Svend Noldan

Svend Noldan

Svend Noldan (* 25. April 1893 in Bad Nauheim als Heinrich August Noldan; † 1. Mai 1978 in Darmstadt) war ein deutscher Maler und Dokumentarfilmregisseur.

Vor Beginn des Ersten Weltkriegs hatte Svend Noldan in München studiert. In den 1920er Jahren gehörte er zur künstlerischen Avantgarde der Weimarer Republik. Er stand den Dadaisten nahe und war zeitlebens mit Erwin Piscator befreundet. Zum Film kam er 1920, als John Heartfield und George Grosz, die bei der Ufa eine Trickfilmabteilung aufgebaut hatten, aus Protest gegen die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg die reaktionäre Ufa verließen und ihrem Freund Noldan die freie Stelle zuschanzten. Noldan schuf Zeichentrickfiguren und arbeitete als Spezialist für Spezialeffekte u. a. für Viking Eggeling und Hans Richter. Daneben drehte er bald aber eigene Filme und gründete 1930 auch eine eigene Filmgesellschaft - das Atelier Svend Noldan – die bis 1937 vierzehn Industrie- und Kulturfilme produzierte.

Svend Noldans Aufstieg begann 1933, als nach dem nationalsozialistischen Regierungsantritt viele der begabtesten Filmkünstler das Land verließen. 1926 führte er die Trickkamera für Leo Laskos zweiteiligen Kompilationsfilm Der Weltkrieg, 1935 für Leni Riefenstahls Parteitagsfilm Triumph des Willens und 1939/40 für Fritz Hipplers Propagandafilme Feldzug in Polen und Der ewige Jude. 1940/41 drehte er den propagandistischen Kriegsdokumentarfilm Sieg im Westen. Noldan gilt als Erfinder des Kriegsfilm-Landkartentricks und setzte die „Judenausbreitung“ der Rattenausbreitung gleich. Er drehte auch eigene lange Dokumentarfilme wie Was ist die Welt? (1933), Das große Eis. Alfred Wegeners letzte Fahrt (1936) und den Propagandafilm Der Sieg im Westen (1940/41).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Noldan zum Industriefilm zurück. Seine in West-Berlin ansässige Firma Atelier Noldan produzierte bis 1968 Werbefilme für die BASF – über Schädlings- und Unkrautbekämpfung.

Ein Enkel von Svend Noldan ist der Filmemacher Oliver Lammert, der zwei Dokumentarfilme über seinen Großvater gedreht hat.

Inhaltsverzeichnis

Filmografie

Bis 1945

Dokumentarfilme, wenn nicht anders angegeben:

  • Krüppelnot und Krüppelhilfe (Nicholas Kaufmann, 1920) - Sonstiges, Trick-Kamera
  • Film ist Rhythmus (Hans Richter 1921-23) - Kamera
  • Der Rhein in Vergangenheit und Gegenwart (Walther Zürn, 1922) - Trick-Kamera
  • Ein Blick in die Tiefe der Seele (Curt Thomalla, 1923) - Sonstiges
  • Falsche Scham (Spielfilm; Rudolf Biebrach, 1925/26) - Trick-Kamera, Optische Spezialeffekte
  • Geißel der Menschheit (Erich R. Schwab, 1926) - Trick-Kamera
  • Der Weltkrieg. 1. Teil. Des Volkes Heldengang (Leo Lasko, 1926/1927) - Kamera
  • Der Weltkrieg. 2. Des Volkes Not (Leo Lasko, 1926/27) - Kamera
  • Konjunktur (Kurzfilm; 1928) – Regie (mit Leo Lania), Kamera, Schnitt, Trick-Kamera
  • Hein Priembacke's Fahrten und Abenteuer (Kurzfilm; 1928) - Regie, Produzent
  • Der Rundfunk auf dem Lande (Kurzfilm; 1928)
  • Die verregnete Kirmeß (1929; kurzer Werbefilm) - Regie, Produzent
  • Die Stadt von Morgen. Ein Film vom Städtebau (Maximilian von Goldbeck, Erich Kotzer, 1929/30) - Produzent
  • Auf deutschen Landstraßen (Kurz-Dokumentarfilm; 1929) - Regie, Produzent
  • Schlaraffenland (Kurzfilm; 1930) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Des Kaisers Kulis (Kurzspielfilm; 1930) – Regie (mit Albrecht Viktor Blum)
  • Im Zeichen der Löwen und Brezel (Kurz-Dokumentarfilm; 1931/32) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Die Entdeckung Amerikas anno domini 1492 - The Discovery of America (Kurzfilm; 1931) - Regie, Produzent
  • Gasschutz bei der Auergesellschaft (Kurz-Dokumentarfilm; 1932) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Was ist die Welt? (1933) – Regie (mit Fritz Brunsch u. a.), Produzent, Kamera, Produktionsfirma
  • Durch die Reichsschau der deutschen Landwirtschaft zur Ausstellung des Stickstoff-Syndikats Berlin 1933 (Kurz-Dokumentarfilm; 1933) - Regie, Produzent
  • Flandern nach 15 Jahren (Kurz-Dokumentarfilm; 1933) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Falsche Sparsamkeit (Kurz-Dokumentarfilm; 1933) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Der Weltkrieg. Ein historischer Film (Leo Lasko, 1933) – Spezialeffekte
  • Clivia (Kurz-Dokumentarfilm; 1933/34) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Blut und Boden. Grundlagen zum Neuen Reich (Kurz-Spielfilm; Rolf von Sonjevski-Jamrowski, 1933) - Kunstmaler
  • Schönheit der Arbeit (Kurz-Dokumentarfilm; 1934) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Mit der Kamera durch deutsche Stickstoffwerke (Kurz-Dokumentarfilm; 1934) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Käpt'n Seemanns Siedlungshaus (Kurz-Dokumentarfilm; 1934) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Triumph des Willens (Leni Riefenstahl, 1935) – Spezialeffekte
  • Klar Schiff zum Gefecht. Ein Film von der deutschen Flotte (Kurz-Dokumentarfilm; Leonhard Fürst, 1936) - Kamera
  • Die Not, eine Quelle der Kraft (E. Deichmann, H. Storz, 1936) - Produzent, Produktionsfirma
  • Deutsches Handwerksgut in alle Welt (1936) - Produzent, Produktionsfirma
  • Das große Eis. Alfred Wegeners letzte Fahrt (1936) – Regie (mit Else Wegener und Paul Künheim), Produzent, Produktionsfirma
  • Licht (1937/38) – Regie (Kurz-Dokumentarfilm; mit Otto Geiger), Produzent, Produktionsfirma
  • Deutschland (Kurz-Dokumentarfilm; 1937) - Regie, Produzent, Produktionsfirma
  • Feldzug in Polen (Fritz Hippler, 1939/40) – Spezialeffekte
  • Autogenes Schweißen und Löten der Leichtmetalle (1939) - Produzent
  • Deutsche Arbeitsstätten (1940) – Regie
  • Der ewige Jude (Fritz Hippler, 1940) – Spezialeffekte
  • Der Sieg im Westen (1940/41) – Regie (mit Fritz Brunsch, Werner Kortwich und Edmund Smith)

Nach 1945

Produktionsfirma, Produktion, Regie, Kamera; Kurz-Dokumentarfilm, wenn nicht anders angegeben:

  • Herr über das Unkraut (1952)
  • Kleine Laus - ganz groß (1953/54)
  • Holz und Leim (Dokumentarfilm; 1955/56)
  • Der Limburgerhof (Dokumentarfilm; 1955/56)
  • Lebendige Landwirtschaft (Kurz-Dokumentarfilm, 1956)
  • Kartoffelsorgen - Kartoffelsegen (1958)
  • Düngen bringt sichere Ernten (Dokumentarfilm; 1958)
  • An den Quellen des Lebens (1959)
  • Mineralstoffe - Lebensquell der Pflanzen (1960)
  • Harte Arbeit - süßer Lohn (1960)
  • Grünland - Zukunftsland (1960)
  • Starke Halme - schwere Ähren (1962)
  • Ungräser - Geißeln des Ackerbaus (1963)
  • Gesunde Reben - fruchtiger Wein (1963)
  • Tausend Wunder - tausend Plagen (1965)
  • Standfest bis zur Ernte (1966/67)
  • Rübenbau ohne Handarbeit (1966/67)
  • Kartoffeln - unkrautfrei und gesund (1966/67)
  • Es geht weiter im Gemüsebau (1966/67)
  • Blick in die Landwirtschaft (1968)
  • Obst und Wein - unkrautrein (1969)

Dokumentarfilme über Svend Noldan

  • Das Erbe der Bilder (1995; Regie: Oliver Lammert, Madeleine Dewald)
  • Vom Hirschkäfer zum Hakenkreuz (2001; Regie: Oliver Lammert)

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Jürgen Brandt: Untersuchungen zum Dokumentarfilm des Dritten Reiches am Beispiel von drei Regisseuren. Hippler, Noldan und Junghans. Frankfurt 1985 (Dissertation).
  • CineGraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film. München 1984ff.

Weblinks


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