Tarquinius Superbus

Tarquinius Superbus

Lucius Tarquinius Superbus[1] (* unbekannt; † um 495 v. Chr.) war der Sage nach der siebte und letzte König von Rom. Er regierte seit 534 v. Chr. und wurde der Überlieferung nach im Jahr 509 v. Chr. vertrieben.

Martinus Lucius Tarquinius Superbus gehört zu den drei etruskischen Königen in Rom, deren Geschichtlichkeit heute kaum noch angezweifelt wird. Demnach folgte Tarquinius Superbus, der Enkel des römischen Königs Tarquinius Priscus (616–578 v. Chr.), seinem Schwiegervater Servius Tullius (578–534 v. Chr.) auf den Thron, nachdem Letzterer angeblich einem Staatsstreich zum Opfer gefallen war. Tarquinius Superbus schaltete seine innenpolitischen Gegner in Rom aus und machte politische Reformen seines Vorgängers rückgängig. Außenpolitisch soll Tarquinius eine Expansionspolitik betrieben haben, die das Gebiet des römischen Stadtstaats bis Terracina erweiterte. Auch Baumaßnahmen in Rom wie der Ausbau der Stadtmauer, der Bau von Abwässerkanälen oder der Bau des Jupitertempels auf dem Kapitol wurden Tarquinius zugeschrieben. Dessen tyrannisches Regime und eine Opposition innerhalb des römischen Patriziats führten um 509 v. Chr. (oder 508/507 v. Chr.; die römische Überlieferung lehnte sich wohl an den Sturz der Tyrannis in Athen an) – Anlass war vielleicht die Vergewaltigung der Lucretia durch den Tarquiniussohn Sextus – zum Sturz des Königs, als dieser die latinische Stadt Ardea belagerte, und zur Einführung der römischen Republik. Tarquinius soll später versucht haben, mit etruskischer oder latinischer Hilfe wieder die Macht in Rom zu erlangen, jedoch ohne Erfolg. Es heißt, er habe sich nach seinem Sturz über Gabii und Clusium ins etruskische Caere zurückgezogen, wo noch im 3. vorchristlichen Jahrhundert die Familie der Tarchna („Tarquinii“) (als mögliche Nachkommen des Königs) bezeugt ist.

Der Legende nach trieb Tarquinius es mit den Ermordungen von Adligen und anderen Missbräuchen seiner Macht so weit, dass sich die Götter entschlossen, ihre Wut mit einem Omen zu zeigen: Einige Sklaven sahen eine Schlange aus einer Säule kommen. Dieses Omen beängstigte sogar Tarquinius. Er sandte seine beiden Söhne und den Sohn seiner Schwester, Lucius Iunius Brutus, zu dem Orakel nach Delphi. Tarquinius' Söhne sahen in ihrem Vetter nur einen „dummen“ Begleiter. Als sie in Delphi angekommen waren, offenbarte das Orakel ihnen, dass der erste, der die Mutter küsst, der nächste König Roms sein wird. Tarquinius' Söhne dachten, dass ihre biologische Mutter gemeint sei, aber Lucius folgerte, dass das Orakel nicht von seiner leiblichen, sondern von der gemeinsamen Mutter aller Menschen, der Erde, gesprochen haben musste. Als sie das Orakel verließen, ließ Lucius sich hinfallen und gab der Erde einen Kuss. Lucius wurde einer der ersten beiden Konsuln der jungen Republik.

Literatur

  • Luciana Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom. Darmstadt 2003, S. 129f., 141f.

Anmerkungen

  1. Das Cognomen Superbus, zu Deutsch „der Hochmütige“, ist eine spätere Erfindung.



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