Systemgeräteträger

Systemgeräteträger
Eicher G250 (1969)

Ein Geräteträger ist ein Nutzfahrzeug, das vorwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Er ist eine Weiterentwicklung des klassischen Traktors. Geräteträger sollen universell einsetzbar sein; erreicht werden soll dieses Ziel durch die Möglichkeit, landwirtschaftliche Geräte im Front-, im Heck- und im Zwischenachsbereich, d. h. im Sichtfeld des Fahrers, anzubauen.

Als Systemgeräteträger werden Geräteträgertraktoren bezeichnet, die keinen Anbauraum im Zwischenachsbereich haben. Sie können, im Gegensatz zu Geräteträgern, den Anbauraum über dem Rahmen flexibler nutzen.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung und Produktion

Der Erfurter Ingenieur Egon Scheuch entwickelte das Konzept vor dem 2. Weltkrieg; der Krieg verhinderte die Umsetzung. Nach 1945 wurden von verschiedenen Herstellern Modelle entwickelt, die auf derselben Idee beruhten. Scheuch selbst baute mehrere Versuchsmuster, die sich in Details unterschieden: die „Spinne“ und den „Maulwurf“. Der Maulwurf wurde ab 1948/49 auf Messen präsentiert und in einer Kleinserie hergestellt.

1945 entwickelte Albert Friedrich ein "motorgetriebenes Universalgerät". So entstand ein Allzwecktraktor, der unter dem Namen "Universal-Motor-Gerät" (Unimog) bekannt wurde. Die Serienproduktion begann 1949. 1948 begann Allis-Chalmers mit der Fertigung des Modell G [1] mit 9 PS Motor. Der Motor befand sich im Heck, das Modell ähnelte daher Einachsschleppern. Bis zum Produktionsende 1955 wurden knapp 30.000 Stück hergestellt. 1951 stellte die Firma Ruhrstahl ihren Geräteträger vor, dessen Henschel-Motor im Heck eingebaut wurde.

Nach einer gründlichen Überarbeitung des Maulwurfs brachte das Traktorenwerk Schönebeck ab 1953 die beiden Modelle RS08 und GT150 auf den Markt. Die Konstruktion war teilweise verändert worden, den Motor hatte man versetzt. Ursprünglich war er über der Vorderachse angebracht worden, nun wurde er mit dem Getriebe zu einem Triebsatz an der Hinterachse zusammengefasst. 1954 wurde der RS08 durch den verbesserten RS09 abgelöst.

Im selben Zeitraum stellten auch viele Traktorenhersteller in der Bundesrepublik Deutschland ihre Geräteträger vor, so etwa Fendt (Fendt GT), Lanz (Alldog), Wesseler (WLG 227), Eicher (Kombi) und Güldner/Ritscher (Multitrac). 1955 ging der Kombi von Eicher in Serie. Ab demselben Jahr wurde der Multitrac hergestellt, der von Güldner und Ritscher gemeinsam vermarktet wurde. Von 1955 bis 1957 produzierte Fahr einen Geräteträger, dessen Motor über der Vorderachse lag. Von 1956 bis 1961 bot David Brown den 2D an, der dem Allis-Chalmers Model G ähnelte. Auch Claas baute von 1957 bis 1960 mit seinem Huckepack einen Geräteträger, auf dem ein Mähdrescher angebaut werden konnte.

1966 wurden Eicher Kombi-Serie durch die Unisuper-Serie abgelöst. Diese Modelle wurde von 1967 bis 1968 auch von Deutz mit Deutz-Motor und grüner Lackierung angeboten. 1967 stellte die Firma Schmotzer ihren Geräteträger vom Typ Kombi Rekord vor, der einem gewöhnlichen Traktor ähnelte. Er wurde bis 1974 hergestellt.

Fendt Geräteträger F 231 GT, EZ 1983, mit Fritzmeier Verdeck

Moderne Geräteträger

Moderne Geräteträgermodelle wurden in den 1990er Jahren entwickelt. Im Jahr 1995 stellte Fendt den Xylon als Systemfahrzeug für Landwirtschaft, Landschaftspflege und Kommunen vor. Er wurde Systemfahrzeug genannt, weil er die Vorteile von Standardschleppern und Geräteträgern vereinen sollte. Der Xylon besaß vier mögliche Anbauräume: Front, Heck, über der Hinterachse und über der Vorderachse. 2004 wurde die Produktion des GT und des Xylon eingestellt.

Claas überraschte 1996 mit der Vorstellung des Systemträgerfahrzeugs Xerion. Dieser Schlepper hatte, wie der Fendt Xylon, vier Anbauräume, besaß Allradlenkung, Allradantrieb, einen stufenlosen Fahrantrieb und eine Motorleistung von 184 kw. Ein Novum war die schwenk- und drehbare Kabine. Dadurch ließen sich auch größere Geräte anbauen. So kamen etwa aufgesattelte Rübenroder, Gülleausbringtechnik oder spezielle Sattelanhänger zum Einsatz.

Auch die Firma Holmer baute ab 1999 ein Systemfahrzeug. Den TerraVariant WA stellte Holmer bereits 1996 vor, damals jedoch als reines Ausbringfahrzeug für Gülle. Die neue Konstruktion bot zwei Anbauräume über dem Rahmen und am Heck. Mit dem schwenkbaren Dreipunkt und der Allradlenkung war es möglich, mit den Achsen spurversetzt, im Hundegang, zu arbeiten. Die Produktion des Terra Variant wurde wegen geringer Nachfrage 2001 eingestellt.

Reine Geräteträger werden nur noch in geringen Stückzahlen, meist für den Gemüseanbau oder das Versuchswesen gebaut, etwa von der Firma Rath [2]. Holmer stellte jedoch 2006 aufgrund besserer Absatzmöglichkeiten 2006 eine Neuauflage des Terra Variant vor. Das neue Modell verfügt über die gleichen Merkmale wie sein Vorgänger: Allradantrieb, Allradlenkung, schwenkbarer Dreipunkt. Zu den Neuerungen zählen die hydraulische Vorderachsfederung, das automatische Lastschaltgetriebe (18/9 Gänge), der ISOBUS-Anschluss, die Scheibenbremsen und die beiden Motorisierungen mit 360 oder 450 kW.


Anbaugeräte

Quellen

  1. http://www.tractordata.com/farm-tractors/000/0/0/6-allis-chalmers-g.html
  2. http://www.rath-maschinen.com/

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