Sylvanit

Sylvanit
Sylvanit
Sylvanite-Quartz-260038.jpg
In Quarz eingebettete Sylvanitkristalle aus Cripple Creek, Teller County, Colorado, USA
Chemische Formel (AuAg)2Te4
Mineralklasse Sulfide und Sulfosalze
2.EA.05 (8. Aufl. 2/D.16-20) (nach Strunz)
02.12.13.03 (nach Dana)
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse 2/m
Farbe weiß bis grau
Strichfarbe stahlgrau
Mohshärte 1,5 bis 2
Dichte (g/cm3) 7,99 bis 8,33
Glanz Metallglanz
Transparenz undurchsichtig
Bruch uneben
Spaltbarkeit {010} vollkommen
Habitus
Zwillingsbildung häufig als Kontakt-, Lamellar- oder Durchdringungszwillinge entlang {100} oder (101)

Sylvanit, veraltet auch als Schrifterz, Aurotellurid, Goldschmidtit oder Weißgolderz bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (AuAg)2Te4 und entwickelt bis zu einem Zentimeter große Kristalle, die meist dendritisch oder lamellenförmig verwachsen sind. Das Mineral ist von grauer bis weißer Farbe.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Sylvanit ist eines der wenigen Minerale, in denen Gold natürlich in Form einer Verbindung vorkommt. Dies liegt daran, dass das Edelmetall Gold nur mit dem seltenen Halbmetall Tellur stabile Verbindungen bildet, während andere Goldverbindungen sich leicht unter Bildung elementarem Goldes zersetzen.[1]

Sylvanit schmilzt leicht vor der Lötlampe. Dabei tritt weißer Rauch auf und es bilden sich zunächst grau-metallische Kügelchen. Nach längerer Zeit bildet sich schließlich eine glänzende und verformbare Perle.[2]

Das Mineral scheidet in Salpetersäure Gold und in Königswasser Silberchlorid (Chlorsilber) ab.[3]

Etymologie und Geschichte

Sylvanit wurde erstmals 1798 in Baia de Arieș einer vor der Schließung im Jahr 2004[4] bedeutenden Gold-Tellur-Lagerstätte in Rumänien, gefunden. Martin Heinrich Klaproth untersuchte es zunächst und stellte ein Verhältnis von Gold zu Silber zu Tellur von 30:10:60 fest.[5] Abraham Gottlob Werner nannte es Schrifterz, da die Anordnung der Kristalle teilweise an Zeichnungen erinnert. Der Name Sylvanit wurde dem Mineral von Louis Albert Necker gegeben, der es nach Transsylvanien, dem alten Namen der Region, in der Baia de Arieș liegt, benannte. [2]

Klassifikation

In der Systematik nach Strunz wird Sylvanit bei den Sulfiden und Sulfosalzen klassifiziert. Es wird zu den Sulfiden mit einem Verhältnis vom Metall zu Schwefel, Selen oder Tellur von <1:1 bzw. 1:2 gezählt. In der achten Auflage bildete es mit Calaverit, Kostovit und Krennerit eine Gruppe. In der neunten Auflage werden die Sulfide zusätzlich nach Kationen unterteilt, dort bildet Sylvanit eine eigene Untergruppe der Metallsulfide mit einem Verhältnis von Metall zu Schwefel, Selen oder Tellur von 1:2 und Kupfer, Silber, Gold, Nickel, Zinn, Platinmetallen, Molybdän oder Wolfram.

In der Systematik der Minerale nach Dana bildet es mit Krennerit, Calaverit und Kostovit eine Untergruppe der Sulfide - einschließlich Seleniden und Telluriden - mit der Zusammensetzung Am Bn Xp, mit (m+n):p=1:2.[6]

Bildung und Fundorte

Sylvanit und violetter Fluorit

Das Mineral bildet sich meist bei niedriger Temperatur unter hydrothermalen Bedingungen. Es zählt zu den letzten gebildeten Mineralen. Sylvanit ist vergesellschaftet mit Gold, Calaverit, Krennerit, Altait, Hessit, Petzit, Acanthit, Pyrit, Galenit, Sphalerit, Chalkopyrit, Quarz und Fluorit.

Sylvanit findet sich in kleineren Mengen in vielen Gold-Silber-Vorkommen, größere, wirtschaftlich abbaubare Vorkommen sind jedoch selten. Zu den Fundorten zählen unter anderem Baia de Arieș, Sǎcǎrîmbu und Facebanya in Rumänien, Glava in Schweden, dem südlichen Ural in Russland, Porcupine in Kanada, verschiedenen Minen in den Vereinigten Staaten etwa in Cripple Creek oder Gold Hill, Sonora, Mexiko, Kalgoorlie in Australien, Negros Occidental auf den Philippinen, Guyana und die Fidschi-Inseln.

Kristallstruktur

Sylvanit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P2/c mit den Gitterparametern a = 8,95 Å; b = 4,478 Å, c = 14,62 Å und β = 145,35° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Verwendung

Größere Vorkommen an Sylvanit werden als Rohstoff für die Gewinnung von Gold und Tellur abgebaut.

Einzelnachweise

  1. Arnold F. Holleman, Nils Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, S. 1466, ISBN 978-3-11-017770-1.
  2. a b William Phillips, Robert Allan: An elementary introduction to mineralogy. 4. Auflage, Longman, Rees, Orme, Brown, Green & Longman, 1837, S. 341, Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche.
  3. Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage, Ferdinand Enke Verlag, 1978, S. 453, ISBN= 3-432-82986-8.
  4. Baia de Arieș bei mindat.org (engl.).
  5. Franz von Kobell: Geschichte der Mineralogie. J. G. Cotta, 1864, Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche.
  6. Liste der Minerale nach Dana bei webmineral.com

Literatur

  • Sylvanit in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101. (pdf).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, S. 41, ISBN 3-89555-076-0.

Weblinks

 Commons: Sylvanite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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