Banause

Banause

Die Bezeichnung Banause wurde von der im antiken Griechenland üblichen Bezeichnung bánausos (griechisch βάναυσος von baunos, βαῦνος, „Ofen“, ursprünglich „der am Ofen Arbeitende“,[1][2] im weiteren Sinne „(Kunst-)Handwerker“, schließlich „vulgär“)[3] abgeleitet, mit der diejenigen abwertend benannt wurden, die nicht frei geboren waren und ihren Lebensunterhalt durch körperliche Arbeit verdienen mussten. Dazu gehörten neben den Handwerkern auch diejenigen Künstler, die die praktischen Künste („artes mechanicae“) ausübten. Der Zugang zu den freien Künsten („artes liberales“) blieb diesen Schichten verwehrt. In der antiken Gesellschaft waren nur diejenigen Tätigkeiten gesellschaftlich akzeptiert, die ohne Erwerbsabsichten und fast ausschließlich auf geistigen Fähigkeiten beruhten.

Neben Handwerk und Kunst wurden auch Handel und Landarbeit als banausisch angesehen. Die geringschätzende Einstellung zur Lohnarbeit fand Einzug in die griechische Philosophie und Literatur. Für Aristoteles waren solche Tätigkeiten das Gegenteil von Bildung. Daher verbot er schwere körperliche Arbeit als Teil der Erziehung. [4] Die Unwürdigkeit der Lohnarbeit wurde auch als Grundlage dafür angesehen, der nichtaristokratischen Bevölkerung den Zugang zu politischen Tätigkeiten zu verwehren. So heißt es bei Aischylos: »Ein armer landbebauender Mann, auch wenn er nicht unterrichtet ist, kann doch wegen seiner Arbeit den Blick nicht auf das Gemeinwesen richten.« [5] Am weitesten fortgeschritten war der Gegensatz zwischen der arbeitenden Bevölkerung und der herrschenden Krieger-Klasse in Sparta. Den Spartiaten war jegliche „banausische“ Erwerbstätigkeit verboten.[6]

Heute ist Banause eine abwertende Bezeichnung, mit der einem Menschen Mangel an Intellekt, Feingefühl oder Bildung vorgeworfen wird. Verallgemeinert kann jemand als „Banause“ bezeichnet werden, der an einer Sache uninteressiert ist oder oberflächlich urteilt.

Besonders ist Kunstbanause oder Kulturbanause, ein Vorwurf von fehlendem Kunstverständnis. Die Banausie ist das rein handwerksmäßige Betreiben einer Kunst oder Wissenschaft ohne Sinn für eine höhere geistige Kultur.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lexikon der Antike. Seite 81
  2. Banausie. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Bd. 2, Altenburg 1857, S. 264 (Online bei zeno.org).
  3. Eintrag in Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, revised and augmented throughout by Sir Henry Stuart Jones with the assistance of Roderick McKenzie, Oxford (Clarendon Press) 1940, ISBN 0198642261
  4. Burckhardt: Gesammelte Werke. Band 8. Seite 119
  5. Aischylos: Hiketides. Burckhardt: Gesammelte Werke. Band 8. Seite 123, Fußnote 241
  6. Burckhardt: Gesammelte Werke. Band 8. Seite 118, Fußnote 222

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  • Banause — Ba|nau|se 〈m.; Gen.: n, Pl.: n〉 Mensch ohne Kunstverständnis, ohne Sinn für Kunst, Spießbürger [Etym.: <grch. banausos »Handwerker«] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Banause — Banausem Bildungsverächter;Bildungsuninteressierter;Ungebildeter(»Kulturbanause«);MenschohneFachkenntnisse.Fußtaufgriech»banausos=Handwerker«undmeintinderSchulgelehrsamkeitdenNichtkünstler.1800ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Banause — Ba|nau|se der; n, n <aus gr. bánausos »Spießbürger«, eigtl. »Handwerker«> (abwertend) jmd., der ohne Kunstverständnis ist u. sich entsprechend verhält; Mensch ohne feineren Lebensstil, der Dinge, denen von Kennern eine entsprechende… …   Das große Fremdwörterbuch

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