Stefan Uros IV. Dusan

Stefan Uros IV. Dusan
Stefan Uroš IV. Dušan - Zar der Serben und Griechen, Serbisches Reich 1355

Stefan Uroš IV. Dušan der Gewaltige (serb. Silni), auch Stefan Dušan oder Nemanjitsch IX. genannt, war Herrscher von Serbien und regierte von 1331 bis 1355.

Ihm folgte sein Sohn Stefan Uroš V., genannt „der Schwache“, auf den serbischen Thron.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Freske Stefan Uroš IV. Dušan im Kloster Sveti Arhanđeli

Stephan Dušan stammte aus dem serbischen Adelshaus der Nemanjiden, welches 1192 zur Herrschaft kam. Von daher wurde er auch Nemanjitsch IX. genannt. Er regierte 1331 bis 1355 und war zu seiner Zeit der mächtigste Kaiser im südöstlichen Europa. Er hatte sich ausgezeichnet als Feldherr, Regent und Gesetzgeber. Hauptstadt seines Reiches war Prizren, ab 1345 Skopje. Seine Epoche gilt heute als Goldenes Zeitalter Serbiens.

Territoriale Erweiterungen

Dušan setzte den byzantinischen Prätendenten Johannes Kantakuzenos 1341 wieder auf den Thron von Konstantinopel und ließ sich für diesen Dienst von ihm wichtige Städte und Gebiete abtreten. Er bemächtigte sich, nachdem er mit Kantakuzenos in Streit geraten war, Makedonien und schlug die gegen ihn vom byzantinischen Kaiser zu Hilfe gerufenen osmanischen Türken sowie die unter König Ludwig sich gegen ihn erhebenden Ungarn zurück, eroberte Belgrad, entriss Bosnien einem widerspenstigen Ban und stellte das Land unter eigene Verwaltung. 1347 von der Republik Ragusa als Schutzherr anerkannt, unterwarf er einen großen Teil des Epirus, das heutige Albanien, sowie Thessalien, Ätolien und Akarnanien seiner Herrschaft. Auch Bulgarien macht er von sich abhängig und nahm den Titel eines Zaren und „Kaisers der Romäer“ (Römer) an. Administrativ teilte Dušan sein Reich in die „serbischen“ oder „königlichen Länder“ mit Prizren als Hauptstadt, die er nominell seinem Sohn Uroš unterstellte, und in die „römischen“ (auch griechischen) oder „kaiserlichen Länder“ mit Serres als Hauptstadt, die direkt seiner Herrschaft unterstanden. Die genaue Aufteilung zwischen diesen zwei administrativen Einheiten ist heute nicht bekannt, vermutet wird sie um Skopje herum. Skopje blieb Hauptstadt des Reiches, obwohl Dušan in seinen letzten Jahren von Serres aus regierte.

Gründung einer serbischen Nationalkirche

Um fremden geistlichen Einfluss abzuwehren, aber vordergründig, um sich als Kaiser krönen zu lassen und dafür auf die Unterstützung des Patriarchen von Konstantinopel nicht zählen konnte, veranlasste Dušan den Klerus seines Landes, auf einer Synode zu Pherä sich einen eigenen Patriarchen zu wählen. Im Jahr 1346 wurde damit die serbische Kirche innerhalb der Ostkirche ein eigenes Patriarchat, Patriarchensitz wurde Peć. Der Patriarch von Konstantinopel belegte dabei Stefan Dušan sowie den serbischen Patriarchen, den gebürtigen Bulgaren Joanikije, mit dem Kirchenbann, welcher aber 1375 aufgehoben wurde. Dušan ließ sich vom Kirchenbann nicht schrecken, verstand er ihn als politische Reaktion der Kaiser in Konstantinopel. Dabei griff er wie einst Karl der Große auf die Ost-West-Teilung des Römischen Reiches zurück und präsentierte sich als „Kaiser des Westens“, die Kaiser in Konstantinopel als Kaiser des Ostens. Tatsächlich entsprach Dušans Reich in territorieller Hinsicht in vielem der Präfektur Illyricum aus der Zeit der römischen Tetrarchie. Auch die administrative Gliederung in die königlichen und kaiserlichen Länder unter Dušan erinnert an die der illyrischen Präfektur in die Diözesen Dakien und Makedonien. Seinen vollen Herrschertitel nannte Dušan nun: Durch die Gnade Gottes, Stefan, der rechtgläubige und Christusliebende Kaiser der Serben und Griechen (wörtlich Römer), der Albaner (wörtlich Arvaniten), Bulgaren und Rumänen (wörtlich Bessaraber), der Küstenländer und des gesamten Westens.

Kirchenunion und die Ankunft der Osmanen

Mit türkischen Hilfsheeren, die für Byzanz kämpften, hatte Dušan mehrmals unliebsame Erfahrungen gemacht. In der Schlacht von Stefaniana 1344 lockte die Reiterei des türkischen Beyliks von Aydin in einen Hinterhalt und besiegte die Elitereiterei Dušans. In der Schlacht bei Didymoticho 1352 unterlag die serbische Reiterei der osmanischen, zuvor hatten die bulgarischen Hilfstruppen auf serbischer Seite das Kampfgeschehen verlassen. Nach einem schweren Erdbeben 1354 eroberten die Osmanen schließlich Gallipoli und setzten ihren ersten Schritt in Europa.

Dušan hatte die Gefahr, die die Osmanen bald bedeuten würden, richtig gesehen und wandte sich an Papst Innozenz VI. Er war bereit, einer Kirchenunion in seinem Reich zuzustimmen, dafür wollte er vom Papst zum „Hauptmann der Christenheit im Kampf gegen die Ungläubigen“ ernannt werden. Dieses Unterfangen wurde vom römisch-deutschen König Karl VI. begrüßt. Dušan erhoffte sich wiederum Garantien gegen weitere Angriffe seitens des nördlichen Nachbarn Ungarn, andererseits sah er sich an der Spitze eines möglichen Kreuzzugs gegen die Türken. Innozenz VI. entsandte eine Gesandtschaft unter der Führung von Petrus Thomas. Anders als erwartet bestand Petrus Thomas nicht nur auf eine Kirchenunion, sondern dass Dušan ganz zum römisch-katholischen Glauben übertreten sollte. Als noch Ungarn um 1355 einen Feldzug gegen sein Reich begann, sah Dušan keine realen politischen Gewinne in einer Kirchenunion und teilte der päpstlichen Gesandschaft mit, dass er seine Meinung vom Vorjahr geändert habe und von einer Kirchenunion nichts mehr wissen wolle. Petrus Thomas verließ erbost den Hof Dušans (den Überlieferungen zufolge hatten sich Dušan und Petrus Thomas gegenseitig provoziert), auf seiner Rückreise durch Ungarn empfahl er dem ungarischen König Ludwig I., „gnadenlos gegen die Schismatiker“ vorzugehen. Die Verhandlungen um eine Kirchenunion waren damit gescheitert.

Werbung um Habsburg

1336 plante Dušan, sich von seiner Frau Jelena zu trennen, da die Ehe mit ihr kinderlos blieb. In Aussicht wurde eine Ehe mit Elisabeth, der Tochter Friedrich des Schönen, gestellt. Der Anführer seiner deutschen Söldnertruppe, Palman Bracht, wurde aufgrund seiner deutschen Sprache und seinen früheren Diensten für die Habsburger als Heiratsvermittler gesandt. Die Werbungen Palmans blieben fruchtlos, da Elisabeth früh verstarb.

Tod

Stefan Dušan verstarb am 20. Dezember 1355 nahe Adrianopel, dem heutigen Edirne, mit etwa 48 Jahren. Die Ursache seines Todes konnte nie geklärt werden, es werden mitunter Vergiftung, Schlaganfall oder Epilepsie vermutet. Er wurde in seiner Klosterstiftung, dem Erzengelkloster bei Prizren, beigesetzt. 1927 entdeckte ein Archäologenteam in den Ruinen des Klosters eine geplünderte, marmorne Grablege, welche als die des Zaren identifiziert wurde. Die Gebeine wurden später in die Belgrader Markuskirche überführt.

Wirkung

Wirtschaftlicher Fortschritt

Stefan Uroš IV. Dušan förderte erfolgreich Acker- und Bergbau, Gewerbe und Handel. In seine Epoche fallen weitgespannte Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, von der Donauregion über den Adriaraum bis hin nach Venedig. Die Wirtschaft förderte er durch den Import von ausländischen Spezialisten für Berg- und Festungsbau, wie sächsische Bergarbeiter, Dubrovniker (damals Ragusaner) für den Handel, Venezianer oder Griechen.

Gesetzbuch, Kunst und Literatur

Im Jahre 1349 veröffentlichte Kaiser Dušan das erste umfassende serbische Gesetzbuch mit 135 Paragraphen. 1354 wurde dieses nochmals von ihm überarbeitet und es wurden 136 Paragraphen hinzugefügt. Der Kodex gilt als erste umfassende Verfassung des serbischen mittelalterlichen Staates und gehört zu einer der ältesten Verfassungen der Menschheitsgeschichte. Die Rolle der serbischen Kaiser und Könige als Verteidiger der orthodoxen Kirche und des Christentums wird darin festgelegt, sie sind verpflichtet, Häresie zu bekämpfen.

In diese Epoche fallen auch - als Ergänzung zur kirchlichen Literatur anschließend - die Anfänge einer weltlichen, vom Volkslied ausgehenden serbischen Literatur.

Unter der Herrschaft Stefan Dušans wurde u.a. der Bau des Klosters Visoki Dečani beendet und das Erzengelkloster bei Prizren errichtet, dass auch als Grablege dienen sollte und vor allem für sein Bodenmosaik bekannt war, welches stilistisch dem Kosmatenstil sehr nahe kam. Ein westlicher Einfluss zeigte sich auch am Grabmal Dušans, dass - einmalig für die damalige serbische und orthodox-christliche Kunst - eine Grabfigur Dušans aufwies.

Siehe auch

Literatur

  • Slavomir Nastasijevič: Stefan Dušan. Belgrad 1987. ISBN 86-331-0230-7

Weblinks

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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