9. Sinfonie (Mahler)

9. Sinfonie (Mahler)

Die Sinfonie Nr. 9 von Gustav Mahler wurde zwischen 1909 und 1910 geschrieben. Es handelt sich um die letzte Sinfonie, die Mahler vollendete. Er gab für das Werk keine Tonartbezeichnung an.

Die Sinfonie besteht aus den vier Sätzen:

  1. Andante comodo (D-Dur)
  2. Im Tempo eines gemächlichen Ländlers. Etwas täppisch und sehr derb (C-Dur)
  3. Rondo-Burleske: Allegro assai. Sehr trotzig (a-Moll)
  4. Adagio. Sehr langsam und noch zurückhaltend (Des-Dur)

Sie wurde für ein Orchester geschrieben, das aus vier Flöten, Piccoloflöte, drei Oboen, Englischhorn, vier Klarinetten (mit Es-Klarinette), einer Bassklarinette, vier Fagotten (mit Kontrafagott), vier Hörnern, drei Trompeten, drei Posaunen, einer Tuba, Schlagwerk (bestehend aus Pauken (2 Spieler), großer Trommel, kleiner Trommel, Becken, Triangel, Glockenspiel, Tamtam und 3 tiefen Glocken in Fis, A, H), Harfe (doppelt besetzt) und Streichern (Violinen, Bratschen, Celli und Kontrabässe) besteht.

Obwohl die Sinfonie aus vier traditionellen Sätzen besteht, ist es ungewöhnlich, dass der erste und der vierte Satz eher langsam sind. Darin, wie mit den schnelleren Mittelsätzen ähnelt sie Tschaikowskis Sinfonie „Pathétique“ in h-Moll.

Der erste Satz beginnt mit einem seufzenden Motiv, das an das tiefe Atmen eines Mannes am Sterbebett erinnert.

Der zweite Satz ist ein Tanz, ein Ländler; allerdings erscheint dieser Satz nicht wie ein Tanz. Vielmehr stellt er einen Totentanz dar (vgl. 4. Sinfonie). Mahler verändert z. B. traditionelle Klänge in beinahe unkenntliche Variationen.

Der dritte Satz in der Form einer Rondo-Burleske zeigt Mahlers kontrapunktischen Stil. Er beginnt mit einem dissonanten Thema in der Trompetenstimme, das immer wieder zurückkehrt. Der Satz ist einmalig in der Verknüpfung zwischen Dissonanzen und Kontrapunkt des Barock. Interessant an diesem Rondo ist die Zitatfülle. Mahler extrahiert hier aus seinem Lebenswerk zentrale Themen und implementiert sie in diesem Scherzo (ein Trio ist ebenfalls zu entdecken!) in seinen Tonsatz, zum Teil mit wesentlicher Verfremdung. In dem Trio lässt sich ein retardierendes Moment auffinden, das als Vorausdeutung auf den letzten Satz gesehen werden kann.

Der vierte Satz beginnt allein mit den Streichern, was nach der dramatischen Dynamik und Vielfalt der Instrumente im zweiten und dritten Satz eine sehr starke Wirkung hat. Die Tonart ist außerdem von D-Dur nach Des-Dur einen Halbton hinunter verschoben, was den 4. Satz zusätzlich melancholisch erscheinen lässt. Die Streicher setzen ein Hauptthema ein, das stark an den anglikanischen Gesang Abide with me erinnert. Das Werk endet still mit immer leiser werdenden Violinen, in die noch einige Male Bratschen und Celli kurze Motive hinein spielen, was als Mahlers Abschied von dieser Welt gedeutet werden kann, da Mahler kurz nach Vollendung der 9. Sinfonie starb. Dennoch arbeitete Mahler an seiner 10. Sinfonie, die jedoch nicht mehr vollendet wurde.

Die Uraufführung des Werkes fand am 26. Juni 1912 in Wien durch die Wiener Philharmoniker unter dem Dirigenten Bruno Walter statt.

Literatur

  • Renate Ulm (Hrsg.): Gustav Mahlers Symphonien. Entstehung – Deutung – Wirkung. Bärenreiter, Kassel 2001, ISBN 3-423-30827-3.
  • Gerd Indorf: Mahlers Sinfonien. Rombach, Freiburg i. Br./Berlin/Wien 2010, ISBN 978-3-7930-9622-1.

Weblinks


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