Stronzianit

Stronzianit
Strontianit
Strontianit mit Schwefel aus Polen
Chemische Formel Sr[CO3]
Mineralklasse Carbonate, Nitrate, Borate - Wasserfreie Carbonate ohne fremde Anionen
V/B.4-20 (8. Aufl.) ; 5.AB.15 (9. Aufl.) (nach Strunz)
14.1.3.3 (nach Dana)
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse orthorhombisch-dipyramidal 2/m\ 2/m\ 2/m [1]
Farbe farblos, grau, braun, grünlich, gelblich, rötlich
Strichfarbe weiß
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm³) 3,74 bis 3,78
Glanz Glasglanz, Harzglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch muschelig, uneben
Spaltbarkeit vollkommen nach {110}, deutlich nach {021}, undeutlich nach {010}
Habitus säulige, prismatische, nadelige Kristalle ; faserige, massige, erdige Aggregate
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung nach {110}, Kontakt- oder öfter noch Durchdringungszwillinge
Kristalloptik
Brechzahl α=1,516 bis 1,520 ; β=1,664 bis 1,667 ; γ=1,666 bis 1.668 [2]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ=0,150 [2] ; zweiachsig negativ
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ 7° (Berechnet: 8° bis 12°) [2]
Weitere Eigenschaften
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus nicht magnetisch

Strontianit ist ein eher selten vorkommendes Mineral der Mineralklasse der wasserfreien Carbonate ohne fremde Anionen. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Sr[CO3] [3] und entwickelt prismatische bis nadelige Kristalle, aber auch faserige, massige bis erdige Aggregate, die entweder farblos oder durch Verunreinigungen grau, braun, grünlich, gelblich oder rötlich gefärbt sein können.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Das Mineral wurde nach seiner Typlokalität Strontian in Schottland benannt, wo es 1790 erstmals entdeckt wurde.

Bildung und Fundorte

Strontianit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in Vulkangesteinen oder durch Sedimentation. Begleitminerale sind unter anderem Baryt, Calcit, Coelestin, Magnesit und verschiedene Zeolithe.

Fundorte und Gewinnung in Deutschland

Abgebaut wurde es in Deutschland vor allem im südöstlichen Münsterland. Hier wurde es überwiegend im Tagebau und aus vereinzelten Stollen gewonnen.

Im Raum Ahlen – insbesondere im Ortsteil Vorhelm – sind etwa 20 Schächte mit bis zu 110 m Tiefe bekannt. Auch die Stadt Drensteinfurt war ein großes Abbaugebiet dieses Minerals. Noch heute verweisen viele Dinge in der Stadt auf die Bergbaugeschichte – etwa die Strontianitstraße oder der Strontianitlehrpfad. In der Davert bei Ascheberg und nördlich von Bockum-Hövel in der Bauernschaft Hölter wurde das Mineral ebenfalls abgebaut. Als Reste dieser Bergbautätigkeiten sind noch heute Mergelaufschüttungen zu sehen.

Weitere Fundorte

Neben seiner Typlokalität findet sich Strontianit unter anderem auch in Huambo, Huíla und Namibe in Angola; South Australia in Australien; Cochabamba in Bolivien; Minas Gerais und São Paulo in Brasilien; verschiedene Regionen in der Volksrepublik China; Auvergne, Île-de-France, Provence-Alpes-Côte d’Azur und Rhône-Alpes in Frankreich; Attika in Griechenland; Kitaa und Tunu in Grönland; verschiedene Regionen in Großbritannien; Tamil Nadu in Indien; verschiedene Regionen in Italien; Honshū und Shikoku in Japan; British Columbia, Ontario und Québec in Kanada; Balaka, Phalombe und Zomba in Malawi; Gelderland in den Niederlanden; Bad Bleiberg, Kärnten und andere Regionen in Österreich; verschiedene Regionen in Russland; Medelpad und Skåne in Schweden; Kanton Graubünden und Kanton Solothurn in der Schweiz; Banská Bystrica, Košice und Žilina (Okres) in der Slowakei; Andalusien und Katalonien in Spanien; Gauteng, Limpopo und North West in Südafrika; Mähren in Tschechien; Borsod-Abaúj-Zemplén in Ungarn; sowie verschiedene Regionen in den USA. [4]

Struktur

Strontianit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pmcn mit den Gitterparametern a = 5,107 Å, b = 8,414 Å und c = 6,029 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle. Es ist isotyp zu Aragonit.

Verwendung

Verwendung fand es in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts in der Zuckerindustrie zur Restentzuckerung der Melasse.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Webmineral - Strontianite (engl.)
  2. a b c MinDat - Strontianite (engl.)
  3. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN ISBN 3-921656-17-6. 
  4. MinDat - Localities for Strontianite (engl)

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 120. 
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 66. 

Weblinks


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