Strauss-Kahn

Strauss-Kahn
Dominique Strauss-Kahn (Toulouse, April 2007)

Dominique Strauss-Kahn [dɔmiˈnik stʀosˈkan] bzw. [dɔmiˈnik ʃtʀosˈkan] (* 25. April 1949 in Neuilly-sur-Seine) ist ein französischer Politiker (Parti socialiste). In Frankreich wird von ihm oft nur in der Abkürzung DSK gesprochen. Von 1997 bis 1999 war er Wirtschafts- und Finanzminister unter Premierminister Lionel Jospin; am 1. November 2007 trat er das Amt des geschäftsführenden Direktors des IWF an.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Dominique Strauss-Kahn stammt aus einer jüdisch-marokkanischen Familie. Seine Kindheit verbrachte Dominique Strauss-Kahn in Marokko und Monaco. Anschließend studiert er an der Wirtschaftshochschule HEC und am Institut d'études politiques de Paris (Sciences Po), um von 1977 bis 1980 eine Professur für Wirtschaft an der Hochschule II von Nancy übertragen zu bekommen. Daran anschließend wechselt er ab 1981 an die Universität von Nanterre und die Verwaltungshochschule ENA. Bis 2007 gab er Kurse in Mikroökonomie und Makroökonomie an der Sciences Po.

Im Jahre 1971 arbeitet er am Zentrum für Forschung über Sparverhalten und veröffentlicht 1982 ein Buch unter dem Titel L’épargne et la retraite. Im gleichen Jahr tritt er eine Stelle im Planungsamt an, dessen stellvertretender Leiter er wird. 1986 wird er zum Abgeordneten der Haute-Savoie gewählt und zwei Jahre später wiedergewählt, aber diesmal für das Val-d’Oise. Im Rahmen dieser Mandate übernimmt er den Vorsitz des Finanzausschusses.

Unter François Mitterrand als Präsident wird er 1991 delegierter Minister für Industrie und Außenhandel in der Regierung von Édith Cresson. Auch in der Regierung von Pierre Bérégovoy wird ihm dieses Amt erneut angetragen, bis er 1993 nach den Wahlen zur Nationalversammlung als Anwalt ins Justizwesen wechselt.

Im gleichen Jahr übernimmt er die Leitung einer Expertenkommission innerhalb der Sozialistischen Partei und gründet gleichzeitig die Kanzlei DSK Consultants, die sich auf Lobbyarbeit in Brüssel konzentriert. Nach seiner Wahl zum Bürgermeister von Sarcelles 1995 heiratet er Anne Sinclair, zum gegebenen Zeitpunkt Reporterin beim Fernsehsender TF1 und Moderatorin eines Politspiegels.

Als 1997 Lionel Jospin die Regierung übernimmt, ernennt er ihn zum Minister für Wirtschaft, Finanzen und Industrie. Damit wird Strauss-Kahn zu einer der Hauptfiguren des Kabinetts. Die ausgezeichneten Ergebnisse der französischen Wirtschaft, insbesondere der spektakuläre Rückgang der Arbeitslosenquote, festigen seine Stellung auch innerhalb der Partei.

Um so überraschter sind dann die Reaktionen, als er in einen Justizskandal verwickelt wird, der mit seiner Tätigkeit als Anwalt in Verbindung steht, und 1999 infolgedessen von seinem Ministerialamt zurücktritt. Letztendlich wird er in der fraglichen Angelegenheit vollständig entlastet, und stellt sich darauf für das Val-d’Oise erneut zur Wahl, um 2002 erneut wiedergewählt zu werden. Am Ende des Jahres 2004 steigt er außerdem neben Jack Lang und Martine Aubry wieder in die Spitze der Sozialistischen Partei auf.

Dominique Strauss-Kahn unterlag Ségolène Royal als Kandidat der französischen Sozialisten für die Präsidentschaftswahl 2007. Im November 2006 wurde Ségolène Royal mit über 60 % der Stimmen der Parteimitglieder zur Präsidentschaftskandidatin gewählt.

So wie der 2007 neu gewählte konservative Präsident Nicolas Sarkozy führende Mitglieder der PS mit Ämtern in sein Lager zog (u.a. Bernard Kouchner als Außenminister), so schlug er auch Strauss-Kahn für den Posten des Direktors des Internationalen Währungsfonds vor. Mit der Unterstützung der EU und der Vereinigten Staaten wurde Dominique Strauss-Kahn am 28. September 2007 zum Nachfolger des scheidenden IWF-Direktors Rodrigo de Rato gewählt. Er trat sein Amt zum 1. November 2007 an.[1]

Mitte Oktober 2008 wurde bekannt, dass der IWF eine Untersuchung gegen Strauss-Kahn eingeleitet hat. Externe Anwälte sollen prüfen, ob der Direktor des IWF sein Amt für eine sexuelle Beziehung zu einer Mitarbeiterin, Piroska Nagy, missbraucht habe. Laut eigenen Angaben arbeite Strauss-Kahn mit den Ermittlern zusammen und wertete die Affäre als „Vorfall, der sich in meinem Privatleben abspielte“ und dementiert seine Machtposition missbraucht zu haben.[2] Das Ergebnis der Untersuchung stimmte schließlich mit dieser Aussage überein, bezeichnete den Vorfall jedoch als sehr bedauerlich für den IWF.[3]

Wahlmandate

  • 1986 – 1988: Abgeordneter
  • 1988 – 1991: Abgeordneter
  • 1989 – 1990: Mitglied des Gemeinderates von Sarcelles (Val-d’Oise)
  • 1990 – 1995: Mitglied des Gemeinderates von Sarcelles (Val-d’Oise)
  • 1991 – 1992: Delegierter Minister für Industrie und Außenhandel (im Finanzministerium)
  • 1992 – 1993: Minister für Industrie und Außenhandel
  • 1995 – 2001: Mitglied des Gemeinderates von Sarcelles (Val-d’Oise)
  • 1995 – 1997: Bürgermeister von Sarcelles (Val-d’Oise)
  • 1997: Abgeordneter
  • 1997 – 2001: Stellvertretender Bürgermeister von Sarcelles (Val-d’Oise)
  • 1997 – 1999: Minister für Wirtschaft, Finanzen und Industrie
  • 2001 – 2002: Abgeordneter

Aktuelle Mandate:

  • Abgeordneter für das Département Val-d’Oise
  • Stellvertretender Bürgermeister von Sarcelles, Val-d’Oise
  • Vorsitzender der Gemeinde-Agglomeration Val de France (Sarcelles und drei weitere Kommunen)

Ehrungen

Im November 2005 erhielt Dominique Strauss-Kahn den Ehrendoktortitel der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg (Schweiz) verliehen.

Publikationen

  • La flamme et la cendre („Die Flamme und die Asche“), 2002
  • Lettre ouverte aux enfants d’Europe („Offener Brief an die Kinder Europas“), 2004

Einzelnachweise

  1. Neue Zürcher Zeitung: Strauss-Kahn wird neuer Chef des Währungsfonds vom 29. September 2007
  2. vgl. IWF leitet Untersuchung gegen Strauss-Kahn ein bei tagesschau.de, 18. Oktober 2008 (aufgerufen am 19. Oktober 2008)
  3. vgl. Strauss-Kahn no abusó de su poder bei BBC Mundo, 26. Oktober 2008 (aufgerufen am 28. Oktober 2008)

Weblinks


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