Tantalusqualen

Tantalusqualen
Tantalus von Willi Glasauer, 1864

Tantalos (altgriechisch: Τάνταλος; lateinisch: Tantalus) ist in der griechischen Mythologie der Stammvater des Geschlechts der Tantaliden.

Er frevelte gegen die Götter und zog damit einen Fluch auf sein Haus, der über fünf Generationen hinweg seine Nachkommen in eine lange Kette von Gewalt und Verbrechen stürzen sollte.

Nach Tantalos benannte Anders Gustav Ekeberg das von ihm entdeckte Element Tantal.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Nachkommen

Tantalos war der einen Version nach König am Sipylos in Lydien, der anderen Version nach in Phrygien. Meist wird er als Sohn des Zeus und der Okeanide Pluto betrachtet, nach anderer Version als Sohn des Tmolos und der Omphale. Er war mit Dione verheiratet und Vater der Niobe, des Broteas, des Daskylos und des Pelops.

Frevel

Francisco de Goya: Tantalo

Tantalos, eingeladen, an der Göttertafel zu essen, stahl von dort Nektar und Ambrosia (Göttliche Nahrung, die den Göttern zu Unsterblichkeit verhalf), was die Götter erzürnte. Auch verbarg er einen aus einem Zeus-Tempel gestohlenen goldenen Hund in seinem Haus, leugnete dies jedoch.

Als die Götter zu einem Gastmahl bei Tantalos kamen (so etwas hatte es zuvor nur einmal gegeben, bei der Hochzeit des Kadmos und Harmonia), versuchte er, ihre Allwissenheit auf die Probe zu stellen: Er tötete Pelops, seinen jüngsten Sohn, und ließ ihn den Göttern als Mahl zurichten, jedoch so, dass sie sein Tun nicht erkennen sollten. Zwar verzehrte Demeter, verzweifelt über den Raub der Persephone, einen Teil der Schulter, doch die anderen Götter bemerkten die Gräueltat sofort. Sie warfen die Stücke des getöteten Pelops in einen Kessel, und die Moire Klotho zog ihn mit erneuter Schönheit hervor. Die verzehrte Schulter wurde von den Göttern durch eine elfenbeinerne ersetzt.

Strafe

Die Götter verstießen Tantalos in den Tartaros und peinigten ihn dort mit ewigen Qualen. Homer schildert dies in der Odyssee wie folgt:

„Auch den Tantalos sah ich, mit schweren Qualen belastet.
Mitten im Teiche stand er, den Kinn von der Welle bespület,
Lechzte hinab vor Durst, und konnte zum Trinken nicht kommen.
Denn so oft sich der Greis hinbückte, die Zunge zu kühlen;
Schwand das versiegende Wasser hinweg, und rings um die Füße
Zeigte sich schwarzer Sand, getrocknet vom feindlichen Dämon.
Fruchtbare Bäume neigten um seine Scheitel die Zweige,
Voll balsamischer Birnen, Granaten und grüner Oliven,
Oder voll süßer Feigen und rötlichgesprenkelter Äpfel.
Aber sobald sich der Greis aufreckte, der Früchte zu pflücken;
Wirbelte plötzlich der Sturm sie empor zu den schattigen Wolken.“

(Aus der Odyssee (11. Gesang, 582–592), nach Johann Heinrich Voß)


Zu Durst und Hunger kam auch die ständige Angst um sein Leben, da über seinem Haupt ein mächtiger Felsbrocken jeden Moment herabzustürzen und ihn zu erschlagen drohte.

Fluch der Tantaliden

Zuletzt verfluchten die Götter noch Tantalos und seine Sippe, die Tantaliden. Solange es Nachfahren gab, sollte dieser Fluch Gültigkeit haben. Der Fluch bestand darin, dass jeder seiner Nachfahren ein Familienmitglied töten sollte und weitere Schuld auf sich laden würde. Eine lange Kette von Gewalt und Verbrechen wurde somit ausgelöst, die erst mit dem letzten der Tantaliden endet: mit Orest, der seine Mutter Klytaimnestra ermordete und so ihren Mord an seinem Vater und ihrem Gatten Agamemnon rächte, Orest selbst ereilte sein Schicksal durch einen Schlangenbiss.

Quellen


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