Strassenkind

Strassenkind

Straßenkinder sind meist Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aus ärmeren aber auch aus Industrieländern, die obdachlos, oft von Zuhause weggelaufen oder ohne Angehörige für sich selbst sorgen müssen: Sie erledigen kleine Jobs für eine warme Mahlzeit oder erbetteln Geld, Lebensmittel und Zigaretten von Passanten oder Touristen; stehlen bisweilen. Sie leben zumeist an Bushaltestellen, in Bahnhöfen und leerstehenden Gebäuden, auf Bürgersteigen und in U-Bahn-Schächten.

Straßenkind wurde allerdings zu einer Art Universalbegriff für sehr verschiedene Phänomene in Industrie- und Entwicklungsländern, arbeitende Kinder etc.

UNICEF-Unterscheidung:

  • Kinder auf der Straße: verbringen hier einen Großteil des Tages, um zu arbeiten etc.
  • Kinder der Straße: haben tatsächlich ihren Lebensmittelpunkt, schlafen dort.

Die Begriffe geraten regelmäßig in die Kritik. In Brasilien wird häufig kritisiert, der Ausdruck Straßenkind errege den Anschein, das Leben auf der Straße sei ein statischer Zustand. Daher nennen wissenschaftliche Beiträge zunehmend "Criancas e Adolescentes em Situacao de Rua", also *Kinder und Jugendliche in der Lebenssituation der Straße, was auf die Dynamik hinweist: Sie sind zeitweise auf der Straße, immer mit der Möglichkeit einer Veränderung der Lebenslage (vgl. Schwinger 2005). Liebel schlug (2000) vor, nur noch von arbeitenden Kindern zu reden.

So zu leben, zwingt viele zu Diebstahl und Prostitution. Drogenmissbrauch (wie das Schnüffeln von Lösungsmitteln) ist weit verbreitet, um von Hunger und Schmerz abzulenken.

In vielen Ländern richten karitative Organisationen unter anderem Waisenhäuser und Wohnheime sowie Ausbildungsstätten für die Kinder und Jugendlichen ein: sei es erst einmal mit einem Fürsorge-Konzept für die hilflosen Sozialwaisen und/oder, um ihnen im Empowerment ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Oft sind die Kinder und Jugendlichen Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch, müssen mitarbeiten, weil ihre Eltern zu wenig verdienen, können nicht zur Schule gehen, eine Ausbildung zur Ausübung eines Berufs erlangen usw.

Weltweit lässt sich die Zahl der Straßenkinder, die überwiegend in Metropolen zu finden sind, auf über 100 Mio. schätzen. Auch in wohlhabenden Ländern gibt es solche Kinder und Jugendliche.

Inhaltsverzeichnis

Lage in Deutschland

Die 1994 in Deutschland gegründete Hilfsorganisation "Off Road Kids" geht (2007) von jährlich bis zu 2500 Minderjährigen aus, die zeitweise auf der Straße leben (wenige hundert seien gefährdet, obdachlos zu bleiben). Das Kinderhilfswerk Terre des hommes hatte 2001 - in der weit gefassten Definition "..auf der Straße" - bis zu 9000 Straßenkinder hierzulande erhoben und fürchtet, dass es mehr geworden sind (zumal in Hamburg und Berlin, wegen der instabilen Familien/Lebenslagen).

Beispiele anderswo

Streetkids International (2001 in Frankfurt a. M. gegründet) hilft Aids-Waisen in Tansania. 30 von rund zwei Millionen wohnen schon in vereinseigenen Waisenhäusern. Die vergleichsweise kleine Hilfsorganisation engagiert sich persönlich regelmäßig vor Ort. Im Februar 2007 eröffnete sie ein "Multipurpose Education Center" in Daressalam, das junge Leute zu Gärtnern, Schreinern, Schlossern, Elektrikern, Maurern und Schneidern ausbildet.

Die Nichtregierungsorganisation (NGO) DAPP, eine Partnerorganisation der Föderation Humana People to People, betreibt folgende Schulen für ehemalige Straßenkinder:


Die Brasilienhilfe Padre Bene arbeitet in Brasilien in den Städten Arapiraca und Recife. 160 ehemalige Straßenkinder sind in eigenen Häusern untergebracht. Die Kinder werden medizinisch und psychologisch betreut und besuchen die öffentlichen Schulen. In einer hauseigenen Holzwerkstatt wird ihnen die Gelegenheit gegeben, sich auf einen Handwerksberuf vorzubereiten.

Berühmte ehemalige Straßenkinder

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Liebel 2000: Straßenkinder gibt es nicht. Über die verschlungenen Wege einer paternalistischen Metapher. In: Soziale Arbeit Nr. 4, S.122-130
  • Michael Schwinger: Du kannst sogar Fotograf sein! Medienpädagogische Arbeit mit brasilianischen Straßenkindern. IKO, Frankfurt 2005
  • Hartwig Weber /Sor Sara Sierra: Narben auf meiner Haut. Straßenkinder fotografieren sich selbst, Frankfurt am Main 2003
  • Hartwig Weber / Sor Sara Sierra: Das blutende Herz. Religion der Straße, Frankfurt am Main 2006
  • Brandy Blackman: „Intervening in the Lives of Street Children. A Case from Zambia” (“Eingriffe in das Leben von Straßenkindern. Ein Fall aus Sambia“), Mai 2001. - 45 Seiten mit umfangreicher Bibliographie. Über Children's Town Malambanyama besonders ab S. 30 [1] (Englisch)
  • Morton Rhue: Asphalt Tribe, Ravensburg 2004

Weblinks


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