Baldassare Cossa

Baldassare Cossa
Johannes XXIII. (Gegenpapst)

Johannes (XXIII.) (* um 1370 in Neapel; † 22. Dezember 1419 in Florenz), eigentlich Baldassare Cossa Sohn des Grafen von Troja, war Gegenpapst von 1410 bis 1415. Er war zunächst Offizier, dann wurde er jedoch Geistlicher und 1402 Kardinal.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vorgeschichte

Bereits 1389 wurde Baldassare Cossa von Papst Bonifatius IX., mit dem er angeblich verwandt gewesen sein soll, an die Kurie nach Rom geholt, die zu dieser Zeit den als schismatisch bezeichneten Papst in Avignon bekämpfte.

Ab 1402 war er Kämmerer, später wurde er zum Archidiakon von Bologna ernannt. Es gelang ihm, die Stadt in den römischen Einflussbereich zurückzubringen. Vermutlich aufgrund eigener Karrieregedanken brach er aber mit dem Nachfolger Bonifatius', Gregor XII. im Jahr 1408. Er engagierte sich für ein allgemeines Konzil. Dieses Konzil, das 1409 in Pisa stattfand, scheiterte jedoch kläglich, da weder der Papst aus Avignon noch der römische Papst teilnahmen. Es ergab lediglich die Wahl eines dritten Papstes, der als Alexander V. in Pisa residierte.

Papst

Alexander V. galt jedoch von Anfang an als Zwischenlösung, nach seinem Tod wurde Baldassare Cossa am 17. Mai 1410 sein Nachfolger, obwohl er nicht einmal Priester war. Eine Woche später wurde er zum Priester geweiht, am Folgetag zum Bischof und noch am selben Tag als Papst Johannes XXIII. gekrönt. Im Abendländischen Schisma als Nachfolger Alexanders V. gegen Gregor XII. (Rom) und Benedikt XIII. (Avignon) in Bologna gewählt. Johannes XXIII. wurde gefangen und am 29. Mai 1415 nach kurzem Prozess abgesetzt. Sitz seines Papsttums war zunächst Bologna, ein knappes Jahr später begab er sich mit Ludwig II. von Anjou nach Rom.

Der Papst und die Medici

Der neu gewählte Papst war ein enger Freund von Giovanni di Bicci de' Medici, seither war das Unternehmen Medici das offizielle Bankhaus Seiner Heiligkeit.

Sturz Johannes' XXIII. auf der Fahrt zum Konstanzer Konzil (Richental-Chronik)

Konzil von Konstanz

Er musste 1413 der Einberufung des Konzils von Konstanz vom 1. November 1414 durch König Sigismund zustimmen. Von den damals drei die Macht beanspruchenden Päpsten reiste er als einziger nach Konstanz, wurde hier jedoch wie auch die beiden anderen abgesetzt.

Johannes floh im März 1415 aus Konstanz und wurde in Freiburg im Breisgau festgenommen. Er wurde bis 1418 im Auftrag Kaiser Sigismunds in Schloss Eichelsheim (heute Mannheim-Lindenhof) gefangen gehalten.

1419 wurde Johannes vom neu gewählten Einheitspapst Martin V. begnadigt und gegen ein hohes Lösegeld freigelassen. Er wurde zum Kardinalbischof von Tusculum (heute Bistum Frascati) ernannt, am 22. Dezember 1419 starb er in Florenz und wurde im Baptisterium des Domes beigesetzt.

Grabmonument Johannes XXIII. in Florenz

Historische Betrachtung

Interessant ist der Wandel der historischen Betrachtung: Auch nach dem Konzil von Konstanz wurden Alexander V. und Johannes XXIII. als rechtmäßige Päpste betrachtet – siehe die Nummerierung des berühmt-berüchtigten Alexander VI. Noch in Meyers Enzyklopädischem Lexikon von 1897 werden die Päpste der Obedienz von Pisa, also Alexander V. und Johannes XXIII., ohne Hinterfragung als die rechtmäßigen betrachtet. Spätestens seit der Namenswahl von Johannes XXIII. (nicht XXIV.) 1958 dürfte klar sein, dass die Kirche den hier behandelten Johannes XXIII. nicht mehr als Papst anerkennt.

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