschen keine Dornen und da Maria von der Erbsünde bewahrt blieb, wurde sie „Rose ohne Dornen“ genannt. Infolge dieser Tradition verbreitete sich der Bildtypus der „Rosenmadonna“ oder „Madonna im Rosenhag“. Für letzteren Typus, in dem Maria umgeben von Engeln und Heiligen in einer Rosenlaube oder vor einem Rosenstrauch sitzt, ist Lochners Bild ein typisches Beispiel.

Die „Madonna im Rosenhag“ entspricht ebenfalls dem Typus der Madonna im Paradiesgarten, wo sie als Himmelskönigin mit ihrem Kind thront. Unterstützt wird dieser Bildtypus, wie bereits beschrieben durch den symbolischen Apfel, die musizierenden Engel und den Goldgrund, der den Eindruck vom himmlischen Paradies unterstützt.

Trivia

Posthum machte Lochner Schlagzeilen mit verspäteter Werbepost. So versuchte die Deutsche Post AG im April 2007, den seit 556 Jahren toten Maler als Kunden zu gewinnen. Erfolglos – eine Antwort erhielt das Unternehmen vom Dompropst, mit dem Hinweis auf das Ableben des Malers im Jahr 1451. Schon vor einem Jahr bemühte sich ein Kreditkartenunternehmen um die Gunst Stephan Lochners. Damals wurde ihm per Direktwerbung eine goldene Kreditkarte angeboten. Zudem offerierte ihm die Neue Zürcher Zeitung ein Abonnement. Das Erzbistum Köln stellt seither die Vermutung auf, dass Name und damalige Adresse des Malers (der Kölner Dom) irrtümlich in einer Datenbank für Werbezwecke erfasst wurden.

In Meersburg, seinem Geburtsort, ist eine Straße nach ihm benannt, ebenso wie in der Kölner Neustadt. Dort befindet sich außerdem eine nach Stephan Lochner benannte Grundschule.

Werke

Literatur

  • Julien Chapuis, Stefan Lochner. Image Making in Fifteenth-Century Cologne, Turnhout 2004.
  • Hoppe, Stephan, Architekturstil und Zeitbewußtsein in der Malerei Stefan Lochners. Verwendung und Vorbilder, in: Euskirchen, Claudia; Kieser, Marco; Pfotenhauer, Angela (Hrsg.), Hörsaal, Amt und Marktplatz. Forschung und Denkmalpflege im Rheinland. Festschrift für Udo Mainzer zum 60. Geburtstag, Schnell & Steiner, Regensburg 2005, S. 57 - 70, ISBN 3-7954-1766-x
  • Schmid, Wolfgang: Stefan Lochners 'Altar der Stadtpatrone'. Zur Geschichte eines kommunalen Denkmals im Heiligen Köln. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 58/1997, S. 257-284.
  • Wundram, Manfred, Stefan Lochner. Madonna im Rosenhag, Stuttgart 1965.
  • Zehnder, Frank Günther (Hrsg.), Stefan Lochner, Meister zu Köln. Herkunft - Werke - Wirkung. Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum Köln, Köln 1993.

Weblinks


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