Steinernes Bilderbuch

Steinernes Bilderbuch
Radierhäuschen von Max Klinger
Großjena
Gemeinde Naumburg
Koordinaten: 51° 11′ N, 11° 47′ O51.18805555555611.7905555555567Koordinaten: 51° 11′ 17″ N, 11° 47′ 26″ O
Einwohner: 567 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Apr. 1994
Postleitzahl: 06618
Vorwahl: 03445

Großjena ist ein eingemeindeter Ortsteil von Naumburg (Saale) (ca. 3 Kilometer in nördlicher Richtung) ebenso wie das benachbarte Roßbach im Burgenlandkreis des Bundeslandes Sachsen-Anhalt.

Die bedeutendste Sehenswürdigkeit dieses Ortes ist der Weinberg von Max Klinger und das so genannte Steinerne Bilderbuch, ein in den Sandsteinfelsen gehauenes Fries, das als Zyklus in 12 Reliefs biblische Szenen darstellt, die sich auf den Weinbau und die Jagd beziehen. Er ist allerdings stark verwittert. Auf dem Weinberg befindet sich eine Klinger-Gedenkstätte mit dem Grabmal und einer Plastik ("Athlet") Klingers. Sein restauriertes Landhaus ist von April bis Oktober als Außenstelle des Museums Naumburg geöffnet. Von hier oben, am linken Ufer der Unstrut, kurz vor deren Einmündung in die Saale im Großjenaer "Blütengrund", hat man nach Westen einen schönen Blick ins Unstruttal sowie auf die Domstadt Naumburg (Saale) im Süden.

Eine Fähre ermöglicht Wanderern die Überquerung des Flusses von und in Richtung Blütengrund. Vom Ablegeplatz der Fähre legt in den Sommermonaten auch die "Fröhliche Dörte" ab, ein Ausflugsdampfer, welcher Touristen zwischen Großjena und Freyburg an der Unstrut, der nächsten Stadt in nördlicher Richtung, befördert.

Am anderen Ende des Dorfes befindet sich der ehemalige Gutshof des Rittergutes Großjena mit klassizistischem Gutshaus von 1818, Lustgarten mit historischen Rosen, dem ehemals dazugehörigen Park und dem Verwalterhaus mit Orangerie. Bis zur Errichtung des Rittergutes 1548 befand sich an dieser Stelle ein Vorwerk des Georgenklosters Naumburg, hervorgegangen aus der Grablege der Ekkehardinger (Ekkehard I. Markgraf von Meißen, ermordet zu Pöhlde 1002). Das Rittergut wurde in eine befestigte Wasserburg umgewandelt, deren Fundamente nach den Zerstörungen der napoleonischen Truppen beim Rückzug nach der Schlacht bei Leipzig Oktober 1813 für den klassizistischen Neubau des Gutshauses weiterverwendet wurden.
Bedeutende Besitzer des Rittergutes waren der Sächsische Oberforstmeister Hans von Wiltperg († 1576, Epitaph in der Kirche St. Marien in Freyburg), der Bürgermeister und Syndikus der Stadt Naumburg, Sixtus Braun († 1614), der sachsen-weissenfelsische Hofjuwelier und Hoffaktor Johann Gottfried Hoffmann aus Halle (Besitzer von 1670-1720), der Königlich Sächsische Geheime Kabinets- und Kriegs-Minister Georg Wilhelm von Hopfgarten († April 1813), der preussische Kammerrat Christoph Wilhelm Loss (von 1816 bis 1830), der Landrat des Kreises Naumburg, Hermann Jacobi von Wangelin (1812 bis 1903). Die letzten Besitzer, Familie Ernst Laux, mussten Grossjena 1945 wegen der Bodenreform verlassen. Danach nutzte die Gemeinde das Gutshaus als Schule bis zur Aufgabe 1983 wegen Baufälligkeit. Der Hof war für Neubauern aufgeteilt. Mit dem barocken Hoftor und den wiedererstandenen Gartenanlagen ist heute wieder eine Vorstellung vom ursprünglichen Ensemble möglich. Im Gutshaus sind neben vielen originalen Baudetails auch die Säle und das Treppenhaus sehenswert.

Der Park ist heute ein Naturdenkmal mit Teppichen von Frühjahrsblühern wie Schneeglöckchen, Märzenbechern, Buschwindröschen, wilden Narzissen. In den uralten Parkbäumen nistet unter Anderen der Rote Milan. Auf die bedeutende historische Stellung des Ortes (Gene, Grossjena, Wendischenjena) soll 2006 vom örtlichen Heimatverein am Parktor errichteter Sandsteinobelisk hinweisen, der mit dem Logo der archäologischen "Himmelswege" als Meilenzeiger die Entfernungen zur Himmelsscheibe von Nebra und dem Sonnenobservatorium von Goseck angibt. Grossjena gehört als einer der Hauptorte einer seit Jahrtausenden bewohnten Siedlungskammer mit den in der Aue einander kreuzenden Wegen "Via Regia" , von der heute unbekannten Furt vor dem ehemaligen Zusammenfluss von Saale und Unstrut am Lauscheberg kommend, die als "Heerstrasse" nach Merseburg und Leipzig weiterläuft, und der Verbindungsstrasse von Freyburg/ Unstrut nach Naumburg/ Saale über den Hennenwald ins Visier weiterer Forschungen. Gegenwärtig sollte der Fund von 98 Reihengräbern mit u.a. Beigaben von 13 Pferdeskeletten aus dem 3. bis 8. Jahrhundert auf dem Lauscheberg Anstöße dazu geben.

Der Ökumenische Pilgerweg von Görlitz nach Vacha führt durch den Ort.

Bilder

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