Teddy Boy

Teddy Boy

Teddy Boys, Teds, oder auch Cosh Boys genannt, sind ursprünglich eine jugendliche Protestbewegung, die sich erstmals Anfang der 1950er Jahre in England entwickelte. Neu an der Teddy-Boy-Bewegung war, dass sie sich bewusst nicht als Subkultur unter die Gesellschaft stellten, sondern durch vornehme Kleidung und einen affektiert wirkenden vornehmen Gestus den etablierten Mittelstand als die Proletarier abstempelten. Der Protest der Teds war hauptsächlich gesellschaftlich ausgerichtet ohne politische Intention.

Inhaltsverzeichnis

Mode- und Freizeitverhalten als Form des Protestes

Teddy Boys machten vor allem durch ihre Kleidung auf sich aufmerksam. Der typische Ted trug fast knielange Anzugjackets, die so genannten drapes, mit breitem Revers und farbig abgesetzten Applikationen. Hinzu kamen enge Hosen (drainpipe trousers) und Schuhe mit hohen Crêpe-Sohlen (Creepers). Dieses Ensemble wurde von der obligatorischen Elvis-Tolle abgerundet, und häufig mit langen Schlüsselketten und auffällig gemusterten Anzugwesten ergänzt.

Die drapes gaben den Teds ihren Namen, denn ursprünglich waren diese langen Jacken unter dem britischen König Edward VII. (Herrschaft von 1901 bis 1910) in Europa populär gewesen – Teddy ist die Koseform für „Edward“. Die Teds wurden deshalb zu Anfang auch als „Edwardians“ bezeichnet.

Neben der Abgrenzung durch einen eigenen Modestil, zeigten die Teds ihren Protest vor allem durch ihre Musik: den Rock ’n’ Roll. Wie in den USA wurde der Rock ’n’ Roll in Europa als „Neger-“ oder „Hottentotten-Musik“ von der Generation der Eltern und Großeltern abgelehnt. Hinzu kamen Krawalle und Massenschlägereien im Anschluss an Rock-’n’-Roll-Konzerte oder -Filme, die die etablierte Gesellschaft in ihrer Ablehnung noch bestärkte.

Teds von den 1980ern bis heute

Nachdem die Teds in den 1960er Jahren langsam durch andere Subkulturen abgelöst wurden, erwachten sie Anfang der 1980er Jahre zu neuem Leben. Maßgeblichen Anteil an diesem Revival haben zwei Bands: die britische Teddy-Boy-Band Matchbox um den Sänger Graham Fenton sowie die Stray Cats.

In Deutschland kam es zu Beginn der 1980er noch vielfach zu Auseinandersetzungen zwischen Teds und anderen Jugendkulturen in Großstädten. So galten in Hamburg die Teds als mit den Punks verfeindet, Schlägereien und regelrechte Bandenkriege waren keine Besonderheit. In der Provinz sah die Sache anders aus: Die Subkulturen waren aufeinander angewiesen bei Anfeindungen durch die bürgerliche Gesellschaft. Hier bildeten sich Gruppen aus Punks und Teds, die sich dann in Mode und Musik gegenseitig beeinflussten.

Heute ist die Teddy-Boy-Szene im Koordinatensystem der Subkulturen stärker nach links verschoben. Die Anwesenheit von Punks, Redskins oder Alternative-Rockern auf Rock’n’Roll-Konzerten ist keine Seltenheit mehr.

Teds und andere Rock’n’Roller

Die Teds sind bei weitem nicht die einzige Subkultur, die sich zumindest musikalisch auf den Rock’n’Roll berufen. In den USA entwickelte sich nach Kriegsende eine Jugendkultur aus dem Arbeiter- und Kleinbürger-Milieu: die Halbstarken (engl. Rocker). Wie die Teds standen auch die Halbstarken auf Rock’n’Roll und Haartolle und waren politisch wenig engagiert. Doch gaben sie durch ihr Äußeres zu erkennen, welcher sozialen Schicht sie entstammten: Halbstarke trugen enge Blue Jeans (Arbeiterhosen), T-Shirts oder kurzärmelige Hemden und schwere Lederjacken. Turnschuhe aus Leinen (Chucks) und schwere Flieger- oder Motorradstiefel rundeten das Bild des Halbstarken ab. Der Schauspieler James Dean verkörperte in seinen Filmen den Prototyp des rebellierenden Halbstarken.

Eine Mischform aus Punk und Rock’n’Roll ist der Psychobilly, nicht nur musikalisch, sondern auch modisch. Hier werden die Merkmale der Teds in übersteigerter Weise hervorgehoben; so wird etwa die Tolle zum Flat, und die Wallet Chain weicht dem Nietenhalsband.

Ebenfalls nicht zu den Teds zählen die Rockabillys; sie sind das modische Bindeglied zwischen Teds und Rockern. Neben Haartolle und Nietenhose (Jeans) tragen Rockabillys häufig sog. Bowling- oder Workershirts und College-Jacken. Bikerboots, Creepers oder Chucks zählen zum stilechten Schuhwerk der Rockabillys. Einen gelungene Milieustudie der Rockabilly-Szene ist der Film „The Wanderers“ von Regisseur Philip Kaufman aus dem Jahr 1979.

Literatur

  • Jon Savage: England’s Dreaming. Anarchie, Sex Pistols, Punk Rock. Berlin 2003
  • Wolf Uwek: Teddy Boy - Ein Roman Berlin 1995 (vergriffen) und 2011

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