Theodor Freiherr von der Goltz

Theodor Freiherr von der Goltz

Theodor Alexander Georg Ludwig Freiherr von der Goltz (* 10. Juli 1836 in Koblenz; † 6. November 1905 in Bonn) war ein deutscher Agrarwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Goltz, Sohn eines Oberstleutnants, entstammt einer alten ostpreußischen Adelsfamilie. Gemeinsam mit seinem um ein Jahr älteren Bruder Hermann von der Goltz besuchte er das Gymnasium in Koblenz. 1853 begann er an der Universität Erlangen ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, das er 1854 wegen einer schweren Augenerkrankung jedoch abbrechen musste. Er entschloss sich zu einer mehr praktischen Ausbildung und absolvierte eine dreijährige landwirtschaftliche Lehre. Ab 1858 studierte er an der Landwirtschaftlichen Akademie in Bonn-Poppelsdorf. 1860 übernahm er eine Stelle als Landwirtschaftslehrer an der Ackerbauschule in Gut Riesenrodt im Kreis Altena (Westfalen). Dort schrieb er eine Abhandlung Über die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit landwirtschaftlicher Vereinigungen nebst Vorschlägen zu deren Organisation, mit der 1862 an der Universität Leipzig promoviert wurde.

Nach seiner Promotion übernahm Goltz eine Lehrtätigkeit an der Landwirtschaftlichen Akademie Waldau (Ostpreußen) und gleichzeitig die Administration der zur Akademie gehörenden Gutswirtschaft. 1869 wechselte er als ordentlicher Professor für Landwirtschaft an die Universität Königsberg. 1876 wurde er zum Direktor des dort eingerichteten Landwirtschaftlichen Universitätsinstituts ernannt. 1895 übernahm er die Stelle des Direktors der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf und eine ordentliche Professur für Landwirtschaft und Agrarpolitik an der Universität Bonn. In dieser Doppelfunktion wirkte er dort bis zu seinem Tode.

Forschungsschwerpunkte

Goltz gehört zu den bedeutendsten Agrarwissenschaftlern des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts. Sein Hauptinteresse galt neben der Agrarpolitik vor allem den ökonomischen Fragen der Landwirtschaft. Er hat ein umfangreiches wissenschaftliches Werk hinterlassen. Seine grundlegenden Beiträge publizierte er überwiegend in Sammelwerken, Lexika und in Festschriften. Meisterhaft verstand er es, das Wissen der Einzeldisziplinen in Lehr- und Handbüchern zusammenzufassen. Damit hat er das Ansehen und den Stellenwert der ökonomischen Fachgebiete innerhalb der Landwirtschaftslehre nachhaltig verbessert. Von vielen seiner Werke erschienen in relativ engen Zeitabständen Neuauflagen. Bis zwanzig Jahre nach seinem Tode hat sein Schüler Conrad von Seelhorst mehrere seiner Lehr- und Handbücher neu bearbeitet und herausgegeben.

In Verbindung mit führenden Agrarwissenschaftlern hat Goltz 1889/90 ein dreibändiges Handbuch der Gesamten Landwirtschaft herausgegeben, das für mehrere Jahrzehnte das maßgebende enzyklopädische Nachschlagewerk der Landwirtschaftswissenschaft gewesen ist. Das landwirtschaftliche Denken von Goltz war stark historisch geprägt. Einen Namen als Agrarhistoriker machte er sich vor allem mit seinem 1902/03 erschienenen zweibändigen Buch Geschichte der deutschen Landwirtschaft. Für die Geschichte der Agrarwissenschaften des ausgehenden 18. und des 19. Jahrhunderts ist es auch heute noch ein hochinformatives Standardwerk.

Werke

  • Die landwirtschaftliche Buchführung. Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin 1866; 13. u. 14. Aufl. neubearbeitet von Conrad von Seelhorst ebd. 1922 = Thaer-Bibliothek Bd. 2.
  • Die ländliche Arbeiterfrage und ihre Lösung. Verlag Kafemann, Danzig 1872; 2. umgearb. Aufl. ebd. 1874.
  • Landwirtschaftliche Taxationslehre. 2 Teile, Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin 1880; 3. umgearb. Aufl. ebd. 1903.
  • Handbuch der landwirtschaftlichen Betriebslehre. Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin 1886; 4. Aufl. neubarbeitet von Conrad von Seelhorst ebd. 1912.
  • Handbuch der Gesamten Landwirtschaft. In Verbindung mit Fachkollegen herausgegeben von Theodor Freiherr von der Goltz, Verlag der H. Laupp´schen Buchhandlung Tübingen 1889/90. Bd. 1: Volkswirtschaftliche Grundlagen und Oekonomik der Landwirtschaft (1890), Bd. 2: Der Acker- und Pflanzenbau (1889), Bd. 3: Die landwirtschaftliche Tierhaltung und die landwirtschaftlichen Nebengewerbe (1890).
  • Die ländliche Arbeiterklasse und der preußische Staat. Verlag G. Fischer, Jena 1893.
  • Leitfaden der landwirtschaftlichen Betriebslehre. Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin 1897; 7. verbesserte Aufl. herausgegeben von Conrad von Seelhorst, ebd. 1922 = Thaer-Bibliothek Bd. 93.
  • Agrarwesen und Agrarpolitik. Verlag G. Fischer, Jena 1899; 2. umgearb. Aufl. ebd. 1904.
  • Geschichte der deutschen Landwirtschaft. 2 Bände, Verlag Cotta, Stuttgart 1902/03. Unveränderte Neudrucke: Scientia-Verlag Aalen 1963 u. 1984.

Literatur

  • Kurt Munier: Theodor Freiherr von der Goltz. Ein Bild seines Lebens und Schaffens. Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin 1921 = Berichte des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Königsberg i. Pr. H. 18 (m. Bild u. umfangreicher Bibliographie).
  • Heinz Haushofer: Theodor Alexander Georg Ludwig Freiherr von der Goltz, Agrarpolitiker, landwirtschaftlicher Betriebswirt und Agrarhistoriker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 6, 1964, S. 635-636.
  • Donata von Nerée: Theodor Freiherr v. d. Goltz (1936-1905) - ein Sozialreformer? In: Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg/Pr. Bd. 29, 1994 (1995) S. 663-677.

Weblinks


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