Stofel

Stofel
Franz Stofel im August 1945

Franz Stofel (* 5. Oktober 1915 in Heinberg; † 13. Dezember 1945 in Hameln) war SS-Oberscharführer und als Kommandoführer im Konzentrationslager Dora-Mittelbau eingesetzt.

Leben

Stofel war von Oktober 1934 bis 1935 Angehöriger der Reichswehr. Die Gelegenheit Berufssoldat zu werden, bot nach seinem Dafürhalten die SS, der er im April 1936 beitrat. In der Folge wurde er der Wachmannschaft (SS-Totenkopfstandarte) des KZ Dachau zugeteilt. Von März 1939 bis zum Januar 1944 war Stofel direkt im Lagerbereich des KZ Dachau eingesetzt, wo er unter anderem kleine Arbeitskommandos leitete. Mitte Januar 1944 wurde er in das KZ Dora-Mittelbau versetzt und war ab August 1944 Kommandoführer in Kleinbodungen, einem Außenkommando von Dora-Mittelbau. Dieses Außenkommando umfasste etwa 650 Häftlinge, die in einem Raketenreparaturwerk für die Boden-Boden-Rakete A4 (besser bekannt als V2) Zwangsarbeit leisten mussten.

Nachdem Stofel am 4. April 1945 von Franz Hössler den Befehl erhalten hatte, das Außenlager Kleinbodungen zu evakuieren, verließen am 5. April 1945 610 Häftlinge unter der Leitung Stofels und seines Stellvertreters Wilhelm Dorr sowie 45 SS-Männern das Außenlager. Ursprünglich lautete der Befehl von Herzberg aus die Häftlinge mit der Eisenbahn in das KZ Neuengamme zu bringen. Aufgrund von Luftangriffen entschloss sich Stofel jedoch, die Häftlinge in das nächstgelege Konzentrationslager Bergen-Belsen zu überführen. Am 10. April 1945, nachdem bereits einigen Häftlingen die Flucht geglückt war, geriet der Evakuierungstransport bei Groß Hehlen nördlich von Celle in ein Kampfgebiet. Während des Kampfgeschehens wurden vier bis fünf Häftlinge aufgrund von Fluchtversuchen und zu langsamen Marschtempo von Feldeinheiten erschossen. Am 11. April 1945 kam der Evakuierungstransport im KZ Bergen-Belsen mit 590 Häftlingen an.

Am 15. April 1945 wurde das KZ Bergen-Belsen durch britische Truppen befreit, die dort über 10.000 Tote und etwa 60.000 Überlebende vorfanden. Das SS-Lagerpersonal wurde dazu verpflichtet, alle Leichen abzutransportieren und in Massengräbern zu bestatten.

Danach wurde Stofel verhaftet und durch britische Militärangehörige verhört. Im Bergen-Belsen-Prozess (17. September bis 17. November 1945) wurde er wegen seiner in Bergen-Belsen begangenen Verbrechen angeklagt.

Stofel, der auf „nicht schuldig plädierte“, wurde am 17. November 1945 schuldig gesprochen und zum Tod durch den Strang verurteilt. Der britische Henker Albert Pierrepoint vollstreckte das Urteil am 13. Dezember 1945 im Gefängnis von Hameln.

Literatur

  • United Nations War Crimes Commission (Hrsg.): Law reports of trials of war criminals, selected and prepared by the United Nations War Crimes Commission. 3 Bände, William S. Hein Publishing, Buffalo (New York) 1997, ISBN 1-57588-403-8 (Reprint der Originalausgabe von 1947–1949)

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