Stereguschtschi-Klasse

Stereguschtschi-Klasse
Das Typschiff Stereguschtschi

Die Stereguschtschi-Klasse (russisch Стерегущий) ist eine Mehrzweckkorvetten-Klasse der Russischen Marine (WMF).

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Eigentlich sollte mit dem Projekt 11661 ein Standard-Küstenschutzschiff für die WMF (russisch: Военно Морской Флот (ВМФ) / Transkription Wojenno-Morskoi Flot (WMF) - dt. Seekriegsflotte) gebaut werden, jedoch scheiterten diese Pläne mit der Finanzkrise der neunziger Jahre. Mit der veränderten geopolitischen Situation wurde der Ruf nach einem Mehrzweckschiff laut. Das Konstruktionsbüro "Almas" (russisch Центральное Морское Конструкторское Бюро (ЦМКБ) „Алмаз") entwickelte daraufhin das Projekt 20380. Die Mehrzweckkorvette des 21. Jahrhunderts soll nun vor allem die Schiffe des Projektes 1124 ablösen. Das Schiff wurde für den Schutz der 200-Meilen-Wirtschaftszone entwickelt. Das heißt: Bekämpfung von Piraterie und Terrorabwehr, Schutz der Handelsschifffahrt, U-Bootabwehr und Flugabwehr.

Eigenschaften

Bei einer Länge von 104,5 Meter verdrängen die Schiffe der Stereguschtschi-Klasse etwa 2.200 Tonnen. Sie sind 14 Meter breit und haben einen Tiefgang von 3,70 Meter. Der Stahlrumpf ist in neun Abteilungen unterteilt, die zugleich als Schiffssicherungszonen ausgelegt sind. Beim Bau kamen Stealth-Technologien zur Anwendung. Dies ist deutlich an den großen, flachen und winkelig angeordneten Flächen bei Rumpf und Aufbauten zu erkennen. Außerdem sind die Waffen und Sensoren stealthgerecht verkleidet. Eine radarabsorbierende Beschichtung der in Kompositbauweise hergestellten Aufbauten sorgt zusätzlich für eine geringere Radarrückstrahlung. Auch im Magnet-, Infrarot- und Akustikbereich sind Signaturreduzierungen verwirklicht worden.

Der modulare Aufbau erleichtert (vor allem im Export) die Einrüstung von Waffen- und Sensorsystemen nach den speziellen Wünschen des Kunden. Darüber hinaus ergeben sich dadurch auch Einsparungen bei Bau, Instandhaltung und späterer Modernisierung. Die Stereguschtschi-Klasse ist für eine Dienstdauer von 30 Jahren ausgelegt. Der Hangar und das Flugdeck sind für die Mitnahme und den Betrieb eines Hubschraubers der 12-Tonnen-Klasse konzipiert. Die Einsatzdauer wird mit 15 Tagen angegeben. Die Besatzungsstärke inklusive des fliegenden Personals beträgt 100 Personen.

Antrieb

Vier russische Schiffsdiesel 16D49 von Kolomenskij Zawod mit einer Gesamtleistung von 17,65 MW bilden die CODAD-Antriebsanlage (Combined Diesel and Diesel). Über zwei Schrauben mit Verstellpropeller erreichen die Korvetten eine Höchstgeschwindigkeit von 26 Knoten. Die Maschinen sind geräuschdämmend gelagert. Bei wirtschaftlicher Fahrstufe von 14 Knoten beträgt die Einsatzreichweite der Stereguschtschi-Klasse 3.500 Seemeilen. Auch die Auslegung als CODAG-Anlage (Combined Diesel And Gas) mit zwei Dieselmotoren und zwei Gasturbinen ist möglich. In dieser Version würden die Schiffe eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten erreichen.

Bewaffnung

Das Kortik-CIWS-System an Bord der Stereguschtschi

Die Schiffsabwehrbewaffnung besteht aus zwei Vierfachstartern für Antischiffraketen 3M24E Uran. Die Anlagen befinden sich hinter einer Verkleidung zwischen Schornstein und vorderem Mast. Die Reichweite des Mach 0,8 schnellen Flugkörpers liegt zwischen 5 und 130 km. Auf der Back ist ein Geschütz A-190E, Kaliber 100 Millimeter, mit stealthgerechter Verkleidung, vorhanden. Es kann zur Bekämpfung von See-, Luft- und Landzielen eingesetzt werden. Die Reichweite wird mit 21 Kilometer und die Kadenz mit 80 Schuss pro Minute angegeben.

Zur U-Bootabwehr sind beidseitig in den achteren Aufbauten zwei Vierfachrohre für RPK-9 Medwedka vorhanden. Der mitgeführte Hubschrauber Kamow Ka-27PL ist eine weitere Komponente zur U-Bootabwehr.

Zur Flugabwehr im Nah- und Nächstbereich befindet sich vor der Brücke das Hybridsystem Kortik. Die Anlage setzt sich zusammen aus zwei sechsrohrigen Geschützen AK-630 vom Kaliber 30 Millimeter, zwei Vierfachstartern für Flugabwehrraketen 9M311, einem Radarsystem zur Feuerleitung und Zielverfolgung sowie einem elektro-optischen Sensor. Die Einsatzentfernungen betragen für die Geschütze AK-630 500 bis 4.000 Meter und für die Flugkörper 1.500 bis 8.000 Meter. In der Höhe können 3.000 bzw. 4.000 Meter erreicht werden. Die Rohrwaffen haben eine Kadenz von 5.000 Schuss pro Minute. An Flugkörpern ist ein Vorrat von 64 Stück verfügbar.

Sensoren

Ein 3D-Luftraumüberwachungsradar Fregat-MA-4K ist in dem Radom des vorderen Mastes eingebaut. Darunter befindet sich das Seeraumüberwachungsradar, das durch die Mastverkleidung optisch nicht zu erkennen ist. Die Feuerleitung der Flugabwehr erfolgt durch das Radar Monument und das Feuerleitradar 5P10E Puma-E.

Zur Sonarausrüstung gehören ein Bugsonar Zarja-ME mit 19 Kilometer Reichweite und ein tieffrequentes Schleppsonar Typ Winejtka-EM. Im Passivbetrieb hat es eine Auffassungsreichweite von 15 bis 20 km und aktiv eingesetzt von 40 bis 60 km.

Bauprogramm

Die Stereguschtschi wurde am 21. Dezember 2001 in der Sewernaja Werf auf Kiel gelegt.[1] Obwohl das Schiff schon 2004 an die WMF übergeben werden sollte, verzögerte sich das Programm auf Grund von steigenden Baukosten, verursacht durch Entwurfsmängel und technische Probleme. Mit dem Herausziehen aus der Bauhalle in ein Trockendock wurde schließlich am 16. Mai 2006 der Stapellauf vollzogen.[2] Nach der Ausrüstung im Dock begann am 10. November 2006 die Seeerprobung. Vom 27. Juni bis zum 1. Juli 2007 wurde sie auf der IMDS-2007 präsentiert. Am 15. November 2007 wurde die Stereguschtschi offiziell an die WMF übergeben. Nachdem allerdings während der Erprobungen immer wieder technische Störungen auftraten, steht dem Schiff noch eine weitere Erprobungsphase bevor, ehe sie zur Nordmeerflotte überführt wird. Bisher wurde ein Vertrag zum Bau von vier weiteren Schiffen des Projektes 20380 unterzeichnet:

  • Soobrasitelny, Kiellegung am 20. Mai 2003 (Sewernaja Werf)[1], Stapellauf am 31. März 2010[3]
  • Bojki, Kiellegung am 27. Juli 2005 (Sewernaja Werf)[1], Stapellauf am 15. April 2011[4]
  • Sowerschenny, Kiellegung am 30. Juni 2006 (Amurski SSZ)[5]
  • Stojki, Kiellegung am 10. November 2006 (Sewernaja Werf)[6]

Das Stereguschtschi-Programm ist bisher neben den neuen strategischen U-Kreuzern des Projektes 955, den konventionellen U-Booten des Projektes 677 und den Mehrzweckkampfschiffen des Projektes 22350 das wichtigste Programm des russischen Militärschiffbaus und bedeutet einen wichtigen Technologiesprung. Die WMF schätzte zu Beginn des Programms einen Bedarf von 40 Schiffen, die zu je zehn auf die vier Hauptflotten verteilt werden sollten.

Bisher ehrgeizig und zügig vorangetrieben, wird das Programm derzeit noch durch technische Probleme gebremst. Die Soobrasitelny soll nun erst 2011 fertig werden. Es erscheint jedoch realistisch, dass 20 Schiffe gebaut werden.

Die für die Schiffe der Stereguschtschi-Klasse nötige Infrastruktur soll um das Jahr 2010 mittels Einrichtung eines neuen Flottenstützpunktes auf der Halbinsel Kamtschatka geschaffen werden.[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c http://nvo.ng.ru/armament/2005-09-16/6_steregushy.html (russisch)
  2. Internetrepräsentanz der Stadtverwaltung Sankt-Petersburg (russisch)
  3. RIA Novosti: Nordwerft lässt erste serienmäßige Korvette zu Wasser abgerufen am 31. März 2010
  4. RIA Novosti: Russische Kriegsmarine bekommt zweite Korvette der Serie 20380 abgerufen am 15. April 2011
  5. http://www.vpk-news.ru/print.asp?pr_sign=archive.2006.142.articles.defence_02 (russisch)
  6. http://news.rosprom.org/news.php?id=2777&fcat=21 (russisch)
  7. RIA Novosti: Russlands Kriegsmarine bekommt Basis auf Kamtschatka für neue Korvetten und U-Boote, 20. November 2008

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Steregushtshij-Klasse — Die Stereguschtschi Klasse (russisch Стерегущий) ist eine Mehrzweckkorvetten Klasse der Russischen Marine (WMF). Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Schiffscharakteristika 3 Antrieb 4 Bewaffnung …   Deutsch Wikipedia

  • Krivak-Klasse — …   Deutsch Wikipedia

  • Moskva-Klasse — Dieser Artikel beschreibt die sowjetische Hubschrauberträgerklasse namens Moskwa. 1995 wurde auch ein Schiff der Slawa Klasse in Moskwa umbenannt. Moskwa Klasse Leningrad, Schiff der Moskwa Klasse Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Slava-Klasse — Slawa Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Admiral-Kuznetsov-Klasse — Admiral Kusnezow Klasse Die Admiral Kusnezow 1991 im Mittelmeer Übersicht Benutzer: UdSSR, Russland Schiffe in dieser Klasse: 2 Stück Techni …   Deutsch Wikipedia

  • Buyan-Klasse — Die Bujan Klasse (Projekt 21630, russ.: 21630 „Буян“) ist die neueste Korvetten Klasse der Russischen Marine. Das Typschiff, die RFS 101 Astrachan wurde bei dem St. Petersburger Schiffsbaubetrieb „Almas“ (russisch ОАО Судостроительная фирма… …   Deutsch Wikipedia

  • Dergach-Klasse — Bora Klasse Bora Klasse Raketenschiff Samum Geschichte Typ Raketenkorvette (Raketenschiff) Einheiten 3 Einheiten …   Deutsch Wikipedia

  • Kirov-Klasse — Kirow Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Kriwak-Klasse — …   Deutsch Wikipedia

  • Kusnezow-Klasse — Admiral Kusnezow Klasse Die Admiral Kusnezow 1991 im Mittelmeer Übersicht Benutzer: UdSSR, Russland Schiffe in dieser Klasse: 2 Stück Techni …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”