Sweti Iwan

Sweti Iwan
Die größere Insel „Sweti Iwan“ und die kleinere „Sweti Petar“ neben ihr.
Sweti Iwan in der Bucht von Burgas

Die Insel Sweti Iwan (bulgarisch Свети Иван „Heiliger Iwan“) ist die größere zweier bulgarischer Schwarzmeerinseln, die wenige Kilometer nördlich von Sosopol in der Bucht von Burgas liegen. Mit einer Fläche von 0,66 km² ist Sweti Iwan die größte der fünf bulgarischen Schwarzmeerinseln. Die Insel ist nach dem heiligen Iwan Rilski benannt. Neben ihr befindet sich die kleinere Insel Sweti Petar.

Geschichte

In der Antike waren die beiden Inseln noch miteinander verbunden und Teil der antiken griechischen Stadt Apollonia Pontica. Da es keine schriftlichen Belege gibt, wird vermutet, dass ein Naturereignis die ehemals zusammenhängende Insel geteilt hat. Ungefähr im 7. Jahrhundert v. Chr. befand sich hier ein thrakisches Heiligtum. Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde ein großer Tempelkomplex mit einer 13 Meter hohen Bronzestatue errichtet, die dem griechischen Gott Apollo gewidmet war. Die Statue wurde 72 v. Chr. von den anrückenden Römern als Siegestrophäe über Apollonia Pontica nach Rom gebracht und zum späteren Zeitpunkt im Rahmen der Christianisierung des Reiches eingeschmolzen.

Schon Ende des 5. Jahrhunderts befand sich auf der Insel ein Kloster, wobei die Klosterbasilika „Hl. Mutter Gottes“ (bulg. Св. Богородица) am Platz der Apollostatue schon nach 330 n. Chr. errichtet wurde. Im Mittelalter wurde es von den bulgarischen Zaren im Stil der Preslawer Schule wiedererbaut und ihnen bzw. auch den byzantinischen Kaisern direkt untergestellt. Zwischen 10. und 14. Jahrhundert war das Kloster ein wichtiges kulturelles Zentrum und wurde mehrmals ausgebaut. So wurde 1263 eine zweite Klosterkirche erbaut, die Johannes dem Täufer (bulg. „Св. Иван Предтеча“) geweiht war. 1308 fand hier die Vermählung des bulgarischen Zaren Theodor II. Swetoslaw mit der Tochter des byzantinischen Mit-Kaisers Michael IX., Theodora Palaiologina statt. Aus dem Jahre 1363 ist eine mit Goldfasern gefasste Urkunde vom byzantinischen Kaiser Johannes V. Palaiologos bekannt, in der die Ländereien des Klosters (das Dorf Sweti Nikola, das Kloster und die Insel Sweti Kirik i Julita) beschrieben wurden.

Nachdem Bulgarien unter der Herrschaft der osmanischen Türken gekommen war, war das Kloster auf Sweti Iwan stets Teil des Patriarchats von Konstantinopel. Zwei Patriarchen wurden hier beerdigt, außerdem ist belegt, dass drei Patriarchen zuvor Mönche hier waren. Der Klosterkomplex verfügte über eine Bibliothek, eine königliche Residenz und weitere Gebäude. Das Kloster wurde sowohl von Mönchen als auch von Nonnen bewohnt; dies erklärt auch, warum das Kloster zwei Kirchen besaß.

1453 wurde das Kloster von den Türken zerstört. In der Zeit von 1467 bis 1471 wurde es durch den Mönch Gerwasi wiedererbaut. 1623 und 1629 wurde das Kloster von Piraten überfallen. Um weitere Überfälle zu vermeiden, zerstörten die Türken die Klosteranlage mit Ausnahme der Kirchen. Vor seine Zerstörung konnten die Mönche unter Mitnahme der Klosterbibliothek, des Altars, der Ikonen und weiterer Kostbarkeiten in das Kloster auf der Ägäisinsel Chalki übersiedeln.

1884 wurde auf der ansonsten unbewohnten Insel ein Leuchtturm errichtet.

Heute ist die Insel Sweti Iwan ein Naturreservat; über 70 Vogelarten nisten hier. Die meisten sind geschützt und stehen auf der Roten Liste Bulgariens. Auf Sweti Iwan befindet sich auch die größte Kolonie der Silbermöwe in ganz Bulgarien.

Ausgrabungen

Bei Ausgrabungen im Kirchenaltar des ehemaligen kaiserlichen Klosters fanden Archäologen unter Leitung von Kasimir Popkonstantinow im August 2010 ein Reliquiar mit der Inschrift Johannes der Täufer. In der Urne wurden ein Zahn, sowie Teile eines Hand- und eines Kieferknochens entdeckt. Nach ersten Einschätzungen bulgarischer Archäologen, soll es sich dabei um Überreste von Johannes dem Täufer, die im 4. Jahrhundert n. Chr. von Konstantinopel nach Sosopol gelangt seien, handeln. Diese Behauptung ist international jedoch umstritten[1], eine Radiokarbonuntersuchung steht noch aus. Die Überreste werden derzeit in der Kirche Heilige Brüder Kiril und Methodius in Sosopol aufbewahrt. [2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Über die Echtheit einer angeblichen Reliquie von Johannes dem Täufer ist ein Streit entbrannt. In: Die Presse vom 12. August 2010.
  2. Teile von Johannes dem Täufer sollen aufgetaucht sein, in: Der Standard, 3. August 2010; Fundsache, Nr. 875Körperteile von Johannes dem Täufer, n-tv; Bulgaria Looks to John the Baptist to Resurrect Flagging Economy, The Wall Street Journal; Archaeology: Excavation and restoration of St Ivan island near Sozopol financed by Norway, the Sofia Echo, Болгарские археологи заявляют, что нашли мощи Иоанна Крестителя, RIA Novosti, 1. August 2010
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