StreetArt

StreetArt

Streetart ist eine zeitgenössische Form der Kunst im öffentlichen Raum, die von breiten Teilen der Bevölkerung oft auch als Vandalismus betrachtet wird.

Inhaltsverzeichnis

Künstlerische Spezifik

Die Künstler bedienen sich verschiedenster Medien (Marker, Pinsel und Malerrollen, Sprühdosen, Aufkleber, Poster etc.), um ihre Werke zu präsentieren. Häufig werden Wände bemalt und beklebt, doch auch Stromkästen, Laternen, Verkehrsschilder, Telefonzellen, Mülleimer, Ampeln und andere Stadtmöbel, sowie Bürgersteige und Straßen an sich und sogar Bäume – im Prinzip alle erdenklichen Untergründe – werden gestaltet. Auch Installationen im öffentlichen Raum sind Streetart. So können zum Beispiel auch bereits in Heimarbeit gestaltete Leinwände, Bretter oder Ähnliches, sowie Skulpturen, Plastiken oder sonstige Objekte, die in einen neuen Kontext gestellt werden oder wiederum andere im öffentlichen Raum schon vorhandene Objekte in einen neuen Kontext stellen bzw. sinnentfremden, an- bzw. eingebracht werden. Da sich die Techniken der Streetart mit denen des Graffiti oftmals überschneiden, ist es heutzutage schwierig zwischen den beiden Begriffen zu unterscheiden.

Obwohl auch legale Auftragsarbeiten entstehen, sind die meisten Werke illegal angebracht, weshalb es den meisten Künstlern ein Anliegen ist, anonym zu bleiben – oft kennen sich Mitglieder der Szene nur unter ihrem auf der Straße verwendeten Pseudonym.

Die Motivation liegt für viele im Spaß an der Sache und der Möglichkeit, das eigene Umfeld auf anarchistische und/oder kreative Weise visuell mitzugestalten (vergleiche Reclaim the Streets), sowie einen künstlerischen Gegenpol zur omnipräsenten Werbung oder Gentrifizierung zu schaffen; für viele spielt wohl auch der egozentrische Hang, seinen (Künstler-)Namen möglichst oft zu verbreiten eine Rolle (siehe Joseph Kyselak). Streetart wendet sich inhaltlich oft gegen Konsumismus, Kapitalismus und Öffentliche Ordnung. Die meisten Künstler verzichten jedoch auf eine konkrete Botschaft – „the medium is the message“ (nach Marshall McLuhan).

Der Franzose Gérard Zlotykamien gilt als der erste Künstler, der im öffentlichen Raum arbeitete und somit als Urvater der Streetart. Weitere bedeutende Künstler dieses Genres sind unter anderem Keith Haring, Harald Naegeli, Blek le Rat und Banksy.

Bildbeispiele

Kommerzialisierung

Als Streetart getarnte Werbung mit kritischem Graffiti-Kommentar

In jüngster Zeit wird Streetart auch von Unternehmen sowohl in ihrer Stilistik als auch in ihrer Gesamtheit als Werbemittel aufgegriffen um ihren Produkten ein jugendkulturelles Image zu geben. Am weitesten verbreitet ist dabei das Anbringen von Werbeaufklebern, welches ursprünglich aus der Stickerkunst-Szene hervorgegangen ist. Besonders der Sportartikelhersteller Nike ist für wildplakatierte Werbeaufkleber und großflächige Wandmalereien bekannt, die zunächst nicht als kommerzielle Werbung wahrgenommen werden. Auch der Pocket Web-Anbieter Ogo war zeitweise stark mit seinem Guerilla-Marketing in Form von Graffiti, Stickern und Paste-Ups im öffentlichen Stadtbild präsent.[1] Seitens der Firma Sony wurde gar eine Streetart-Galerie zur Vermarktung der PSP in Berlin-Mitte eingerichtet, was besonders von der umliegenden Kunstszene als Ärgernis betrachtet wurde.[2]

In der Streetart-Szene wird diese Form der Werbung häufig als Vereinnahmung einer jugendkulturellen Identität kritisiert und stößt vor allem auf Widerstand da der Ursprung von Streetart unter anderem als Kampf gegen Kapitalismus und Konsumgesellschaft sowie die Hinwegsetzung über die Privatisierung urbaner Räume verstanden wird.[1]

Allerdings wird der Diskurs um die Kommerzialisierung von Streetart auch kritisch kommentiert. So ist laut Hans-Christian Psaar[3] die Beziehung zwischen Markt und Street Art komplexer, als es im Ausverkauf von Street Art an große Konzerne vermittelt wird:

„Auch in Subkulturen wird ganz klassisch gehandelt, nur zumeist auf niedrigerem Niveau als in etablierten Teilen des Kunstmarktes. Der Begriff der Kommerzialisierung suggeriert dagegen, dass den Menschen von außen etwas aufgesetzt würde, wo davor keine ökonomischen Gesichtspunkte zählten. Das ist ein Trugschluss, denn es ändert sich einzig das Preisniveau.“

Siehe auch

Literatur

  • Marcel Hennes, Alexandra Pätzold und Gerhard Pätzold (Hrsg.): Streetart Marburg, Jonas Verlag für Kunst und Literatur GmbH, Marburg 2009, ISBN 978-3-89445-406-7.
  • Kai Jakob: Street Art in Berlin - Version 2.0. Jaron Verlag (Deutschland) 2008, ISBN 978-3897735965.
  • Kai Jakob: Street Art in Berlin. Jaron Verlag (Deutschland) 2008, ISBN 978-3-89773-579-8.
  • Bernhard van Treeck und Sibylle Metze-Prou: Pochoir - die Kunst des Schablonengraffiti. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2000, ISBN 3-89602-327-6.
  • Bernhard van Treeck: Street Art Berlin. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 1999, ISBN 3-89602-191-5.
  • Bernhard van Treeck: Street Art Köln. Edition Aragon (Deutschland) 1996, ISBN 3-89535-434-1.
  • Christian Hundertmark: The Art of Rebellion I/II Aschaffenburg: Publikat-Verl., 2003. ISBN 3-9807478-3-2 bzw. ISBN 3-9809909-4-X.
  • Christian Heinicke, Daniela Krause: Street Art. Die Stadt als Spielplatz. Tilsner, Bugrim 2006. ISBN 3-86546-040-2
  • Christoph Mangler: Berlin City Language. Prestel, 2006, ISBN 3-7913-3610-X. (engl.)
  • Claudia Walde: Sticker City: Paper Graffiti Art (Street Graphics/Street Art). Thames & Hudson, ISBN 978-0-500-28668-5.
  • Julia Reinecke: "Street-Art - Eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz" Transcript Verlag - Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-759-2
  • Ulrich Behm: Sachbeschädigung und Verunstaltung. Duncker und Humblot, Berlin 1984, ISBN 3-428-05644-2.
  • Jan P. Schildwächter/Britt Eggers: Street Art Hamburg. Junius: Hamburg 2007, ISBN 978-3-88506-582-1.

Weblinks

  • Zur strafrechtlichen Relevanz
– in Deutschland: § 303 und § 304 StGB
– in Österreich: §§ 125, 126 StGB: [1]
– in der Schweiz: Artikel 144 StGB: [2]

Einzelnachweise

  1. a b Street Art und Graffitit - Alles ist vermarktbar Zitty
  2. Sony's Streetart Desaster
  3. Hans-Christian Psaar - "Street Art zwischen Rekuperation und subversivem Potential veröffentlicht in einer Broschüre im Rahmen des Leipziger Kulturdisplace Projektes 2007

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