The Sixth Sense

The Sixth Sense
Filmdaten
Deutscher Titel The Sixth Sense
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1999
Länge 107 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie M. Night Shyamalan
Drehbuch M. Night Shyamalan
Produktion Kathleen Kennedy,
Frank Marshall,
Barry Mendel,
Sam Mercer
Musik James Newton Howard
Kamera Tak Fujimoto
Schnitt Andrew Mondshein
Besetzung

The Sixth Sense [ðə sɪksθ sɛns] ist ein US-amerikanischer Spielfilm des Regisseurs M. Night Shyamalan aus dem Jahr 1999. Der Film wird dem Genre des Psycho-Thrillers zugeordnet, weil die Spannung und der Horror nicht durch blutrünstige Monster oder Gewaltexzesse, sondern durch ein subtiles Bedrohungsszenario und eine Psychologie der Angst erzeugt werden.[1] Erzählt wird die Geschichte eines Jungen, der tote Menschen sieht und deshalb bei einem Psychologen in Behandlung ist.

Nachdem The Sixth Sense von den Kritikern überwiegend positiv aufgenommen wurde, erhielt der Film bei der Oscarverleihung 2000 sechs Nominierungen. Das weltweite Einspielergebnis betrug rund 670 Millionen US-Dollar.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Kinderpsychologe Dr. Malcolm Crowe feiert mit seiner Frau eine für ihn bedeutsame Auszeichnung. An diesem Abend wird er von Vincent Grey überrascht, einem ehemaligen Patienten, dem Crowe nicht helfen konnte. Sichtlich verzweifelt schießt er auf Dr. Crowe und begeht daraufhin Selbstmord.

Im darauf folgenden Jahr betreut Dr. Crowe den neunjährigen Cole. Er erinnert ihn an seinen früheren Patienten Grey. Der Junge scheint von großen Ängsten geplagt, die er niemandem anvertraut. Von seinen Klassenkameraden wird er mit „Psycho“ angesprochen und gemieden. Sogar sein Lehrer bezeichnet ihn nach einem Streit so. Coles Mutter ist verzweifelt, und Dr. Crowe scheint dem Jungen nicht helfen zu können. Nach und nach gewinnt er schließlich das Vertrauen des Jungen; Cole verrät ihm sein Geheimnis: „Ich sehe tote Menschen. Die sind wütend. Die wissen nicht, dass sie tot sind.“ Zunächst glaubt Dr. Crowe ihm nicht.

Eines Abends überarbeitet er den Fall seines früheren Patienten Vincent und bemerkt durch Zufall fremde Stimmen in einer Tonbandaufnahme, die er während einer Sitzung mit diesem Jungen gemacht hat. Er begreift, dass Cole die Wahrheit gesagt hat und dass auch sein ehemaliger Patient tote Menschen gesehen oder gehört haben musste. Daraufhin rät er dem Jungen, keine Angst mehr vor den Toten zu haben, sondern ihnen zuzuhören und zu versuchen, ihnen zu helfen. Das gelingt Cole im Falle der kleinen Kyra, die von ihrer Mutter heimlich vergiftet wurde. Cole hilft dem toten Mädchen, den Fall für die Familienangehörigen aufzudecken. Von da an verändert sich sein Leben positiv.

Während der Therapiemonate verschlechtert sich Dr. Crowes Beziehung zu seiner Frau. Die beiden sprechen schon seit längerem nicht mehr miteinander, sie leben getrennt unter einem Dach. An ihrem Hochzeitstag treffen sie sich im Restaurant, aber auch dort wechseln sie kein Wort miteinander. Dr. Crowe ist dadurch tief betrübt.

Nachdem seine Frau beim Anschauen ihres Hochzeitsvideos eingeschlafen ist, versucht er noch einmal mit ihr zu sprechen. Dabei erkennt er, dass er selbst einer der Geister ist, die nur Cole sehen kann. Schlagartig wird ihm nun klar, dass der Schuss, den Vincent Grey auf ihn abgegeben hatte, offensichtlich tödlich für ihn war, obwohl er das Ganze zuerst nur für eine relativ harmlose Fleischwunde hielt. Ihm wird jetzt auch klar, dass seine Frau einsam und voller Trauer ist, weil er sie durch seinen Tod zurückgelassen hatte. Sie hatte sich nie von ihm abgewendet, sondern er ist gestorben. Der Geist des Psychologen verlässt daraufhin seine schlafende Frau, er akzeptiert nun sein Schicksal als Toter. Seine eigentliche Aufgabe, Cole zu helfen, sieht er ohnehin als erfüllt an.

Entstehung

Nachdem sein autobiografischer Film Praying with Anger von den Kritikern größtenteils positiv aufgenommen worden war, aber das Publikum sich nicht dafür interessierte, und das Drama Wide Awake an den amerikanischen Kinokassen bei einem Budget von sechs Millionen US-Dollar nur 282.175 Dollar einspielte, brauchte Shyamalan endlich einen kommerziellen Erfolg.[2] Der Filmemacher begann ein Skript zu entwerfen. Aber schon bald distanzierte er sich davon. „Es war das Banalste, das man je las, mit klischeehaften Sätzen und nichtssagenden Einzeilern und abgedroschenen Spannungsbögen“, erinnerte er sich in einem Interview.[3] Der anschließende zweite Entwurf endete erneut unbefriedigend für den Autor. Mit der Idee, ein hypersensibles Kind in die Geschichte einzubauen, das tote Menschen sehen kann, machte er sich an einen dritten Entwurf. Inspiration fand er unter anderem bei der Fernsehserie Are You Afraid of the Dark? von David Winning.[4] Als Shyamalan schließlich mit dem fertigen Drehbuch, das nun seinen Vorstellungen entsprach, nach einem Filmverleih Ausschau hielt, traf er auf David Vogel von der Walt Disney Company.

Haley Joel Osment 2001, drei Jahre nach dem Dreh zu The Sixth Sense.

Laut dem Buch „Disney War“ von James B. Stewart hat Vogel, nachdem er das Skript gelesen hatte, ohne Rücksprache mit seinen Vorgesetzten die Rechte für drei Millionen US-Dollar erworben und Shyamalan als Regisseur engagiert. Als die Disney-Manager dies erfuhren, verkauften sie die Rechte an das Spyglass Entertainment weiter, sicherten sich aber 12,5 % der Einspielergebnisse.

Betreut wurde Shyamalan von dem Produzentenpaar Frank Marshall und Kathleen Kennedy. Für die Rolle des Kinderpsychologen verpflichtete man Bruce Willis, einen Schauspieler, der bis dahin meist in Actionfilmen mitgewirkt hatte. Damit habe er „die Erwartungen an den handgreiflichen Action-Held“ durchbrochen.[5] Der damals 10-jährige Haley Joel Osment verkörperte Cole Sear und erhielt später für seine Leistung eine Oscarnominierung als bester Nebendarsteller. Weitere Rollen wurden mit Toni Collette, Olivia Williams, Mischa Barton und Donnie Wahlberg besetzt. Der Regisseur M. Night Shyamalan hat selbst einen Cameo-Auftritt als Arzt, der mit Coles Mutter spricht.

Die Dreharbeiten fanden vom 21. September bis zum 13. November 1998 in Philadelphia, Pennsylvania, statt.[6]

Inszenierung

Farbgestaltung und Licht

In Shyamalans Gesamtwerk nimmt die Gestaltung mit Farbe und Licht einen wichtigen Platz ein. Auch in The Sixth Sense ist der Einsatz von Farben präsent. In der Szene, in der sich Cole im Unterricht mit seinem Lehrer streitet, passen die Farben „gut in das herbstliche Farbmuster des Films: weiße Wände, die unter dem matten Sonnenlicht nur grau erscheinen, olivgrüne Schuluniformen und weinrote Westen“. So wird die herbstliche Atmosphäre des Films verstärkt.[7] Die gewählte „grau in grau“ Farbkombination des Lehrers stellt diesen als langweilig und alt dar. Sie deutet an, dass er im Streit mit Cole falsch liegt. In einer der letzten Szenen im Film, in der Dr. Crowe am Abend nach Hause kommt und sich das Hochzeitsvideo ansieht, stimmen Farb- und Lichteffekte überein. Die Grün- und Brauntöne sind ruhig, dunkel und warm, das Licht „scheint lediglich von zwei kleinen Tischlampen sehr gedämpft und in einem warmen gelben Ton in die Szene“. Diese Methode drückt die durch das Video hervorgerufene Erinnerung Crowes aus, die für ihn wunderbar und schmerzlich zugleich ist.[7] Die zwei am häufigsten vorkommenden Farben sind das hervorstechende Rot sowie Grün. Rot verweist „immer wieder auf eine Art von Gefahr“,[8] während das Grün für Hoffnung und Leben steht. Die zwei Farben stellen daher den Kampf zwischen Gut und Böse dar.[9]

Kamera

Die Kameraführung von Tak Fujimoto „bleibt fast ausschließlich Beobachter“ und passt sich den emotionalen wie physischen Bewegungen der Protagonisten an. Diese Ausrichtung hat für die Darstellung des Übernatürlichen zwei Folgen: „entweder wir sehen es explizit oder überhaupt nicht“.[10] Des Weiteren sind mehrere Szenen mit einer einzigen Kamera bzw. mit einer einzigen Kameraeinstellung aufgenommen. Ein Beispiel: Cole und seine Mutter frühstücken in der Küche. Sie steht auf und verlässt den Raum, um eine Krawatte für ihren Sohn zu holen. Die Kamera folgt ihr. Als sie wieder zurück kommt, sind sämtliche Schubladen und Schränke geöffnet. Der Zuschauer ist verstört, da deutlich wird, dass ein kleiner Junge dergleichen in diesem kurzen Zeitraum gar nicht hätte schaffen können.[11]

Die Szene, in der sich Dr. Crowe und seine Frau im Restaurant gegenübersitzen, ist ebenfalls in einer einzigen Einstellung gefilmt. Die Kamera wandert an Crowes Frau vorbei auf den redenden Psychologen zu. Sein Blick haftet auf dem Gegenüber, das sich außerhalb des Bildes befindet. Als die Rechnung auf den Tisch gelegt wird, folgt die Kamera Dr. Crowes Hand nach unten, fängt Annas Hand, die nach der Rechnung greift, ein und nimmt sie unter Ausblendung ihres Mannes vollständig ins Bild. Westerboer merkt an: „Dieser zentrale und handlungsgeleitete Schwenk hat eine doppelte Funktion: Erstens repräsentiert er zunächst Annas potentielle Verärgerung über Malcolm [Dr. Crowe] durch eine grobe Geste, später Malcolms tatsächliche Abwesenheit. Zweitens, und darin besteht sein funktionales Wesen, unterwandert er im wahrsten Sinne des Wortes die implizierte, aber unmögliche Erwiderung von Malcolms Blick durch Anna.“[12]

Für die Szene, in der der Psychologe und Cole das Spiel spielen, in dem der Junge immer einen Schritt nach vorne oder einen zurück gehen muss – je nachdem, ob Dr. Crowe eine richtige oder falsche Vermutung äußert, lässt Shyamalan die Kamera bei jeder falschen Aussage, die Dr. Crowe macht, zurückfahren. Damit soll sein Gefühl betont werden, dass ihm sein Patient entgleitet.[3]

Schnitt und Ton

Shyamalan hat sich bei The Sixth Sense für wenige Schnitte und eine langsame, rhythmische Erzählweise entschieden.[9] Die wichtigen Szenen sind durch lange Schwarzblenden getrennt. Diese Blenden stellen aber auch die Zeit dar, in der Dr. Crowe nichts sieht, da er als Geist nur wahrnehmen kann, was er wirklich will.[9] Die Schocks und dramatischen Momente einer Szene werden meist akustisch oder durch James Newton Howards Filmmusik erzeugt. Des Weiteren analysiert Kreuzer, dass das Übernatürliche „fast ausschließlich durch die Story und die Figuren transportiert“ wird und „nicht durch eine Manipulation mit Hilfe des Filmschnitts“.[10] Das Ende des Films beinhaltet einen sogenannten Twist, d. h. für die Zuschauer eröffnet sich durch eine neu hinzugewonnene Information eine ganz andere Sichtweise auf den gesamten Film.

Themen und Motive

Die Geister

Die Gespenster im Film „stellen nicht unbedingt eine leibliche Bedrohung für Cole dar, obgleich diese Tatsache erst spät im Film festgestellt wird“. Der Schrecken selbst wird nur durch ihre beängstigenden Erscheinungen hervorgerufen und einer „monströsen Fusion der Kategorien lebend und tot“.[13] Die Geister sind nicht durch das klassische Bild „eines schwebenden, durchscheinenden Geistwesens“ dargestellt, sondern ähneln eher den wandelnden Toten aus The Night of the Living Dead.[13] Kreuzer hat in den Gespenstern Doppelgänger Coles gesehen, „die dessen inneren Konflikt der Isolation von den Mitmenschen und zusätzlich das Bedürfnis nach Kommunikation verkörpern. Sie stehen für den Anteil in Coles Seelenleben, der seine Lebensangst mitteilen möchte und dies durch äußere Konvention, dem Anspruch ein normales Mitglied der Gesellschaft zu sein, nicht tun kann“.[14] Auch Dr. Crowe, der selbst ein Geist ist, stellt mehr oder weniger seinen eigenen Doppelgänger dar, „der die Entfernung von seiner Frau in vollem Maße verkörpert: Er ist für sie gestorben, seelisch nicht mehr erreichbar, weil seine Arbeit ihn von ihr entfernt“.[14]

Die Begegnung zwischen Cole und den Toten „bereitet Shyamalan akribisch vor“, zum Beispiel als er in der nächtlichen Idylle erst jeden Winkel des Hauses zeigt, ehe er Cole „völlig ausgeliefert und nur mit Unterwäsche bekleidet, einer Selbstmörderin gegenüberstellt“.[15] Die Gründe für den Tod der Geister liegen im eigenen Zuhause, in der eigenen Familie: Der Selbstmord einer Frau geht auf die Unterdrückung durch ihren Mann zurück, ein Junge erschießt sich aus Versehen mit der Pistole seines Vaters, und ein Mädchen wurde von seiner Mutter getötet. Kreuzer analysiert: „Die irdische und die überirdische Welt durchbrechen die Selbstverständlichkeit, mit der wir die Sicherheit im eigenen Haus voraussetzen“.[15]

Glaube und Religion

Die Religion versagt als Schutz vor den Geistern, was zusätzlich für Spannung im Film sorgt.[16] Die Kirche ist Coles Zufluchtsort vor den toten Menschen. Im Laufe der Geschichte dienten Kirchen vielen Menschen als Schutz vor Verfolgungen. So flüchtet Cole immer wieder an diesen Ort, weil er sich dort sicher fühlt. Außerdem stiehlt er Heiligenfiguren, die er anschließend in seinem aus Decken und Stoff zusammengebauten Zelt in seinem Kinderzimmer wie in seiner kleinen persönlichen Kathedrale aufreiht. Dieser „Ort des Glaubens“ wird mit der Erscheinung von Kyras Geist entmachtet. „Durch die religiöse Symbolik ist es nicht nur der kindliche Glaube an das Verkriechen unter der Decke, das sich als wirkungslos herausstellt, sondern auch die Flucht in den religiösen Ritus. Das Unheimliche ist hier die Enttäuschung über ein sicher geglaubtes Refugium“, bemerkt Kreuzer.[16]

Die Enttäuschung durch den Glauben ist auch Coles Mutter anzusehen, als sie einmal zu Cole sagt, dass „ihre Gebete nicht erhört werden und sie die Probleme in ihrer kleinen Familie wohl selbst lösen müssen, indem sie ihre Gebete gegenseitig beantworten“.

Das Kind

Cole Sear wird im Film als Scheidungskind dargestellt, und „sein Bedürfnis der Identifikation mit einer Vaterfigur lässt sich unter anderem daran erkennen, dass er die Brille und die Armbanduhr seines Vaters trägt“.[17] Hinzu kommt, dass das Gefühl, von seinem Vater vergessen und vernachlässigt worden zu sein, immer anwesend ist: „Die Uhr des Vaters funktioniert nicht und die Gläser der Brille hat Cole entfernt, weil sie ihm in den Augen schmerzen“.[17] Westerboer bemerkt, dass in The Sixth Sense Cole „die symbolische Pforte zu alternativen Weltbildern, die noch wenig von einem rational-stereotypen Denken geprägt scheinen“, bildet.[18] So ist im Film eine Form von Kindheit präsent, „der die Existenz von Geistern […] selbstverständlich ist und die gewissermaßen eine Allegorie auf die konstruktivistisch begründete Freiheit des inneren Blickes darstellt“.[18]

Rezeption

Veröffentlichung und zeitgenössische Kritik

Als The Sixth Sense in den Vereinigten Staaten von Amerika am 2. August 1999 in Philadelphia Weltpremiere feierte und am 6. August in den Kinos anlief, waren die Kritikerstimmen größtenteils positiv (85 % der gesammelten Kritiken auf Rotten Tomatoes).[19]

Der renommierte Filmkritiker Roger Ebert gab dem Film drei von vier möglichen Sternen und schrieb, er sei vom Ende des Films völlig überrascht gewesen. Die Szenen zwischen Cole und dem Psychologen würden dem Film „sein Gewicht geben“ und „ihn so überzeugend wie nur irgend möglich“ wirken lassen. Des Weiteren war er der Ansicht, The Sixth Sense habe ein ruhiges, hinterlistiges Selbstvertrauen, das der Film brauche, um die Zuschauer „bis ans Ende eines geheimnisvollen, faszinierenden Pfades zu führen“.[20] Die San Francisco Chronicle lobte die Schauspielerleistungen und meinte, Shyamalan baue gekonnt eine unheimliche Atmosphäre auf, die er aufrechtzuerhalten verstehe. Damit sei der Film besser als 90 % der Filme desselben Genres.[21]

James Berardinelli gab dem Film hingegen nur eineinhalb Sterne von vier möglichen und urteilte, das Drehbuch sei nicht „stark genug und wirksam“ und es gäbe einen Mangel „an der inneren Kohärenz und Logik“. Zwar enthalte der Film einige interessante Ideen, die jedoch nicht genug in Erscheinung träten. Außerdem war er der Meinung, das überraschende Ende des Films sei völlig vorhersehbar gewesen.[22]

Als der Film, der sich ganz in der Tradition von Filmen wie Rosemaries Baby, Ekel oder Das Omen hält[23], schließlich am 30. Dezember 1999 in Deutschland und am 5. Januar 2000 in Frankreich in die Kinos kam, waren die Urteile ebenfalls überwiegend positiv. Der Spiegel vertrat die Meinung, dass Shyamalans Werk „eine geradezu altkluge Stilsicherheit im Umgang mit den Darstellern wie in der Dosierung der Horrorelemente und eine sehr selbstbewusste, sehr konservative Eleganz des Spiels mit Licht und Schatten“ zeige und es eine Wohltat sei, Bruce Willis in der Rolle des Psychologen zu sehen.[5] Die knappe Kritik von Olivier Joyard in der Cahiers du Cinéma beschrieb den Psycho-Thriller hingegen als langweiligen und verschachtelten Film über das Übernatürliche.[24]

Das Lexikon des Internationalen Films urteilte, den Film zeichne – auch wenn er teilweise die Mittel des Horror-Kinos bemühe, um eine bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen – „sein betont ruhiger Erzählduktus und die unaufdringliche Bildsprache als ernsthafte und außergewöhnlich sorgfältig inszenierte Annäherung an das Thema der menschlichen Sterblichkeit aus“.[25] Heiko Rosner vom Filmmagazin Cinema schrieb, The Sixth Sense sei ein Klassiker des Genres. Dies sei ein wahrer Geisterfilm, dessen Horror selbstverständlicher Bestandteil der Normalität sei und der, anders als jeder Albtraum, kein erlösendes Erwachen kenne. Außerdem meinte er, der Film sei ein Horror-Kammerspiel, das an den frühen Roman Polanski erinnere und durch das herausragende Zusammenspiel von Willis und Osment eine faszinierend schillernde „Shining“-Note erhalte.[26] Reclams Filmführer nahm den Film in seine Auswahl auf und war der Ansicht, Shyamalan habe einen Film geschaffen, der sanften Horror, Suspense und Poesie geschickt miteinander verbinden würde.[27]

Publikumserfolg

The Sixth Sense war der erfolgreichste Film 1999 nach Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung und befindet sich auf der Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.[28] Er spielte am Startwochenende in den USA rund 26,7 Millionen US-Dollar ein[29] und in der Bundesrepublik wurden in der Startwoche 1.006.235 Zuschauer gezählt,[30] was der erfolgreichste Start eines Shyamalan-Films in Deutschland ist. Nach acht Wochen hatte der Film des indischstämmigen Filmemachers bei einem Budget von 40 Millionen $ weltweit 670 Millionen $ eingebracht, davon circa 294 Millionen US-Dollar in den US-amerikanischen Kinos.[31] In Deutschland sahen den Film insgesamt 4,5 Millionen Besucher. Die Zuseherwertungen in der Internet Movie Database fielen mit 8,2 von 10 Punkten (Juli 2010) eher positiv aus.[32]

Nachwirkung

André Götz schreibt, The Sixth Sense habe mit seiner herbstlichen Farbskala, seinem getragenen Rhythmus und seiner offenen Melancholie in der Nähe zur Larmoyanz einen Tonfall für eine neue Welle von „ernsten, düsteren, erwachsenen Horrorfilm“ in Hollywood gegeben.[33] Ein Eindruck, der sich mit Bernd Zywietzs Beobachtung deckt: „Auf der anderen Seite hatte Shyamalans Film und Erfolg eine Welle von Filmen zur Folge, die auf der einen Seite den überraschenden Schluss zu kopieren suchten oder den positiven, humanistischen Ansatz im Übersinnlichen und seinem Genre nachspürten“.[34] Nennenswerte Filme sind The Others (2001), in dem sich Lebende als Geister entpuppen[35], Dragonfly (2002) und The Mothman Prophecies (2002), die einen männlichen Protagonisten im Mittelpunkt stehen haben, der mit dem Verlust seiner Frau zu kämpfen hat, und in Stir of Echoes (1999) wohnt der Zuschauer einem Ehezerfall bei.[33] Auch Shyamalans Wiederbelebung des Plot Twists – von Medienwissenschaftlern gelegentlich als filmische Adaption der literarischen Technik des sogenannten unzuverlässigen Erzählens interpretiert[36] – hatte eine Menge Filme mit überraschenden Enden zur Folge: The Gathering (2002), Dead End (2003) und Lost Things (2003).[35]

Auszeichnungen

The Sixth Sense bekam zahlreiche Preise und wurde unter anderem mit sechs Oscar-Nominierungen und vier BAFTA-Nominierungen geehrt. Die folgende Liste gibt einen Überblick der verschiedenen Auszeichnungen.

Oscarverleihung 2000
  • Nominiert in den Kategorien:
    • Bester Film
    • Bestes Original-Drehbuch – M. Night Shyamalan
    • Beste Regie – M. Night Shyamalan
    • Bester Nebendarsteller – Haley Joel Osment
    • Beste Nebendarstellerin – Toni Collette
    • Bester Schnitt – Andrew Mondshein
ASCAP Film and Television Music Awards 2000
  • ASCAP-Award in der Kategorie „Top Box Office Films“ – James Newton Howard
Empire Awards 2000
  • Beste Regie – M. Night Shyamalan
Bram Stoker Awards 2000
  • Bestes Drehbuch – M. Night Shyamalan
Broadcast Film Critics Association Awards 2000
  • Bester Newcomer – Haley Joel Osment
  • Nominiert in der Kategorie:
    • Bester Film
Chicago Film Critics Association Awards 2000
  • Nominiert in den Kategorien:
    • Bestes Drehbuch – M. Night Shyamalan
    • Bester Nebendarsteller – Haley Joel Osment
Teen Choice Awards 2000
  • Bester Darsteller – Haley Joel Osment
  • Bestes Drama
Golden Globe 2000
  • Nominiert in den Kategorien:
    • Bester Nebendarsteller – Haley Joel Osment
    • Bestes Drehbuch – M. Night Shyamalan
Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films

Saturn-Award in den Kategorien

  • Bester Horrorfilm
  • Bester Nachwuchsschauspieler – Haley Joel Osment
  • Nominiert in den Kategorien:
    • Bester Darsteller – Bruce Willis
    • Bestes Drehbuch – M. Night Shyamalan
Blockbuster Entertainment Award 2000
  • Bester Darsteller – Bruce Willis
  • Beste Nebendarstellerin – Toni Collette
  • Bester Newcomer – Haley Joel Osment
British Academy Film Award 2000
  • Nominiert in den Kategorien:
    • Bester Schnitt – Andrew Mondshein
    • Bester Film
    • Bestes Original-Drehbuch – M. Night Shyamalan
    • David-Lean-Preis für Regie – M. Night Shyamalan
Satellite Awards 2000
  • Bester Filmschnitt – Andrew Mondshein
  • Bestes Drehbuch – M. Night Shyamalan
  • Nominiert in den Kategorien:
    • Beste Nebendarstellerin in einem Drama – Toni Collette
    • Bester Sound – Allan Byer und Michael Kirchberger
Science Fiction and Fantasy Writers of America Award 2000
  • Bestes Drehbuch – M. Night Shyamalan
Writers Guild of America Award 2000
  • Nominiert in der Kategorie:
    • Bestes Drehbuch – M. Night Shyamalan

Literatur

  • Hartmann, Britta: Von der Macht erster Eindrücke. In: Liptay, Fabienne und Wolf, Yvonne (Hrsg.): Was stimmt denn jetzt? Unzuverlässiges Erzählen in Literatur und Film. Edition Text + Kritik 2005, S. 154–174. – ISBN 978-3-88377795-5
  • Kreuzer, Marco: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. VDM Verlag Dr. Müller. – ISBN 978-3-639-05921-2
  • Westerboer, Nils: Der innere Blick: Zur Konstruktion von Sehen und Wissen in M. Night Shyamalans The Sixth Sense, Unbreakable und Signs. VDM Verlag Dr. Müller. – ISBN 978-3-8364-7005-6
  • Zywietz, Bernd: Tote Menschen sehen. M. Night Shyamalan und seine Filme. Edition Screenshot Band 1. – ISBN 978-3-00-025297-6

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Cynthia Freeland: Horror and Art-Dead. In: Stephen Prince (Hrsg.): The Horror Film. New Brunswick, New Jersey, London 2004, S. 189 ; Ein Weiterer Film von M. Night Shyamalan ist Signs – Zeichen (2002).
  2. Einspielergebnis von Wide Awake. In: Box Office mojo. Abgerufen am 18. Februar 2009 (englisch).
  3. a b DVD: The Sixth Sense, Making-Of
  4. Biographie and Trivia. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 18. Februar 2009 (englisch).
  5. a b Der Spiegel 52/1999, S.60 f.
  6. Business. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 18. Februar 2009 (englisch).
  7. a b Filmanalyse von The Sixth Sense. In: Universität Magdeburg. Abgerufen am 16. Februar 2009 (deutsch).
  8. Westerboer, Nils: Der innere Blick: Zur Konstruktion von Sehen und Wissen in M. Night Shyamalans The Sixth Sense, Unbreakable und Signs, S. 97
  9. a b c Sixième Sense. In: film et culture.de. Abgerufen am 16. Februar 2009 (französisch).
  10. a b Kreuzer, Marco: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan, S. 52
  11. Kreuzer, Marco: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan, S. 50
  12. Westerboer, Nils: Der innere Blick, S. 44 f.
  13. a b Westerboer, Nils: Der innere Blick, S. 90
  14. a b Kreuzer, Marco: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan, S. 74
  15. a b Kreuzer, Marco: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan, S. 90
  16. a b Kreuzer, Marco: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan, S. 65
  17. a b Kreuzer, Marco: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan, S. 85
  18. a b Westerboer, Nils: Der innere Blick, S. 101
  19. The Sixth Sense. In: Rottentomatoes. Abgerufen am 18. Februar 2009 (englisch).
  20. Roger Ebert: Review: The Sixth Sense. In: rogerebert.com. Abgerufen am 16. Februar 2009 (englisch).
  21. Mick LaSalle: Boy Is Dead-On Amazing In 'Sixth Sense' Thriller. In: San Francisco Chronicle. Abgerufen am 18. Februar 2009 (englisch).
  22. James Berardinelli: The Sixth Sense. In: reelviews.net. Abgerufen am 18. Februar 2009 (englisch).
  23. Olaf Schneekloth: Gruseliger geht es nicht. In: Spiegel Online. Abgerufen am 18. Februar 2009 (deutsch).
  24. Joyard, Olivier: Le sixième Sense – Critique. In: Cahiers du Cinéma 542 1/2000, S. 72
  25. Lexikon des Internationalen Films: Filmjahr 1999, Rowohlt Verlag, S. 341f – ISBN 3-499-60662-3
  26. Heiko Rosner: The Sixth Sense. In: Cinema.de. Abgerufen am 16. Februar 2009 (deutsch).
  27. Reclams Filmführer, Reclam-Verlag, 13. Auflage 2008, S. 658 – ISBN 3-499-60662-3
  28. Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. In: Insidekino. Abgerufen am 18. Februar 2009 (englisch).
  29. Weekend Box Office. In: Box Office mojo. Abgerufen am 16. Februar 2009 (englisch).
  30. M. Night Shyamalan: Die besten Startwochen. In: Inside Kino. Abgerufen am 18. Februar 2009.
  31. The Sixth Sense (1999). In: Box Office mojo. Abgerufen am 16. Februar 2009 (englisch).
  32. The Sixth Sense. In: IMDB. Abgerufen am 24. Juli 2010.
  33. a b Götz, André: Zerrissene Seelen, kaputte Lebenswelten. Neue Tendenzen im amerikanischen Horrorfilm. In:epd film 7/2002. S. 20–25
  34. Zywietz, Bernd: Tote Menschen sehen. S. 57
  35. a b Zywietz, Bernd: Tote Menschen sehen. S. 57f
  36. vgl. Hartmann, Britta: Von der Macht erster Eindrücke.

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