Storzingen

Storzingen
Storzingen
Ehemaliges Gemeindewappen von Storzingen
Koordinaten: 48° 8′ N, 9° 7′ O48.1340055555569.1217388888889640Koordinaten: 48° 8′ 2″ N, 9° 7′ 18″ O
Höhe: 640 m ü. NN
Fläche: 7,39 km²
Einwohner: 359 (30. Sep. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Postleitzahl: 72510
Vorwahl: 07573

Storzingen ist Teilort der Gemeinde Stetten am kalten Markt im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Das Pfarrdorf ist mit 359 Einwohner der zweitgrößte Teilort der Gemeinde.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Storzingen liegt im Gegensatz zu den anderen Ortsteilen nicht auf dem badischen Heuberg, sondern in einem engen Talkessel, zu beiden Seiten der Schmeie. Das Ortszentrum liegt rund 3,5 Kilometer östlich des Zentrums von Stetten am kalten Markt. Der Ort gehört zum Naturpark Obere Donau. Die Gesamtfläche der Gemarkung Glashütte beträgt 739 Hektar.[2]

Teilorte

Zu Storzingen gehört neben dem Dorf Storzingen das Gehöft Neuhaus.[3]

Geschichte

Der Ortsname ist wahrscheinlich abgeleitet vom Wort Storz = „kahler abgeholzter Bergrücken“. Vergleiche das Wort Storza (alemannisch) = Baumstumpf. Storzingen wurde also von den Erstsiedlern nach einem prägenden Landschaftsmerkmal benannt. Vergleiche auch den Namen des Bergrückens „Storz“ in der Gemarkung Unterböhringen bei Bad Überkingen.

Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde Storzingen im Jahre 843 in einer Schenkungsurkunde. Grundherr Adalhart und seine Frau Swanaburg übertrugen das Dorf als Schenkung dem Kloster St. Gallen. Als Lehen der Grafen von Lupfen wurde der Ort 1419 von den Grafen von Werdenberg gekauft. Im Jahr 1160 stellte Kaiser Friedrich I. von Staufen (Barbarossa) Storzingen und die Pfarrkirche unter seinen Schutz.[1]

Zwischen 1212 und 1534 wechseln die Lehensherren häufig. Ab 1419 war Storzingen Teil der Herrschaft Jungnau. 1534 ging die Landeshoheit an das Haus der Grafen von Fürstenberg der Heiligenberger Linie über, deren Familie 1664 in den Reichsfürstenstand überging.[1]

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) richtete erst in den Jahren 1632 bis 1635 verheerenden Schaden an. Die Pest wütete in Storzingen besonders stark. Von den 29 Familien überlebten nur neun Haushalte mit drei Bauern und sechs Söldnern die Verheerungen.[1]

Die Herrschaft Jungnau kam 1806 an Hohenzollern-Sigmaringen.[4] Storzingen gehörte noch bis 1840 zu Jungnau, kam anschließend bis 1854 zu Straßberg, danach bis 1925 zum Oberamt Gammertingen und mit diesem zum Landkreis Sigmaringen.

Erst mit dem Bau der Eisenbahnlinie 1878 wurde Storzingen aus der Isolation geholt. Dadurch konnten viele Leute zu den Fabriken nach Ebingen pendeln, was den Lebensstandard deutlich verbesserte.

Die Gemeinde Storzingen wurde auf eigenen Wunsch nach Stetten am kalten Markt eingemeindet und wechselte am 1. Januar 1972 in den Landkreis Stockach. Im Zuge der Kreisreform 1973 wurde der Landkreis Stockach jedoch aufgelöst und die Gemeinde Stetten am kalten Markt mit Wirkung zum 1. Januar 1973 dem Landkreis Sigmaringen zugeteilt.

Erst 1979 bekam Storzingen einen Anschluss an die nahe Bundesstraße 463 und war somit nicht mehr nur über Stetten zu erreichen.

Einwohnerentwicklung

Jahr 1961 2003 2010
Einwohner 353 386 359

Politik

Ortsvorsteher

Ortsvorsteher von Storzingen ist seit 1999 Hans Riester.

Wappen

Das Wappen von Storzingen zeigt ein geteiltes Schild, oben in Rot, eine auf die Spitze auf goldenem Dreibergs stehende silberne Raute, in Anlehnung an das Geschlecht der Ritter von Weckenstein das als Wappen auf rotem Schild eine auf die Spitze eines grünen Dreibergs stehende silberne Raute. Unten in Silber eine schwarze Montfortsche Kirchenfahne. Dies ist das Wappen der Grafen von Werdenberg

Siehe auch → Liste der Wappen mit dem Emblem der Pfalzgrafen von Tübingen

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Die katholische Pfarrkirche St. Zeno bildet das religiöse Zentrum von Storzingen. Bereits 1147 wurde die Pfarrkirche bei den Besitzungen des Zisterzienser-Klosters Salmannsweil/Salem erwähnt.[1] Im Jahr 1758 ließ Pfarrer Johann Christoph Zembroth eine neue Kirche mit wertvollen Einrichtungen auf eigene Kosten erbauen. Sein Nachfolger, Pfarrer Josef Fidel Karle aus Sigmaringen, stiftete den 1766-1967 errichteten Hochaltar und die Seitenaltäre mit den wertvollen Tafeln des Malers Meinrad von Au.
  • Burg Weckenstein: Südlich der Ortschaft auf der rechten Schmeienseite liegt die Ruine der durch Ritter Burkard von Weckenstein erbauten frühmittelalterlichen Burg.
  • Das 1603 erbaute katholische Pfarrhaus brannte bereits zwei Jahre später wieder ab. Das heutige Bauwerk wurde 1624 von Pfarrer Oeser auf eigene Kosten erbaut.
  • Ehemalige Mühle

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Storzingen liegt an der Zollernalbbahn von Tübingen nach Aulendorf. Der 1911 erweiterte Bahnhof hat eine Bedeutung für die Verladung von Militärfahrzeugen vom Truppenübungsplatz Heuberg sowie für die An- und Abreise der in der Albkaserne in Stetten am kalten Markt stationierten Soldaten. Über ihn besteht Anschluss nach Stuttgart (über Tübingen) und zur Donautalbahn (über Sigmaringen).

Persönlichkeiten

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Literatur

  • Erika Jeuck & Wolfgang Schaffer (Hrsg.): 1200 Jahre (799-1999) Stetten am kalten Markt. Geschichte der Gemeinde und ihrer Ortsteile Frohnstetten, Glashütte, Nusplingen, Storzingen. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1999, ISBN 3-88294-275-4.
  • Erika Jeuck: Ortschronik von Storzingen von Bürgermeister Anton Riester. Begonnen am 1. Januar 1912, beendet etwa 1932 sowie Beiträge zur Geschichte vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Bürgermeisteramt, Stetten a.k.M. 2002.
  • Günter Schmitt: Burgenführer Schwäbische Alb. Band 3 · Donautal. Wandern und entdecken zwischen Sigmaringen und Tuttlingen. Biberacher Verlagsdruckerei, Biberach an der Riß 1990, ISBN 3-924489-50-5 (darin Angaben zu „Weckenstein“ und „Storzinger Schlößle“, S. 85-92).

Einzelnachweise

  1. a b c d e Susanne Grimm (sgr): In Storzingen wohnen 360 Menschen. Früher Landkreis Gammertingen – Pest wütete besonders stark. In: Wir in Stetten am kalten Markt. In: Schwäbische Zeitung vom 12. März 2011
  2. Stetten in Zahlen; abgerufen am 14. März 2011
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 795-882
  4. Max Miller, Gerhard Taddey: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 6, Baden-Württemberg. 2. Auflage, 1980, ISBN 978-3-520-27602-5, S. 764.

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