The Onion

The Onion
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The Onion (engl. onion = Zwiebel) ist eine Satirezeitschrift in englischer Sprache, die wöchentlich im Internet und in verschiedenen US-amerikanischen Städten auch im Druck erscheint.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

The Onion ist als Parodie auf eine Tageszeitung gestaltet. Ihr US-amerikanisches „Vorbild“ ist vor allem die dort meistverkaufte Zeitung USA Today. Die Artikel von The Onion kommentieren reale wie fiktive Ereignisse aus der Welt und der US-amerikanischen Innenpolitik, dem Fernsehen, der Welt der Hollywood-Stars und eine Fülle anderer gesellschaftlicher Themen. Die Autoren von The Onion pflegen keinen Individualstil, sondern einen gemeinsamen Redaktionsstil, der sich nur wenig ändert.

Die satirischen Artikel imitieren dabei den trockenen, sachlichen Stil einer Agenturmeldung oder den Tonfall eines Leitartikels. Der Witz der Artikel ist stets bereits in der Schlagzeile enthalten. So lauten etwa die „Schlagzeilen des Jahres 2005“, die The Onion in der Ausgabe vom 29. Dezember 2005 veröffentlichte: „Bush Elected President Of Iraq“ („Bush zum Präsidenten des Irak gewählt“), „Asian Tsunami, Hurricane Katrina, Kashmir Earthquake Battle For Natural Disaster Award“ („Tsunami in Asien, Hurrikan Katrina, Erdbeben in Kaschmir konkurrieren um den Preis für Naturkatastrophen“), „Pope Died As He Lived: Propped Up For Public Viewing“ („Der Papst starb, wie er lebte: Aufgebahrt vor Publikum“) oder „White House Celebrates Fifth Straight Year Without Oral Sex“ („Das Weiße Haus feiert: Schon fünf Jahre ohne Oralsex“). Manche Artikel arbeiten mit dem alten Prinzip der Verkehrten Welt, etwa bei der Meldung: „World's Knowledge To Be Written Down“ („Das gesamte Wissen der Welt soll in Büchern aufgeschrieben werden“).

Viele Meldungen beschäftigen sich auch mit Lokalnachrichten oder mit sarkastischen Beobachtungen von alltäglichen Situationen, die in jedermanns Leben auftreten können („Area Loser To Spend Rest Of Day In Bed“ - „Versager verbringt den Rest des Tages im Bett“) oder „Everybody Browsing At Video Store Saying Stupid Things“ - „Alle anderen Kunden in der Videothek reden dummes Zeug“). Die Helden vieler solcher Geschichten heißen „Area Man“ oder „Area Woman“ – Ausdrücke, die bei Onion-Lesern zum stehenden Begriff geworden sind. Der Witz besteht dann häufig in der Übertragung subjektiver Beobachtungen auf den objektiven Stil und die nüchterne Berichterstattung einer Zeitung.

Daneben gibt es in jeder Ausgabe eine Statistik zu einem absurden Thema, ein Horoskop, das jedem meist einen grauenvollen, aber originellen Tod vorhersagt, und die aktuelle Umfrage („What Do You Think?“ bzw. „American Voices“) zu realen tagespolitischen Themen – wobei die Antworten fiktiv sind und zwar die Namen und Berufe, aber nie die Portraitfotos der Befragten ausgewechselt werden. In der Rubrik „The Onion In History“ erscheint jeweils die „Titelseite“ von The Onion aus einem Jahr des 20. Jahrhunderts, auf der die wichtigsten Ereignisse dieses Jahres, der Lebensstil und die Trends der Zeit satirisch aufgenommen werden. Die Zeitungsseiten sind gesammelt im Buch Our Dumb Century („Unser dämliches Jahrhundert“) erschienen.

Nicht in jeder Ausgabe enthalten sind die satirischen Leitartikel, die nicht von renommierten Publizisten, sondern von (fiktiven) Underdogs oder bizarren Persönlichkeiten stammen, darunter der fiktive Herausgeber T. Herman Zweibel, der nach eigenen Angaben seit 1901 im Amt ist. Andere „Kolumnisten“, die gelegentlich auftreten, sind Larry Groznic, ein übergewichtiger Comic- und Computerspielfreak, Herbert Kornfeld, ein biederer Buchhalter, der jedoch in einem grotesken Gangsta Rap-Idiom spricht, oder Jackie Harvey, ein Hollywood-Reporter, dessen Meldungen aus der Welt der Stars weder aktuell noch originell sind. In der Ratgeber-Rubrik „Ask A...“ werden Leserzusendungen von denkbar ungeeigneten Ratgebern beantwortet, etwa einem Elitesoldaten oder einer Honigbiene, die die Fragestellung vollständig ignorieren.

Ergänzt wird die Satirezeitung durch die ernsthafte Beilage (bzw. Website) The A.V. Club, in der aktuelle CDs, Bücher, DVDs, Kinofilme und Computerspiele kritisch besprochen werden. Dort finden sich auch Interviews mit Schauspielern und Musikern, Cartoons und die Sex-Kolumne Savage Love von Dan Savage.

Geschichte

The Onion wurde 1988 in Madison (Wisconsin) von Tim Keck und Christopher Johnson gegründet, zwei Studenten der University of Wisconsin. Ein Jahr später verkauften sie das Blatt, das kaum mehr als eine Witzesammlung war, für 19.000 Dollar an den 24-jährigen Zeichner und Autor Scott Dikkers und den 21-jährigen Peter Haise. Zunächst fand The Onion nur lokale Verbreitung, jedoch mit immer größerem wirtschaftlichen Erfolg. 1995 wollten die Herausgeber dann den Sprung in die größere Öffentlichkeit wagen: mit einer regelmäßig erscheinenden Parodie auf die landesweit erscheinende Tageszeitung USA Today. Den neuen Stil entwickelten maßgeblich der Autor Robert Siegel und der Layouter Andrew Welyczko. Der Durchbruch kam jedoch erst, als 1996 die Website theonion.com eingerichtet wurde. Seitdem entwickelte sich die Seite zu einer der bekanntesten, meistzitierten und meistbesuchten satirischen Websites englischer Sprache. Die Seitenaufrufe pro Monat stiegen von rund 777.000 im Jahr 1998 auf 8.596.000 im Jahr 2004.

Im Januar 2001 zog die Redaktion von Madison (Wisconsin) nach New York um. Der neue Geldgeber, der Investor David Schafer, sorgte für ein weiteres wirtschaftliches Wachstum des Blattes und für die Etablierung von The Onion als bekanntem Markenzeichen.

Im Jahr 2001 war The Onion das satirische Medium, das mit am Frühesten auf die Terroranschläge am 11. September reagierte. Die Ausgabe zum Thema „Holy Fucking Shit – Attack on America“ („Verdammte Scheiße – Amerika wird angegriffen“) hatte Chancen, für den Pulitzer-Preis nominiert zu werden, wie der Juror Zack Stalberg später sagte. Die satirischen Artikel der ersten Ausgabe nach den Anschlägen trugen Schlagzeilen wie „U.S. Vows To Defeat Whoever It Is We're At War With“ („USA gelobt: Wer auch immer da gegen uns kämpft, wir werden sie schlagen“), „American Life Turns Into Bad Jerry Bruckheimer Movie“ („Das Leben in Amerika verwandelt sich in einen schlechten Film von Jerry Bruckheimer“) und „Hijackers Surprised To Find Selves In Hell“ („Flugzeugentführer finden sich zu ihrer Überraschung in der Hölle wieder“). Politisch zeigt sich The Onion eher linksliberal und regierungskritisch, wobei viele Beiträge gerade zum Irak-Krieg darauf bedacht waren, die Soldaten verständnisvoll zu behandeln und nur die Machthaber George W. Bush, Dick Cheney usw. anzugreifen.

Artikel aus The Onion wurden trotz – oder gerade wegen – ihrer treffenden satirischen Darstellung der Wirklichkeit gelegentlich von anderen Medien als reale Meldungen missverstanden. So übersetzte die chinesische Zeitung Beijing Evening News im Jahr 2002 einen Teil eines Artikels aus The Onion, laut welchem der US-Kongress drohte, Washington (D.C.) zu verlassen, wenn nicht umgehend ein neues, größeres und komfortableres Kapitol gebaute werde. Der Artikel von The Onion spielte auf ähnliche Forderungen von amerikanischen Football-Mannschaften an, die zu dieser Zeit nach größeren und besseren Stadien verlangten. Das Gerücht, dass die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling Satanistin sei, geht ebenfalls auf einen Artikel dieses Magazins zurück.

Im März 2004 präsentierte der Fernsehsender MSNBC einen Artikel von The Onion als reale Meldung. Der Artikel zitierte eine erfundene wissenschaftliche Studie, wonach 58% des Fitnesstrainings, das in Amerika ausgeübt werde, in Telegymnastik-Sendungen stattfinde (Study: 58 Percent Of U.S. Exercise Televised, The Onion 40-10, 2004).[1] Im September 2009 druckten zwei Tageszeitungen aus Bangladesch, Daily Manab Zamin und New Nation, einen Artikel von The Onion als reale Nachricht - demzufolge hätten Youtube-Filme mit Verschwörungstheorien zur Mondlandung den Astronauten Neil Armstrong überzeugt, dass die Mondlandung in einem Filmstudio stattgefunden habe.[2]

Druckausgabe

Die Druckausgabe von The Onion ist als Abonnement und in einigen größeren US-amerikanischen Städten auch im freien Verkauf und als Gratiszeitung erhältlich. Im Mai 2005 waren dies Madison (Wisconsin), Milwaukee, New York City, Chicago, Minneapolis/Saint Paul, Denver, Boulder (Colorado) und San Francisco. Nach Angaben von The Onion erreicht die Druckausgabe rund 990.000 Leser.

Auszeichnungen

Bücher

  • Our Dumb Century: The Onion Presents 100 Years of Headlines from America's Finest News Source. 1999. ISBN 0609804618
  • The Onion's Finest News Reporting, Volume 1. 2000. ISBN 0609804634
  • Dispatches from the Tenth Circle: The Best of The Onion. 2001. ISBN 0609808346
  • The Onion Ad Nauseam: Complete News Archives Volume 13. 2002. ISBN 1400047242
  • "Relations Break Down Between U.S. and Them": The Onion Ad Nauseam: Complete News Archives Volume 14. 2003. ISBN 140004961X
  • "Fanfare for the Area Man": The Onion Ad Nauseam Complete News Archives Volume 15. 2004. ISBN 1400054559.
  • "Embedded in America": The Onion Ad Nauseam Complete News Archives Volume 16. 2005. ISBN 1400054567.
  • Our Dumb World: The Onion's Atlas of the Planet Earth, 73rd Edition. 2007. ISBN 0316018422.

Literatur

  • Thomas Fuchs: „Alles über The Onion“, Titanic 4/2003

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,647336,00.html
  2. http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,647336,00.html

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