Strela-2

Strela-2
SA-7 Grail
SA-7 Grail
SA-7 Grail
Grunddaten
Funktion Flugabwehrrakete
Hersteller Konstruktionsbüro KBM
Entwicklung 1960
Weitere Leistungsmerkmale
Triebwerk Feststoff-Raketentriebwerk
Gefechtsgewicht 9,6 kg
Länge 1,443 m
Durchmesser 72,2 mm
Spannweite 300 mm
Geschwindigkeit 430 m/s
Reichweite 5,2 km
Service ceiling 2.300 m
Gefechtskopf 1,17 kg FRAG-HE
Zielerkennung passiv IR

Die Strela-2 (russisch: стрела für Pfeil, NATO-Codename SA-7 Grail, GRAU-Index 9K32) ist eine infrarotgelenkte Luftabwehrrakete, die von der Schulter aus abgefeuert werden kann. Sie dient zur Bekämpfung von Luftzielen durch Bodentruppen und ist das sowjetische/russische Pendant zur amerikanischen Redeye.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Ursprungsland ist die Sowjetunion, wo sie ab 1968 als Strela-2 hergestellt wurde. Der Infrarotsuchkopf war nicht sehr zuverlässig und wurde oft durch die Sonne oder Bodenwärme abgelenkt. Ab 1972 wurde sie von der besseren Strela-2M (NATO-Codename: SA-7b, GRAU-Index 9K32M) abgelöst, welches das am weitesten verbreitete Modell wurde. Dabei wurde der Raketenantrieb verbessert, der höhere Geschwindigkeit und effektive Reichweite ermöglichte, und auch ein neuer IR-Suchkopf eingeführt.

Die Strela-2 gilt inzwischen als veraltet, ist aber weiterhin weltweit in verschiedenen Variationen zu finden. Mit der Strela-3 (NATO-Codename: SA-14 Gremlin) existiert seit 1978 ein modernerer und etwas leistungsfähigerer Nachfolger, der sich in Bauweise und Erscheinung aber nicht unterscheidet. Weitere ähnliche Nachfolgeentwicklungen sind SA-16 und SA-18.

Funktion

Das System besteht aus der Rakete (9M32 oder 9M32M), einem Startrohr inklusive Visier und einem Griffstück mit integrierter Elektronik (GRAU-Index 9P54 & 9P54M) und einer thermoelektrischen Batterie (GRAU-Index 9B17). Außerdem kann ein IFF-Empfänger (Identification Friend or Foe - Freund-Feind-Erkennung) an den Helm des Schützen montiert werden, um Eigenbeschuss zu vermeiden. Eine passive Antenne, die akustische Signale in den Kopfhörer des Schützen abgibt, dient dem Entdecken und Erfassen eines Zieles.

Die Rakete ist binnen sechs Sekunden feuerbereit: Nach Einschalten der Stromversorgung verfolgt der Schütze das Ziel mit dem optischen Sucher und betätigt den Abzug am Griff. Damit wird der Suchkopf aktiviert und die Elektronik versucht, auf das Ziel aufzuschalten. Ist das Signal stark genug und die Winkelgeschwindigkeit im zulässigen Bereich, dann wird dies durch eine rote Lampe und ein Summsignal angezeigt. Der Schütze muss nun weitere 0,8 Sekunden das Ziel verfolgen, bis die Rakete zündet. Eine gescheiterte Aufschaltung wird durch einen anderen Ton markiert, wonach er erneut zielen kann.

Beim Start brennt der Booster-Motor im Startrohr komplett ab und beschleunigt die Rakete auf 30 Meter pro Sekunde (m/s) und eine Rotation von 20 Umdrehungen pro Sekunde (U/s). Nach dem Verlassen des Rohres klappen die vorderen und hinteren Leitflächen von 30 cm Spannweite aus. Weiterhin wird ein Selbstzerstörungs-Mechanismus aktiviert, der einen Aufschlag am Boden verhindert, wenn nach 17 Sekunden kein Ziel getroffen wurde.

Nach etwa 0,3 Sekunden und etwa 5 Metern Entfernung zündet der Raketenmotor, der den Flugkörper auf 430 m/s beschleunigt und dann auf dieser Geschwindigkeit hält. Nach etwa 120 Metern wird der letzte Sicherheitsmechanismus abgeschaltet und der Sprengkopf scharf geschaltet.

Der Infrarot-Suchkopf verwendet einen Bleisulfit-Halbleiter und reagiert auf IR-Strahlung zwischen 0,2 und 1,5 µm Wellenlänge. Er hat einen Sichtwinkel von 1,9 Grad kann dem Ziel mit 9 Grad pro Sekunde folgen. Die Elektronik errechnet die Winkelgeschwindigkeit des Ziels und sendet Steuerbefehle, um die Differenz auf Null zu bringen.

Der Sprengkopf zündet bei Aufschlag auf das Ziel. Er kann ein Luftfahrzeug nicht im Ganzen zerstören, sondern nur Tanks, Steuerelemente oder den Antrieb so beschädigen, dass dieses flugunfähig wird oder der Einsatz kurzfristig abgebrochen werden muss.

Einsatz

Sowjet-Soldat mit Strela-2.

Die SA-7 ist, vor allem in ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes, weit verbreitet und wurde oft nachgebaut und modifiziert. Die Armeen einer Reihe von Ländern verwenden sie bis heute.

Die Waffe wurde in einer ganzen Reihe von Konflikten eingesetzt. Der erste Einsatz wird vom Jahre 1969 im Abnutzungskrieg als Teil des Nahostkrieges berichtet - bis Juni 1970 feuerte die ägyptische Armee 99 Raketen und erzielte 36 Treffer auf israelische Kampfflugzeuge. Im Jahre 1974 erzielten syrische Streitkräfte 11 Treffer gegen Israel, wobei die Zahl der eingesetzten Waffen nicht bekannt ist.

Strela-2 stand auch Nordvietnamesischen Kräften in der Spätphase des Vietnamkriegs zur Verfügung, wo die modernere Strela-2M zwischen 1972 und 1975 gegen US-Kampfflugzeuge 204 Treffer bei 589 Einsätzen erreichte.

Im November 2002 entkam eine Boeing 757 der israelischen Luftfahrtgesellschaft El Al nur mit Glück einem Angriff: Kurz nach dem Start in Mombasa, Kenia, wurden zwei SA-7-Raketen auf das vollbesetzte Passagierflugzeug abgeschossen. Die Angreifer hatten es jedoch versäumt, den Vorbeiflug ihres Zieles abzuwarten, um dann die Raketen in den heißen Abgasstrahl der Triebwerke zu richten, ohne den die Suchköpfe ihr Ziel nicht erfassen können. So verfehlten die Flugkörper das Ziel, und die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon.

Ebenfalls 2002 versuchte nach irakischen Angaben ein irakischer Pilot, mit einer MiG-23ML den Präsidentenpalast in Bagdad anzugreifen. Die Garde Saddam Husseins soll die MiG-23 mit einer SA-7 abgeschossen haben.

Am 2. November 2003 wurde ein US-amerikanische Transporthubschrauber vom Typ CH-47 "Chinook" bei Fallujah von zwei irakischen SA-7 getroffen. Der Hubschrauber stürzte ab und 15 US-Soldaten starben.

Im November 2003 wurde eine SA-14 auf eine Airbus A300 Frachtmaschine der DHL abgefeuert, kurz nachdem diese vom Flughafen in Bagdad abgehoben hatte. In etwa 2.400 m Höhe traf die Strela-3 den Winglet an der linken Tragfläche, beschädigte die Vorflügel, den A1 Tank und verursachte einen Brand. Ein Druckverlust auf den drei Hydrauliksystemen führte zum kompletten Verlust der Steuerung. Trotzdem gelang es der Crew, das Flugzeug nur durch Regelung des Schubverhältnis der Triebwerke zurück zur Landebahn zu steuern und es dort, wenngleich nach einer Crashlandung, unverletzt zu verlassen. Der Vorfall erlangte in Fliegerkreisen hohe Aufmerksamkeit, siehe auch en-WP.

Wegen der Bedrohung der Zivilluftfahrt wurde in den USA mehrfach diskutiert, den Fluglinien Abwehrsysteme wie Flares gesetzlich vorzuschreiben. Diese haben sich dagegen jedoch bisher mit der Begründung gewehrt, dass die hohen Kosten Wettbewerbsnachteile bedeuten würden.

Eingesetzte Versionen

Russland

  • SA-7A GRAIL (9K32 Strela-2): 1. Serienversion
  • SA-7A GRAIL (9K32E Strela-2E): Vereinfachte Exportversion der 9K32
  • SA-7B GRAIL (9K32M Strela-2M): 2. Serienversion mit verbessertem Suchkopf
  • SA-7B GRAIL (9K32ME Strela-2ME): Vereinfachte Exportversion der 9K32M
  • SA-7B GRAIL (9K32MV Strela-2MV): Version für den Luft-Luft Einsatz ab Hubschraubern
  • SA-7C GRAIL (9K32M2 Strela-2M2): Version mit dem Suchkopf der SA-16 GIMLET.
  • SA-N-5 GRAIL (9K32MF Strela-2MF): Version für Marinestreitkräfte

China

  • HN-5A: Version der 9M32M mit gekühltem Suchkopf und neuem Sprengkopf
  • HN-5B: Version der 9M32M mit verbessertem, gekühltem Suchkopf
Anza Mk.2

Pakistan

  • Anza Mk.1: Lizenzfertigung der 9K32
  • Anza Mk.2: Lizenzfertigung der 9K32M
  • Anza Mk.3: Version der 9M32M mit verbessertem, gekühltem Suchkopf

Ägypten

  • SAKR EYE: Version der 9K32M mit einem neuen digital arbeitenden Suchkopf der franz. Firma Thomson-CSF

Rumänien

  • CA-94M: Version der 9K32M mit einem neuen, digital arbeitenden Suchkopf

Serbien

  • Strela-2MA: Version der 9M32M mit verbessertem, gekühltem Suchkopf und neuem Sprengkopf

Nutzerländer

Verweise

Interne Verweise

Literatur

  • Land-Based Air Defence Edition 2005 Jane's Verlag
  • Das Boden- Luft Lenkwaffensystem SA-17 GRAIL DTIG - Defense Threat Informations Group
  • On Arrows and Needles by Michal Fiszer and Jerzy Gruszczynski, Journal of Electronic Defense (JED), December 2002.

Weblinks


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