Stobi

Stobi
41.55173888888921.974972222222
Stobi (Mazedonien)
Stobi
Stobi
Ausgrabungsstätte Stobi

Stobi (griech.: Στοβόι, kyrillisch Стоби) war der Hauptort der antiken Landschaft Paionia, wurde später von den Makedonen erobert und kam zusammen mit Makedonien im 2. Jahrhundert v. Chr. unter die Herrschaft der Römer. Stobi lag an der Mündung des Flusses Erigon in den Vardar an der Hauptstraße, die die mittlere Donau mit der Küste der Ägäis verband. Die Ruinen von Stobi sind heute die bedeutendsten antiken Überreste auf dem Gebiet der Republik Mazedonien.

Der Fundort befindet sich unmittelbar nördlich der mazedonischen Autobahn M1, die auch als Autoput bekannt wurde. Das Grabungsgelände und die restaurierten Gebäude bilden ein Freilichtmuseum.

Inhaltsverzeichnis

Die vorrömische Zeit

Stobi wurde von den Paioniern gegründet. Der Ort der Ansiedlung war aber schon seit dem Neolithikum mehrfach besiedelt worden, denn sie lag in einem für die Landwirtschaft sehr günstigen Gebiet und an einer für den Balkanhandel wichtigen Nord-Süd-Verbindung. Das flache Terrain bot allerdings wenig Möglichkeiten zur Befestigung des Ortes. Ursprünglich umfasste das besiedelte Gebiet kaum 2,5 Hektar. Dass die Paionier Stobi im 5. Jahrhundert zu ihrer Hauptstadt machten – vorher war dies das weiter nördlich gelegene Bylazora – trug zum Aufblühen der Stadt bei.

Philipp II. eroberte Paionien um 350 v. Chr. und gliederte das Land in sein Reich ein. Allerdings handelte es sich um eine begrenzte Abhängigkeit, denn in Stobi gab es weiterhin paionische Könige, die als Statthalter Philipps regierten. Im 4. und 3. Jahrhundert war die Bevölkerung Stobis bereits weitgehend hellenisiert.

Römische Zeit

Baptisterium der Basilika

Nach dem Sieg der Römer über Makedonien 167 v. Chr. wurde 148 v. Chr. die römische Provinz Macedonia gebildet, zu der Stobi gehörte. In der Verwaltungsorganisation der Römer spielte die Stadt keine Rolle. In der Stadt kreuzten sich jedoch mehreren Römerstraßen, Abzweigungen der Via Egnatia und der Via Militaris. Die Stadt entwickelte sie sich gut und die Bevölkerung wuchs stark an, wie sich an der mehrfachen Erweiterung des bebauten Areals erkennen lässt. 69 n. Chr. erhielt die Stadt den Status eines Municipiums. Aus dieser Zeit sind einige Münzprägungen des municipium Stobensium bekannt.

Nach der Verwaltungsreform Kaiser Diokletians wurde Stobi Hauptstadt der Provinz Macedonia salutaris, die im Wesentlichen das alte Paionien umfasste. 325 nahm Budius als Bischof von Stobi am Konzil von Nicäa teil. Kaiser Theodosius I. hielt sich 388 einige Monate in Stobi auf. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts begann der Niedergang der Stadt. 479 wurde sie von den Ostgoten unter Theoderich eingenommen und geplündert. 518 wurde Stobi von einem starken Erdbeben verwüstet; nach den Einfällen der Awaren und Slawen 30 Jahre später wurde Stobi schließlich aufgegeben.

Ausgrabungen

Fußbodenmosaik im Baptisterium

Im Ersten Weltkrieg haben österreichische Offiziere eine oberflächliche Untersuchung der Ruinenstätte vorgenommen. 1924–1936 führte das Belgrader Nationalmuseum mehrere Grabungskampagnen durch. Die Archäologen entdeckten Wohnhäuser, zwei Basiliken und das im 3. Jahrhundert erbaute Theater. Während des Zweiten Weltkriegs wurden überbaute hellenistische Gräber gefunden. 1955 entdeckten Forscher in der nördlichen Basilika slawische Gräber aus dem 8. bis 12. Jahrhundert, Bronzestatuen aus klassischer und hellenistischer Zeit, außerdem neolithische Keramik und Gebäudestrukturen, die als Synagoge identifiziert werden konnten. Zwischen 1970 und 1980 hat ein jugoslawisch-amerikanisches Archäologenteam wiederum größere Ausgrabungen vorgenommen. Zahlreiche weitere Gebäude, Wasserleitungen und Mosaiken wurden entdeckt; außerdem wurde die westlich der Stadt gelegene Nekropole systematisch untersucht. 1981–1988 grub ein neues Team schließlich den spätrömischen Bischofssitz und die christliche Basilika aus.

Literatur

  • Virginia R. Anderson-Stojanović: Stobi. The Hellenistic and Roman pottery. Princeton 1992. ISBN 0-691-03605-5.
  • Caroline Jane Hemans: Late antique wall painting from Stobi, Yugoslavia. Diss. Bloomington 1987.
  • Pero Josifovski: Римската монетарница во Стоби [= A Roman mint in Stobi]. Skopje 2001. ISBN 9989-9501-2-1.
  • Ruth Ellen Kolarik: The floor mosaics of Stobi and their Balcan context. Diss. Cambridge, Mass. 1981.
  • Djordje Mano-Zissi, James Wiseman (Hrsg): Studies in the antiquities of Stobi [= Proucavanja starina u Stobima). 3 Bde. Beograd 1,1973; 2,1975; 3,1981.
  • Ivan Mikulcik: Стоби. Антички град (= Stobi. An Ancient City). Skopje 2003. ISBN 9989-14409-5.
  • David Noy; Alexander Panayotov; Hanswulf Bloedhorn (Hrsg.): Inscriptiones Judaicae Orientis I: Eastern Europe (Texts and Studies in Ancient Judaism 101). Tübingen: Mohr Siebeck 2004, S. 56-75. ISBN 3-16-148189-5
  • Eleonora Petrova: Стоби. Водич [= Stobi. Guide]. Skopje 2003. ISBN 9989-91718-3.
  • Balduin Saria: Das Theater von Stobi. In: Archäologischer Anzeiger, 1938.
  • Carolyn Sue Snively: The early christian basilicas of Stobi. A study of form, function and location. Diss. Austin (Texas) 1979.
  • James Wiseman: Stobi. A guide to the excavations. Beograd 1973.
  • James Wiseman: Stobi. In: Richard Stillwell (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton 1976. (als Digitalisat [1])

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stobi — (mod. Gradsko) was an ancient town of Paionia, later conquered by Macedon, and later still incorporated into the Roman province of Macedonia Salutaris (now in the Republic of Macedonia). It is located on the main road that leads from the Danube… …   Wikipedia

  • Stobi — Stobi, Hauptstadt der macedonischen Provinz Päonien, später von Macedonia salutaris; sie wurde durch die Gothen im 4. Jahrh. zerstört u. ist jetzt verschwunden. S. war die Vaterstadt des Stobäos …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Stobi — (Stoboi), Stadt im alten Päonien, bei der Mündung des Erigon in den Axios (Wardar), nach der Diokletianischen Einteilung Hauptstadt von Macedonia II, wurde 479 von den Ostgoten zerstört, wird aber in den Kämpfen zwischen Bulgaren und Byzantinern… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • STOBI — Macedoniae urbs in Pelagonia. Starachino Nardo …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Stobi — 41° 33′ 06″ N 21° 58′ 30″ E / 41.5517, 21.975 …   Wikipédia en Français

  • Stobi — Ruins at Stobi Map of the site Stobi (actualmente Gradsko …   Wikipedia Español

  • Stobi (Titularbistum) — Stobi ist ein Titularbistum der römisch katholischen Kirche. Es geht zurück auf einen untergegangenen Bischofssitz in der antiken Stadt Stobi in Makedonien. Der Bischofssitz war der Kirchenprovinz Thessalonica zugeordnet. Titularbischöfe von… …   Deutsch Wikipedia

  • Stobi — Stọbi,   Ruinenstätte der ehemaligen Stadt Stoboi, an der Mündung der Crna Reka in den Vardar, in der Republik Makedonien. Stoboi, wo schon zu illyrischer Zeit eine Festung bestand, bauten die Römer nach 168 v. Chr. zur größten Stadt… …   Universal-Lexikon

  • Stobi —    City in northern Macedonia (q.v.) that flourished in the fifth century, before being abandoned in the late sixth century. Its importance lay in its location, at the juncture of the Vardar and Crna rivers, along the great highway that traversed …   Historical dictionary of Byzantium

  • Stobi — Otro …   Vocabulario del idioma zapoteco istmeño

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”