Streit

Streit
Streitende; Gemälde von Inga Dünkelberg-Niemann

Streit, auch Zank, Zwist, Zwietracht, Hader, ist das offene Austragen einer Meinungsverschiedenheit zwischen zwei oder mehreren Akteuren, Personen, Gruppen oder auch Parteien (Politische Partei, Partei in einem Rechtsstreit, Kriegspartei), die nicht immer offenkundig und nicht notwendigerweise stets feindselig sein muss.

Die Alltags- und Umgangssprache unterscheidet zwischen dem eher vagen „Zank“ und dem „Streit“ mit definierten Streitgegenständen, beispielsweise beim Wettstreit oder beim Rechtsstreit („Zank und Streit“); dabei wird der Begriff „Streit“ zumeist wertfrei oder ambivalent verwendet, wohingegen der Begriff „Zank“ eher abwertend besetzt ist („streitlustig“ gegenüber „zänkisch“).

Die hochdeutsche Standardsprache unterscheidet zudem zwischen den Begriffen „Zwietracht“ (ein die „Eintrachtstörender Streit) und „Hader“ (ein „bitterer“, anhaltender Streit, veraltend auch ein mit Waffen ausgetragener Streit, eine feindselige Auseinandersetzung oder gar ein Krieg): „Zwietracht und Hader säen“, „[...] weit wallt und wogt der Hader.“.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen und Auslöser

Ursache eines Streits sind bestimmte soziale Rahmenbedingungen, dazu zählen beispielsweise entgegengesetzte Interessen zwischen Einzelnen oder Gruppierungen oder auch anhaltender Wettbewerb.[1] Dabei spielen in der Regel unterschiedliche bzw. nicht vereinbarte Orientierungen (Bewertungen bzw. Planungsvorstellungen oder Handlungsplanungen) im Hinblick auf einen bestimmten Sachverhalt eine zentrale Rolle.

Der offene Ausbruch eines Streits wird von persönlichen Merkmalen eingefärbt (beispielsweise Eifersucht, Hass, Neid, Ruhmsucht) und bedarf eines Anlasses. Dabei können diese Anlässe gewichtig bis nichtig sein. Voraussetzung für einen Streit ist auch die innere Bereitschaft der Akteure, einen Streit zu führen, also zu „streiten“.

Streitschlichtung

In den meisten deutschen Bundesländern gibt es Gremien für Streitschlichtung, um gerichtlichen Auseinandersetzungen vorzubeugen. Die Schlichtung soll dazu beitragen, dass die beteiligten Parteien sich mit der Lage sachlich auseinandersetzen und zu einer friedlichen Lösung kommen, welche die Beteiligten akzeptieren können. Ein einheitliches Vorgehen gibt es nicht, da die Anforderungen je nach Streitsache, Parteien und nach Eingriffen zum Beispiel des Gesetzgebers variieren.

„Streit“ in der Soziologie

In der Soziologie ist „Streit“ ein von Georg Simmel 1908 in seiner Soziologie eingeführter Begriff, der heute fachsprachlich überwiegend als „sozialer Konflikt“ abgehandelt wird. Eine häufige Streitform in der Gesellschaft ist der Wahlkampf oder der Arbeitskampf.

→ Siehe Der Streit

Streit in der Pädagogik

In vielen Bereichen neuerer Pädagogik gib es Versuche, streitenden Parteien die Regulierung ihrer Probleme selbst zu überlassen, nachdem man bei den Beteiligten so etwas wie eine Streitschlichter-Kompetenz entwickelt hat. An vielen Schulen ist diese Möglichkeit der Regulierung unterschiedlicher Orientierungen eingeführt. Aber auch in Kindergärten werden ähnliche Versuche gemacht. Bei den pädagogischen Bemühungen spielen etwa folgende Aspekte eine wichtige Rolle:

  • Ächtung körperlicher Gewalt
  • Stärkung der Sprach- und Sprechfähigkeit
  • Stärkung des Gemeinschaftsgefühls in Verbindung mit einer Entwicklung der Selbstwahrnehmung
  • Einführung kindgemäßer Formen konstruktiver Konfliktbearbeitung (Herbert Vogt, 2000, S. 27).

Das Streitschlichter-Modell sähe etwa folgendermaßen aus:

  • So fängt es an: ein ruhiger Raum, eine kommunikative Sitzordnung, freundliche Begrüßung usw.
  • Was ist passiert?: Die Parteien stellen den Streitfall dar, ohne den der Gegenseite zu bewerten.
  • Warum ist etwas passiert?: Die Hintergründe des Streits werden von den Parteien dargestellt - ohne den gegnerischen zu bewerten.
  • Was können wir jetzt machen?: Ideen zur Lösung werden entwickelt.
  • Vereinbarung: Die Vereinbarung wird von allen unterschrieben. (TPS 6/2000, S. 29)

„Streit“ im Sport

Im Sport erscheint der Begriff als Wettstreit (im antiken Griechenland als αγων, agon [gesprochen: „agoon“] kulturell bedeutsam und über sportlichen Wetteifer hinausreichend.)

Bekannte Streitfälle

Siehe auch

Literatur

  • Georg Simmel: Der Streit. In: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Duncker & Humblot, Berlin 1908, S. 186-255.
  • H. Vogt: Starke Kinder schlagen nicht, Theorie und Praxis der Sozialpädagogik, (TPS) Nr. 6/2000, S. 27
  • Pöhlmann, Simone;Roethe, Angela: Die Streitschule. Trainieren Sie Ihre Kommunikations- und Konfliktfähigkeit ("Arbeitsbuch"). Junfermann 2003. 3-87387-469-5

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Streit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Streit – Zitate

Einzelnachweise

  1. Vgl. Walter L. Bühl: Konflikt und Konfliktstrategie, München 1972.

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  • Streit — Streit: Das altgerm. Substantiv mhd., ahd. strīt, niederl. strijd »Kampf, Hader, Wettstreit, Rechtskonflikt, Meinungsstreit«, schwed. strid »Kampf, Streit« geht vermutlich von einer Grundbedeutung »Widerstreben, Starrsinn, Aufruhr« aus, die in… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Streit — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Auch: • Krach • sich streiten • Argument Bsp.: • Anne fängt immer mit ihrer Schwester Streit an. • Ted stritt sich mit seinen Freunden. • …   Deutsch Wörterbuch

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